Selkes Erben und die drei ???

David Kreisl
28. Mai 201523:07
Angeführt von Kapitän Akpoguma (M.) will die U20 in Neuseeland für Wirbel sorgengetty
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Der Topstürmer nicht dabei, das Team erst zum dritten Gruppenspiel komplett - die U20 reist nicht ohne Sorgenfalten ans andere Ende der Welt zur WM in Neuseeland. Frank Wormuth geht dennoch optimistisch ins Turnier. Vor dem Auftaktmatch gegen Fidschi (Montag, 3 Uhr im LIVE-TICKER) macht SPOX den Check: Wer sind die Eckpfeiler der Mannschaft? Wie steht's um die drei Nachzügler? Und wer stürmt für Davie Selke?

Das Tor

Das Personal: Daniel Mesenhöler (1. FC Köln), Marvin Schwäbe (1899 Hoffenheim), Timon Wellenreuther (Schalke 04)

Die Situation: Zwischen den Pfosten läuft es in Neuseeland auf einen Zweikampf zwischen Mesenhöler und Schwäbe hinaus. Beide kamen in der U20 bislang drei Mal zum Einsatz, beide standen bereits für die U19 vier Mal auf dem Platz - und beide machen sich berechtigte Hoffnungen auf den Platz im Kasten. Gegenüber dfb.de bestätigte Coach Wormuth bereits, noch keine feste Achse für das Turnier im Kopf zu haben.

Mit Mesenhöler steht ein 19-Jähriger parat, der erst im Oktober einen Profivertrag beim 1. FC Köln unterzeichnet hat und seitdem vier Mal im Bundesliga-Kader der Geißböcke stand, wenn auch noch ohne Einsatz. Für die zweite Mannschaft des FC machte er in der Regionalliga 25 Partien, bei denen er acht Mal eine weiße Weste behielt.

Auch Schwäbe darf noch vom Platz im Tor träumen. Auf den gebürtigen Dieburger hält man im Kraichgau große Stücke, noch holt sich der 20-Jährige seine Spielpraxis aber in der U23 in der Regionalliga Südwest (23 Einsätze, vier Zu-Null-Spiele).

Der frühere Ringer gilt als Bewegungstalent und glänzt neben starken Reflexen auch fußballerisch und mit seiner starken Strafraumbeherrschung. "Ich bin deshalb vielleicht etwas beweglicher als andere Spieler", so der ehemaliger Kampfsportler selbst, der sein Können am Ball im November bei der U20-Partie gegen Polen mit einem frechen Beinschuss gegen einen herannahenden Stürmer unter Beweis stellte.

Das Keeper-Trio wird von Wellenreuther komplettiert, der für Werders Michael Zetterer nachnominiert wurde. Der Bremer zog sich vergangene Woche im Training einen Kahnbeinbruch zu. Für Nachrücker Wellenreuther bleibt trotz der größten Profierfahrung der drei Schlussmänner mit acht Bundesliga-Einsätzen sowie zwei Champions-League-Partien gegen Real Madrid wohl nur die Zuschauerrolle.

Seite 1: Das Tor: Zweikampf und ein prominenter Backup

Seite 2: Die Abwehr: Keine Sorgen im Zentrum

Seite 3: Das Mittelfeld: Nachzügler, Fragezeichen und drei kleine Stars

Seite 4: Der Angriff: Selkes Erben aus Liga drei

Die Abwehr

Das Personal: Kevin Akpoguma (1899 Hoffenheim), Thomas Hagn (SpVgg Unterhaching), Marc-Oliver Kempf (SC Freiburg), Grischa Pömel (1899 Hoffenheim), Niklas Stark (1. FC Nürnberg), Anthony Shyre (Hertha BSC), Maximilian Wittek (1860 München), Jeremy Dudziak (Borussia Dortmund)

Die Situation: Im Defensiv-Zentrum dürften Wormuth wenig Sorgen plagen. Kapitän Akpoguma, der nach der WM eine zweijährige Leihe in Düsseldorf antreten wird, war bereits in der Europameister-Mannschaft der U19 ein wichtiger Eckpfeiler und ist in der Innenverteidigung gesetzt.

Auch der Platz an der Seite des Kapitäns wird hochkarätig besetzt sein, mit Kempf und Stark stehen zwei der erfahrensten Spieler im Kader bereit. Ersterer war für Absteiger Freiburg 13 Mal in der Bundesliga im Einsatz und erzielte zwei Tore, allerdings warfen ihn muskuläre Probleme sowie ein Außenbandanriss in der Rückrunde zurück.

Stark hat als Kapitän der U19-Europameister von 2014 ein hohes Standing und durfte bereits drei Mal in der U21 ran. Mit 26 Einsätzen war Stark, an dem RB Leipzig großes Interesse haben soll, Stammkraft in Innenverteidigung und Mittelfeld des FCN in der vergangenen Zweitliga-Saison. Auch beim DFB wäre ein Einsatz im Mittelfeld kein Neuland für den 1,90-Meter -Hünen.

Thomas Hagn ist ein weiterer Kandidat sowohl für das defensive Mittelfeld, als auch für die linke Defensivbahn. 27 Einsätze in der 3. Liga stehen beim Allrounder, der in der U19 vom FC Bayern zur SpVgg Unterhaching kam, zu Buche.

Für die linke Seite wäre eigentlich Fabian Holthaus vorgesehen gewesen, doch ein Muskelfaserriss machte dem Bochumer einen Strich durch die Rechnung. "Wir haben bis zur letzten Sekunde gewartet", so Wormuth gegenüber SPOX, "aber seine Verletzung ist nicht optimal auskuriert".

In Maximilian Wittek und Jeremy Dudziak stehen dem Coach aber zwei weitere, hochinteressante Personalien zur Verfügung - die aufgrund der Situation in ihren Klubs aber erst im Laufe der Gruppenphase nachkommen werden. "Ich weiß nicht, in welchem Zustand sie zu uns stoßen werden", äußerte sich der Chefcoach vorsichtig.

Wittek muss mit den Münchner Löwen, für die er in 20 Ligaeinsätzen ein Mal traf, in der Relegation gegen Holstein Kiel ran und wird erst vor dem letzten Gruppenspiel gegen Honduras zum DFB-Team stoßen.

Dudziak, der fast die Hälfte der Saison wegen einer Schulterverletzung verpasste, dann aber nach der Unterzeichnung seines Profivertrags beim BVB schon zu drei Kurzeinsätzen kam, wird nach dem Pokalfinale anreisen und kurz vor dem zweiten Spiel gegen Usbekistan die Mannschaft verstärken.

Der Dortmunder ist nicht nur hinten links in der Viererkette einsetzbar, sondern auch eine realistische Option für das Mittelfeld. Grischa Prömel von Hoffenheim als Rechtsverteidiger und Herthas Anthony Shyre innen, die bislang erst zwei bzw. einen Einsatz für die U20 vorzuweisen haben, komplettieren die Abwehr.

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Das Mittelfeld

Das Personal: Levin Öztunali (Werder Bremen), Julian Brandt (Bayer Leverkusen), Robert Bauer (FC Ingolstadt), Hany Mukhtar (Benfica Lissabon), Matti Steinmann (Hamburger SV), Marc Stendera (Eintracht Frankfurt), Julian Weigl (1860 München)

Die Situation: Der letzte im Trio der Nachreisenden wirft Wormuths Planungen wohl am ehesten durcheinander, so etablierte sich der Löwe Weigl, dessen Wechsel zu Borussia Dortmund perfekt ist, in den letzten Spielen als Stammkraft auf der Sechs. Doch wie Vereinskollege Wittek wird der ehemalige TSV-Kapitän frühestens zum Spiel gegen Honduras zur Verfügung stehen.

Neben Stark heißen die Alternativen im defensiven Mittelfeld so lange Matti Steinmann und Robert Bauer. Steinmann durfte beim HSV bereits zweimal bei den Profis ran - beide Male ausgerechnet gegen die Bayern - und ist seit der U15 Dauergast beim DFB.

Bauer, der 18 Spiele in der Aufstiegssaison beim FC Ingolstadt absolvierte, stand bislang erst eine Halbzeit im DFB-Dress auf dem Platz: Bei der 1:2-Niederlage im Rahmen der internationalen Spielrunde gegen Polen. Zuvor schlug der gebürtige Pforzheimer ein Angebot des kasachischen Verbandes auf, um für Deutschland auflaufen zu können.

Vielleicht zieht Wormuth auch Hany Mukhtar ein Reihe zurück, der unter dem Taktik-Experten bereits auf der Doppel-Sechs zum Einsatz kam. Es wird interessant zu sehen, welche Rolle der Siegtorschütze der U19-Europameisterschaft einnehmen wird.

"Hany gehört zu den besten 14 Spieler meines Kaders", sagte Wormuth noch im März. Dennoch hat der einzige Legionär im Team seit seinem Wechsel von der Hertha zu Benfica im Januar erst zwei Pflichtspiele bestritten - ein Spiel für die Zweite der Portugiesen und einen Joker-Einsatz über 16 Minuten für die Profis.

Das offensive Mittelfeld darf dagegen ruhig als das Prunkstück der deutschen U20 betitelt werden. Mit Marc Stendera und den beiden jüngsten im Team, Julian Brandt und Levin Öztunali, könnten gleich drei gestandenen Bundesliga-Profis in Neuseeland wirbeln. Der Frankfurter Offensiv-Allrounder Stendera bejubelte bei 26 Spielen für die Eintracht drei Tore und gab sechs Assists.

Auch an Brandt führt für Wormuth wohl kein Weg vorbei. Vier Tore und zwei Assists stehen beim Leverkusener zu Buche, das in der abgelaufenen Spielzeit auch fünf Mal in der Königsklasse ran durfte. "Es ist etwas Besonderes, gegen Teams außerhalb von Europa zu spielen", sagte Brandt. SPOX

Kampfansagen statt Vorfreude gab es dagegen von Levin Öztunali. Der noch ein Jahr an Werder ausgeliehene Leverkusener stellte klar, dass man sicherlich nicht nach Neuseeland reise, um sich "nach drei Spielen schon wieder zu verabschieden".

Nach seinem Wechsel an die Weser verpasste der Seeler-Enkel nur ein Bundesligaspiel und könnte einen Stammplatz innehaben. "Linksaußen, Rechtsaußen, Zentrum - im Offensivbereich habe ich bereits überall gespielt. Ich werde dort zum Einsatz kommen, wo der Trainer mich aufstellt", so der Werder-Profi.

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Der Angriff

Das Personal: Pascla Köpke (SpVgg Unterhaching), Felix Lohkemper (VfB Stuttgart), Marvin Stefaniak (Dynamo Dresden)

Die Situation: Die Absage von Toptorjäger Davie Selke sorgte für hohe Wellen und viel Stirnrunzeln in Fußball-Deutschland. Es sei, so Wormuth, nach mehreren Gesprächen mit RB Leipzig "auf oberster Ebene entschieden" wurde, dass Leipzigs Millionen-Neuzugang die Reise ans andere Ende der Welt nicht antritt.

Die Fußstapfen von einem der besten Nachwuchsangreifer Deutschlands, der nebenbei noch elementarer Bestandteil der U19-Europameister war, müssen jetzt von Pascal Köpke, Felix Lohkemper und Marvin Stefaniak gefüllt werden. Eine große Aufgabe - angesichts des Potenzials der verbliebenen Angreifer aber kein Ding der Unmöglichkeit.

Bitter: Bei der Vorbereitung in Neuseeland verletzte sich mit Tim Kleindienst der etatmäßige Selke-Ersatz. Für ihn ist das Turnier gelaufen. Der Angreifer von Energie Cottbus fehlte in der vergangenen Spielzeit zwei Mal wegen einer Gelbsperre und einmal wegen Grippe, ansonsten spielte er alle verbliebenen 35 Spiele - und das meistens in der Startelf. In seinem ersten kompletten Jahr im Profifußball verbuchte der 1,93-Meter-Hüne 13 Tore und vier Assists und wird sich in der kommenden Saison dem SC Freiburg anschließen. Kurzfristig nominierte Wormuth Pascal Köpke von der SpVgg Unterhaching nach.

Daneben kann Wormuth auf Marvin Stefaniak bauen. Der Linksaußen war mit 14 Assists der zweitbeste Vorbereiter der vergangenen Drittliga-Saison und stand für die Schwarzgelben 32 Mal auf dem Platz. Angeblich sollen Bremen und Leipzig am 20-Jährigen dran sein, der nach zwei Auftritten in der U17 erst in der U20 wieder ins DFB-Team berufen wurde.

Hauptsächlich als Joker könnte U19-Europameister Lohkemper zum Einsatz kommen. Der Stuttgarter wird ab Sommer seine Stiefel für die zweite Mannschaft der Hoffenheimer schnüren und nimmt für mehr Spielpraxis (21 Einsätze für den VfB II) sogar den Abstieg in eine schlechtere Liga in Kauf.

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