Brandt, Kimmich und Weigl dabei

SID
Joachim Löw stellte am Dienstag seinen vorläufigen Kader vor
© getty

Mit 14 Weltmeistern und vier Frischlingen startet Joachim Löw die Mission EM-Titel. Der Bundestrainer berief am Dienstag 27 Spieler in sein vorläufiges Aufgebot für die EURO in Frankreich.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Die einen holte er mit einer freudigen Nachricht aus dem Bett, den anderen verdarb er mit einer schlechten Botschaft den Urlaub: Bei der ersten Auslese von Bundestrainer Joachim Löw für die Mission EM-Titel ging es äußerst emotional zu.

Während er bei seinen vier Frischlingen Julian Brandt, Julian Weigl, Leroy Sane (alle 20) und Joshua Kimmich (21) "die Freude durchs Telefon spüren" konnte, herrschte bei einer Handvoll Frustrierten um die Weltmeister Christoph Kramer und Ron-Robert Zieler sowie Max Kruse "zwar kein Unverständnis, aber große Enttäuschung".

Einen prominenten Härtefall vermied Löw bisher. Den angeschlagenen Kapitän Bastian Schweinsteiger berief er ebenso in sein vorläufiges 27-Mann-Aufgebot für die EURO (10. Juni bis 10. Juli) wie die schwächelnden Weltmeister Lukas Podolski, Andre Schürrle oder Julian Draxler.

Löw setzt auf Schweinsteiger

Vor der "Tour de France" müssen aber vor allem sie und die Youngster sich ab 24. Mai im Trainingslager in Ascona bewähren - Brandt und Co. tragen die Rückennummern 24 bis 27. Bis zum 31. Mai muss Löw noch vier Spieler aus dem Aufgebot streichen.

Bei Schweinsteiger müsse man noch "ein bisschen warten", berichtete Löw in der Französischen Botschaft in Berlin, "aber ich gehe davon aus, dass er es schaffen wird".

Podolski habe "für die Mannschaft noch einen sportlichen Wert, auch wenn das manche nicht wahrhaben wollen" und sei obendrein "eine Persönlichkeit". Der 127-malige Nationalspieler wird also nicht zittern müssen.

"Sie werden eine Weile brauchen"

Die Chance beim Schopfe packen wollen Brandt (Bayer Leverkusen), Kimmich (Bayern München) und Weigl (Borussia Dortmund), die erstmals nominiert wurden. Torhüter Bernd Leno (Leverkusen) war zwar schon berufen worden, kam aber noch nie zum Einsatz. Sane (Schalke 04) absolvierte bisher ein Länderspiel.

"Einige sind bereits im Kurzurlaub, die habe ich aus dem Bett geholt", berichtete Löw mit einem Schmunzeln über seine Auswahl: "Die Freude war natürlich sehr, sehr groß. Man konnte sie durchs Telefon spüren."

Schwerer fielen dem 56-Jährigen bei seiner fünften Kader-Nominierung die Anrufe bei den Enttäuschten, zu denen neben Kramer, Zieler und Kruse die Weltmeister Matthias Ginter und Erik Durm sowie der zuletzt häufig nominierte Hoffenheimer Kevin Volland gehören.

Draxler, Marin & Co. - Löws Streichliste

"Sie werden eine Weile brauchen. Aber es geht weiter", sagte Löw: "Das muss nicht das Aus bedeuten. Jeder könnte nach der EM eine neue Chance bekommen."

Gündogan und Badstuber schaffen es nicht

Leverkusens Jonathan Tah, der Gladbacher Mahmoud Dahoud oder die Schalker Max Meyer und Leon Goretzka, die aus der Riege der Jungstars vergeblich hofften, dürfen sich wohl mit Olympia im August in Rio de Janeiro trösten. Verletzt fehlt nur der Dortmunder Ilkay Gündogan (Knie), der lange ausgefallene Bayern-Innenverteidiger Holger Badstuber schaffte es ebenfalls nicht.

Dass noch ein am Dienstag nicht vorläufig berufener Spieler auf den EM-Zug aufspringt, ist allenfalls bei einer Verletzung eines Torhüters denkbar. Doch legten der Bundestrainer und sein Spezialcoach Andreas Köpke sich auf Manuel Neuer, Marc-André ter Stegen sowie Leno fest.

Kevin Trapp (Paris St. Germain) und Hannovers Weltmeister Ron-Robert Zieler hatten das Nachsehen. Ansonsten habe man zwar "gedanklich den einen oder anderen auf Abruf. Aber ich bin relativ sicher, dass sich aus diesen 24 Feldspielern der endgültige Kader zusammensetzen wird", sagte Löw.

Vier schwierige Gespräche

Ende Mai stehen ihm trotzdem noch einmal vier schwierige Gespräche bevor. Das Rennen erklärte der Bundestrainer für komplett offen. Im Moment gebe es noch "keine Streichkandidaten".

Schon jetzt seien "diese Entscheidungen wahrlich nicht leicht gefallen", sagte Löw und erklärte ganz allgemein: "Das Kollektiv ist wichtiger als jeder einzelner Spieler. Nach diesen Kriterien haben wir ausgewählt."

Das Team gebe Anlass zu Optimismus: "Wir sind selbstbewusst, aber nicht überheblich. Wir sind stark, aber nicht unbesiegbar."

Generalprobe gegen Ungarn

Während des EM-Trainingslagers macht die DFB-Delegation noch einen Abstecher nach Augsburg für ein Testspiel gegen die Slowakei (29. Mai), nach der Rückkehr vom Lago Maggiore folgt am 4. Juni in Gelsenkirchen die Generalprobe gegen EM-Teilnehmer Ungarn.

Am 7. Juni bricht der Weltmeister ins Trainingslager nach Évian-les-Bains auf, fünf Tage später steigen Schweinsteiger und Co. mit dem Spiel gegen die Ukraine in Lille ins Turnier ein.

Der Kader in der Übersicht

Tor: Manuel Neuer (Bayern München), Bernd Leno (Bayer Leverkusen), Marc-Andre ter Stegen (FC Barcelona)

Abwehr: Jerome Boateng (Bayern München), Emre Can (FC Liverpool), Jonas Hector (1. FC Köln), Benedikt Höwedes (Schalke 04), Mats Hummels (Borussia Dortmund), Shkodran Mustafi (FC Valencia), Antonio Rüdiger (AS Rom), Sebastian Rudy (1899 Hoffenheim)

Mittelfeld/Angriff: Karim Bellarabi (Bayer Leverkusen), Julian Brandt (Bayer Leverkusen), Julian Draxler (VfL Wolfsburg), Mario Gomez (Besiktas Istanbul), Mario Götze (Bayern München), Sami Khedira (Juventus Turin), Joshua Kimmich (Bayern München), Toni Kroos (Real Madrid), Thomas Müller (Bayern München), Mesut Özil (FC Arsenal), Lukas Podolski (Galatasaray), Marco Reus (Borussia Dortmund), Leroy Sane (Schalke 04), Andre Schürrle (VfL Wolfsburg), Bastian Schweinsteiger (Manchester United), Julian Weigl (Borussia Dortmund)

Alle Infos zum DFB-Team

Artikel und Videos zum Thema