Bald sind sie weg und mit ihnen die Erfahrung aus 354 Länderspielen. Die Bilanzen von Philipp Lahm, Miroslav Klose und Per Mertesacker lesen sich monströs. 239 Siege haben die drei zusammengerechnet gefeiert, dazu kommen 60 Unentschieden und 55 Niederlagen.
Unzählige Zweikämpfe, Kopfballduelle, Tacklings, Dribblings, Torschüsse, Flanken waren dabei, einige zweite und dritte Plätze bei großen Turnieren, für Lahm und Klose noch die Schmach von Portugal 2004 - und am Ende der Triumph bei der WM vor wenigen Wochen.
Am Mittwochabend werden die drei Stützen der Mannschaft vor dem Testspiel gegen Argentinien in Düsseldorf feierlich verabschiedet. Ein Rückblick auf drei bemerkenswerte Karrieren im Kreis der Nationalmannschaft.
Philipp Lahm
113 Länderspiele in lediglich etwas mehr als zehn Jahren hat der ehemalige Kapitän bestritten. Im Februar 2004 begann eine Ära des deutschen Fußballs bei einem Testspiel in Split gegen Kroatien. Lahm war damals gerade ein halbes Jahr in der Bundesliga unterwegs und beim VfB Stuttgart vom damaligen Coach Felix Magath vom gelernten Mittelfeldspieler zum linken Verteidiger umfunktioniert worden.
In einer schwierigen Zeit für den deutschen Fußball war er einer der wenigen Lichtblicke. Eine Dekade lang war er unersetzbar - egal ob links oder rechts in der Viererkette oder wie zuletzt immer öfter auch im defensiven Mittelfeld. Im spontanen Rückblick bleiben Szenen hängen wie seine Tore beim WM-Eröffnungsspiel 2006 oder im Halbfinale der EM zwei Jahre später gegen die Türkei.
Aber Lahm war eher immer ein Mann für die Momente im Hintergrund. Als ausgleichendes Element war er in der Mannschaft bekannt, auf dem Platz die Zuverlässigkeit in Person. "Philipp ist ein Musterprofi, der alles dem Erfolg unterordnet", sagt Joachim Löw. In der Praxis sieht das dann unter anderem so aus, dass er sich jeden Tag körperlich und mental mit Yoga fit hält - selbst nach späten Champions-League-Spielen nimmt er sich im Hotel noch die Zeit dafür.
Etwas unglücklich war der Zeitpunkt gewählt, als er auf das Kapitänsamt pochte. Zwei Tage vor dem WM-Halbfinale 2010 gegen Spanien preschte Lahm in einem Interview nach vorne, was ihm nicht unbedingt nur volle Zustimmung von Fans und Medien einbrachte. Es gehört aber auch zu seiner durchaus streitbaren Figur, dass er aneckt, sich auflehnt oder Dinge auch mal ungeschönt anspricht.
Der Rücktritt nur wenige Stunden nach dem gewonnenen WM-Finale kam für fast alle überraschend. Beim Frühstück teilte er Löw seine Entscheidung mit. Lahm wolle sich ab sofort nur noch auf den FC Bayern München konzentrieren. Eine absolut nachvollziehbare Entscheidung, nehmen doch die Termine mit der Nationalmannschaft bei Länderspielen oder Medienaktivitäten pro Jahr über 30 Tage in Anspruch.
Lahm ist klug genug, um für die nächsten Jahre deshalb vorzubauen. Er weiß, dass auch sein Körper irgendwann nicht mehr so funktioniert wie der eines Mittzwanzigers. Und außerdem ist da ja noch die Familie, die nach zehn Jahren für den Deutschen Fußball-Bund mehr in den Fokus rücken soll. Fritz Walter, Uwe Seeler, Franz Beckenbauer und Lothar Matthäus hat der DFB bei den Männern in den Stand der Ehrenspielführer gehoben. Philipp Lahm könnte schon bald der fünfte in der Runde werden...