Deutschland liefert sich mit den USA ein Endspiel um den Einzug ins Achtelfinale und den Gruppensieg (Do., 18.00 Uhr im LIVE-TICKER). Die US-Amerikaner spielen Klinsmanns typischen Power-Fußball. Allerdings ist die individuelle Schwäche in der Defensive eklatant.
spoxSpielweise und Personal:
Jürgen Klinsmann hat bei der Benennung seines Kaders schon klare Zeichen gesetzt und damit verdeutlicht, was er von seiner Mannschaft bei diesem Turnier erwartet: große Dynamik, volle Power, Disziplin und höchste Intensität. Dafür hat er sogar Superstar Landon Donovan geopfert.
Es war schon immer Klinsmanns Linie, keine Rücksicht auf Namen zu nehmen. Er verfolgte in dieser Hinsicht seine Vorgabe auch klarer als Bundestrainer Joachim Löw, der einige angeschlagene Spieler mit zur WM genommen hat.
"Jürgen will junge, aggressive Spieler haben, die durch Wille und Athletik die etwas geringere Qualität ausgleichen", sagte DFB-Teammanager Oliver Bierhoff. "Wir haben gesehen, wie die USA marschieren. Sie gehen ein unglaubliches Tempo."
Die ersten beiden Spiele haben gezeigt, dass Klinsmann mit seiner Idee bisher richtig gelegen hat und auch bereit ist, sich an verschiedene Gegebenheiten anzupassen. Gegen Ghana begannen die USA noch im 4-4-1-1 mit Jozy Altidore als Mittelstürmer und Clint Dempsey als hängende Spitze drumherum.
Durch die Oberschenkelverletzung von Altidore stellte Klinsmann auf ein 4-2-3-1 mit Dempsey im Sturmzentrum und einer Dreierreihe mit Michael Bradley im Zentrum dahinter um. Der Ex-Gladbacher ist sowohl auf der Sechs als auch auf der Zehn der spielbestimmende Mann im Team der Amerikaner.
Auf den Außen hat Klinsmann mit Graham Zusi und Alejandro Bedoya zwei lauf- und körperlich starke Spieler, die dabei helfen, das Zentrum zu schließen.
Dort agieren mit Jermaine Jones und Kyle Beckerman zwei aggressive Wachhunde, die ihre Stärken in der Balleroberung haben, aber auch dynamisch nach vorne gehen können. Wobei Beckerman die klar defensivere Aufgabe hat und seine Position nur selten verlässt.
"Die USA spielen sehr kompakt, in einer guten Ordnung und diszipliniert", analysierte Löws Assistent Hansi Flick.
In der Viererkette haben die USA auf außen mit dem Hoffenheimer Fabian Johnson einen sehr schnellen Spieler, der verstärkt die Offensive sucht. Auch DaMarcus Beasley kommt von einer offensiven Position und ist kein klassischer Verteidiger, wie sie Deutschland auf den Außenverteidigerpositionen derzeit einsetzt.
In der Innenverteidigung sind Matt Besler und Geoff Cameron bisher gesetzt, aber alles andere als ein Bollwerk. Dahinter steht mit Tim Howard vom FC Everton ein international erprobter Schlussmann.
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Die Stärken:
Die USA waren in beiden Spielen bestens auf den Gegner eingestellt und versuchten, die jeweiligen Schwächen konsequent auszunutzen. Das Team zeigte die typisch amerikanische Mentalität, war extrem motiviert, von sich überzeugt und voller Selbstbewusstsein.
Auffällig war, mit welcher Intensität sie den Gegner über 90 Minuten bearbeiten konnten. Selbst in Manaus wirkten sie gegen Portugal in bester Verfassung, auch wenn sie in der letzten Minute den Ausgleich kassierten.
Angeführt von Jermaine Jones und Michael Bradley haben die USA ein aggressives Mittelfeld, das sich im schnellen Umschalten versteht, die Bälle gut verteilen kann, aber auch selbst Torgefahr ausstrahlt.
Mit Tim Howard hat die Mannschaft einen erfahrenen Torhüter, der zwar nicht immer fehlerlos agiert, aber über fantastische Reflexe verfügt und Souveränität ausstrahlt.
Die Amerikaner agieren kompakt, aber keinesfalls defensiv und abwartend. Sie suchen ganz im Stile Klinsmanns den direkten Weg zum Tor und rücken hier auch konsequent nach. Vor allem über die Außenverteidiger soll dabei immer wieder Druck nach vorne gemacht werden.
Rechtsverteidiger Fabian Johnson ist noch deutlich offensiver als sein Gegenüber DaMarcus Beasley und ist bei jedem Angriff mit dabei. Mit seiner Schnelligkeit ist er eine Bedrohung für jede hoch stehende Abwehr. Vor allem gegen Ghana kam er immer wieder mit seinen Läufen in die Tiefe durch und war bester Mann auf dem Platz.
Für Betrieb sorgte in beiden Partien auch Clint Dempsey. Er zeigte seine Torjägerqualitäten, beteiligte sich aber auch immer wieder am Kombinationsspiel, ging weite Wege und setzte seine Mitspieler in Szene. Dazu körperlich robust, gut mit dem Rücken zum Tor und auch in den Luftduellen nicht zu unterschätzen. Beim letzten Aufeinandertreffen beider Teams im Juni 2013 erzielte er beim 4:3-Sieg der USA einen Doppelpack.
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Die Schwächen:
Die mutige Spielweise und die nach vorne gerichtete Denke gibt dem Gegner viel Platz in der Offensive, wenn die erste Pressinglinie überspielt ist. Und das ist sowohl Ghana als auch Portugal ziemlich oft gelungen.
Vor allem im Rücken der aufgerückten Außenverteidiger tun sich immer wieder Räume auf, die die Mittelfeldspieler und Innenverteidiger nicht in jeder Situation schließen können.
Die beiden zentralen Verteidiger sind ohnehin eine Achillesferse des US-Teams. Cameron sah bisher bei allen drei Gegentoren schlecht aus. Beim 1:1 der Ghanaer agierte er im eigenen Strafraum im Zweikampf sehr passiv, beim ersten Treffer der Portugiesen erlaubte er sich einen katastrophalen Querschläger und beim Ausgleich ließ er Portugals Varela vorlaufen und unbedrängt zum Kopfball gehen.
Die USA ließen in jedem ihrer Spiele 21 Torschüsse des Gegners zu, also 42 Abschlüsse Richtung Tor von Tim Howard (allerdings nur zehn aufs Tor). Vor allem gegen Ghana profitierten die Amerikaner von der schlechten Chancenverwertung der Afrikaner.
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Der WM-Kader der USA im Überblick