Der spürt deinen Atem!

Andreas Lehner
13. Juli 201415:46
Wer schnappt sich den WM-Pokal? Müller und Lahm oder Messi und Mascherano?spox
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Deutschland trifft im Finale der WM 2014 auf Argentinien (21 Uhr im LIVE-TICKER). Wer rückt in den Fußball-Olymp auf: Lahm oder Messi? Kennt Maradona Müller jetzt schon? Und warum stehen die Chancen gut, dass Höwedes ein überragendes Spiel macht? Der Head-to-Head-Vergleich.

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Neuer vs. Romero

Bei der WM vor vier Jahren galten beide noch als kommende Welttorhüter. Der eine hat sein Versprechen eingelöst und steht beim FC Bayern im Tor, der andere saß vergangene Saison beim AS Monaco meistens auf der Bank und kehrt nach seiner Leihe zu Sampdoria Genua zurück.

Bei der der WM 2014 sind sie wieder auf Augenhöhe - zumindest was die Anzahl der Gegentore angeht (Neuer: 4, Romero: 3) und wenn man die Kandidatenauswahl der FIFA für den besten Torhüter berücksichtigt.

Neuer hat Deutschland mit zwei fantastischen Spielen gegen Algerien und Frankreich vor größeren Problemen im Turnier bewahrt. Romero brachte die Albiceleste durch zwei gehaltene Elfmeter gegen die Niederlande ins Finale.

Vorteil Deutschland

Innenverteidiger: Boateng/Hummels vs. Demichelis/Garay

Über Mertesacker spricht Deutschland nur noch wegen eines Interviews. Die Innenverteidigung Boateng/Hummels ist zementiert - und so steht sie auch. Die beiden Spiele gegen Frankreich und Brasilien waren beeindruckend.

Boateng hat jeglichen Hang zu Leichtsinnsfehlern abgelegt und strahlt große Ruhe sowie Sicherheit aus. Das gilt schon seit dem ersten Spiel für Hummels, der es als einziger Verteidiger auf die Kandidatenliste der FIFA zum besten Spieler des Turniers geschafft hat. Seine Sehnenreizung im Knie wird seinen Einsatz im Finale nicht verhindern.

Auch bei den Argentiniern musste sich die Innenverteidigung erst finden. Demichelis war zu Beginn nur Reservist, dann stellte Trainer Sabella das System um und tauschte Fernandez aus. Seitdem ist Micho gesetzt und eine Bank. Wirkt mit kurzen Haaren deutlich jünger und spielt auch wieder spritziger. Im Zweikampf und Stellungsspiel ohnehin ausgezeichnet.

Profitiert auch von Garay, der ein bärenstarkes Turnier spielt und sich als gut organisierender Abwehrchef präsentiert. Wurde vor Beginn der WM von Demichelis Ex-Klub Bayern München umworben, geht nach der WM zu Zenit St. Petersburg.

Unentschieden

Außenverteidiger: Lahm/Höwedes vs. Zabaleta/Rojo

Die Diskussion ist beendet: Lahm wird auch im Finale Rechtsverteidiger spielen und wahrscheinlich auch bis zum Ende seiner Nationalmannschaftskarriere. Könnte als Kapitän den Pokal in Empfang nehmen und damit in einer Reihe mit den Ehrenspielführern Fritz Walter, Franz Beckenbauer und Lothar Matthäus genannt werden.

Höwedes wird eher in einer Reihe mit Guido Buchwald, Tim Borowski und Arne Friedrich genannt. Was aber nicht zwingend schlecht sein muss. Alle drei haben gegen Argentinien große Spiele abgeliefert. Erlebt bei dieser WM sein höchstes Hoch, wäre kein Wunder, wenn er jetzt auch Lavezzi, Di Maria und Messi stoppen würde.

Zabaleta postete nach dem Finaleinzug ein ziemlich bizarres Foto mit Perücke und Pflaster von sich. Trägt die Lippe zurzeit etwas dick. Ist auch sonst recht draufgängerisch unterwegs. Sorgt für Druck über die rechte Seite und schreckt vor furchteinflößenden Grätschen nicht zurück.

Auch Rojo hat keine Probleme damit, seinem Gegenspieler mal in die Parade zu fahren. Konzentriert sich mehr auf die Defensive als Zabaleta, hat dem aber schon ein Tor voraus. Mit 24 Jahren noch recht unerfahren, kriegt er im WM-Finale die Flatter?

Vorteil Deutschland

Seite 1: Torhüter, Innenverteidiger, Außenverteidiger

Seite 2: Zentrales Mittelfeld

Seite 3: Offensive Außen und Stürmer

Zentrales Mittelfeld: Schweinsteiger/Khedira/Kroos vs. Mascherano/Biglia/Messi

Das deutsche Mittelfeld lieferte gegen Brasilien sein Meisterstück ab. Es schien als wären Schweinsteiger und Khedira nie verletzt gewesen und Kroos wäre nie des Phlegmas bezichtigt worden.

Schweinsteiger hat für sich die Rolle des Liberos vor der Abwehr entdeckt und spulte dort locker 12,6 Kilometer ab. Wird gegen Argentinien anders gefordert sein, weil sich in seinem Raum ein gewisser Messi aufhält.

Khedira spielte gegen Brasilien das vielleicht beste Ein-Mann-Pressing aller Zeiten und lief den Gegner schon weit vor Klose an. Steht acht Monate nach seinem Kreuzbandriss in Mailand in einem WM-Finale und scheint körperlich rechtzeitig in bester Verfassung zu sein. Wahnsinn!

So lässt sich auch die Leistung von Kroos bezeichnen. Ist der kreative Chef im Mittelfeld. Scheint von seinem anstehenden Wechsel vom FC Bayern zu Real Madrid beflügelt zu sein. Der WM-Pokal könnte bei seinem Einstand in Madrid helfen, weil da ein gewisser Di Maria auf seiner Position spielt.

Dass Argentinien in der K.o.-Phase noch kein Gegentor kassiert hat, liegt auch am wachhabenden Mittelfeldoffizier Mascherano. Ist der Anführer der Mannschaft und auch Taktgeber. Nicht mal die bayerischen Guardiola-Jünger haben so viele Pässe gespielt und zum Mann gebracht wie der Spieler vom FC Barcelona, wo er meistens als Innenverteidiger zweckentfremdet wird.

Biglia ist der neue Cambiasso bei den Argentiniern. Nie auffällig, aber immer irgendwie da, wo es wichtig ist. Wäre als Werbeträger für einen der Hauptsponsoren des DFB-Teams prädestiniert, ist nämlich in Mercedes geboren.

Mascherano und Biglia sind auch deshalb so wichtig, weil der dritte im Bunde eigentlich kein Mittelfeldspieler ist. Messi spielt jenseits einer klaren Position, der viermalige Weltfußballer spielt in seiner eigenen Welt. Mit Defensivaufgaben wird er nicht belastet. Kann mit einem WM-Sieg endgültig auf eine Stufe mit Maradona klettern. Die Diskussionen über den Barca-Messi und den Argentinien-Messi hätten sich dann auch erledigt.

Unentschieden

Seite 1: Torhüter, Innenverteidiger, Außenverteidiger

Seite 2: Zentrales Mittelfeld

Seite 3: Offensive Außen und Stürmer

Offensive Außen: Müller/Özil vs. Lavezzi/Di Maria

Müller will zwar den Goldenen Schuh für den besten Torschützen nur, wenn er auch Weltmeister wird, hat sich aber trotzdem geärgert, als ihm Schürrle gegen Brasilien beim 6:0 den Ball vom Fuß klaute. Ist und bleibt ein Phänomen, auch vor dem WM-Finale noch mit einem lockeren Spruch nach dem anderen. Dürfte mittlerweile auch Maradona ein Begriff sein, der Müller nach dessen ersten Länderspiel auf der Pressekonferenz für einen Balljungen gehalten hatte.

Özil hatte gegen die Selecao ein kleineres Coming out. Spielte einige gute Pässe, hat aber immer noch Luft nach oben. Wird mit Zabaleta einen Gegenspieler bekommen, der aus der Premier League weiß, was Özil normalerweise nicht schmeckt: Härte.

Damit kommt Lavezzi schon eher klar. Der Stürmer von PSG ist klein, kompakt und kraftvoll. Sucht immer wieder das Dribbling und wühlt sich gerne durch. Zwar nicht unbedingt auf dem Flügel zuhause, macht seine Sache aber gut. Er sollte den Atem von Höwedes spüren. Wenn der ihn drehen lässt, ist er gut.

Ganz Argentinien hofft auf die Rückkehr von Di Maria nach seiner Muskelverletzung im Oberschenkel. Es ist davon auszugehen, dass er sich ein WM-Finale nicht nehmen lässt, wenn es irgendwie geht. Spielt die beste Saison seines Lebens und führte Real Madrid zum Champions-League-Sieg. Seine Dribblings können zur Bedrohung werden. Sind Lavezzi und Di Maria in Form, ist Argentinien weit mehr als Messi.

Unentschieden

Stürmer: Klose vs. Higuain

Sein 16. WM-Tor gegen Brasilien hat Klose zur Legende gemacht. Diesen Rekord wird er mindestens für vier Jahre behalten, dann muss er sich vor Müller fürchten. Der 36-Jährige wirkt nach einer verletzungsvollen Saison genau zum richtigen Zeitpunkt mal wieder frisch und spritzig. Könnte mit weiteren Toren den Druck auf Müller hochhalten.

In diese Sphären wird Higuain wohl nicht mehr vordringen. Steht aktuell bei fünf WM-Toren. Verhungert aufgrund seiner Mitspieler, die immer wieder ins Dribbling gehen und selbst den Abschluss suchen, ab und zu im Sturmzentrum. Macht dafür nach hinten die Wege, um die entstandenen Lücken zu schließen.

Unentschieden

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