Es wird sich nichts ändern, Jogi

Joachim Löw freut sich in der K.o.-Phase auf mitspielende Gegner
© getty

Deutschland startet mit dem Achtelfinale gegen die Slowakei am Sonntag (18 Uhr im LIVETICKER) in die K.o.-Phase der EM. Joachim Löw freut sich auf offenere Kontrahenten und mehr Räume zum Spielen. Dabei wird sich im Vergleich zur Gruppe erst einmal nichts ändern.

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Als ich vor einigen Tagen in Paris unterwegs war, lernte ich Taxifahrer Hani kennen, einen Algerier. Obwohl er schon seit fast 30 Jahren in Frankreichs Hauptstadt lebe, trug Hani ein portugiesisches Trikot - aus Protest gegen die französische Nationalmannschaft, sagte er. Die hätte seinem Land unter anderem Zinedine Zidane, Karim Benzema und Samir Nasri weggenommen.

Schnell wollte er wissen, wie ich zum Fußball stehe. Ich erzählte ihm, dass ich zum Arbeiten hier sei und natürlich war er hellauf begeistert, zu erfahren, dass man als Sportjournalist den Spielern deutlich näher kommt als der gemeine Fan. Dann aber kam die wichtige Frage: "Tu es d'où?"

Ich hatte "d'Allemagne" noch nicht einmal auf den Lippen, da platzte es aus ihm heraus: "Neuer! Manuel Neuer!", plärrte er mich fast schon an. "C'est un monstre!" Er erhob Deutschlands Nationalkeeper kurzerhand in den Olymp, fast schon eine Stufe darüber.

"Ohne Neuer", sagte er, "hätten wir Euch überrannt. Und dazu brauchten wir nicht einmal Benzema." Er sprach natürlich vom WM-Achtelfinale 2014.

"Jetzt muss der Gegner auch was tun"

Der 30. Juni vor zwei Jahren war der Tag, an dem sich Neuer den weltweiten Legendenstatus sicherte. Sein Spiel gegen Algerien galt als Revolution des Torwartspiels, oder zumindest als Sinnbild dessen.

Vermutlich wäre es an diesem Tag nie dazu gekommen, wenn das DFB-Team nicht so kopflos agiert hätte. Gegen den krassen Außenseiter fand Löws Truppe keine Lösungen, dazu entblößte Deutschland offensichtliche Schwächen im defensiven Umschalten. Immerhin: Die Fans sahen ein Spektakel mit Großchancen auf beiden Seiten. Etwas, das es bei dieser EM bisher noch nicht sehr häufig gab.

Entsprechend ist die Hoffnung groß, dass sich in der K.o.-Phase wieder mehr Offensivfußball offenbart - zumindest beim Bundestrainer: "Ab jetzt muss der Gegner irgendwann auch mal was tun. Denn sonst fährt er nach Hause. Deshalb freue ich mich auf die K.o.-Runde", sagte Löw nach dem 1:0 gegen Nordirland. Dabei sollte man die Aussage so nicht stehenlassen.

Es wird sich nichts ändern, Jogi

Deutschland ist Weltmeister. So wird man auch bei dieser EM wahrgenommen. Hört man sich in Frankreich um, so gibt es nur wenige extreme französische Patrioten und einige sehr stolze Spanier, die sich trauen, über 'Die Mannschaft' zu witzeln. Der Rest hat Respekt, ungeachtet der bisherigen EM-Leistungen.

Keiner der möglichen kommenden Gegner wird sich in einem Duell mit dem DFB-Team darum bemühen, das Spiel zu machen. Die einzige Ausnahme: Spanien. Der Rest wird sich ähnlich verbarrikadieren, wie es die Ukraine, Polen und versuchsweise Nordirland taten. 'Lasst den Weltmeister mal machen', lautet die Devise.

Das gilt ganz besonders für die Slowakei. Die Gruppenphase zeigte schließlich, dass eine gut organisierte Defensive den Weltmeister vor Probleme stellt. Ist der Raum um den Strafraum dermaßen dicht und kommen Kroos und Özil nicht in Ruhe dazu, die Bälle zu verteilen, tut sich Deutschland schwer, in Abschlusssituationen zu gelangen. Noch dazu: Kontermöglichkeiten für den Gegner ergaben sich gegen Löws Mannschaft bisher immer. Warum sollte eine Mannschaft also anders agieren?

"Ich glaube nicht, dass sie die Spielweise verändern werden. Deutschland wird wieder viel Ballbesitz haben und geduldig spielen. Man muss aber aufpassen, die Slowaken bestrafen Fehler gnadenlos", glaubt auch Ex-Bundesligaspieler Tomislav Maric im Gespräch mit SPOX.

"Deutschland würgt sich weiter"

Deutschland muss sich auf dem möglichen Weg ins Finale darauf einstellen, weiterhin wenig Räume zum Kombinieren zu erhalten. Der Gegner muss erst dann was tun, wenn Gomez, Müller und Co. die Führung erzielen, ansonsten ist für viele eine Verlängerung oder sogar das Elfmeterschießen mehr als nur ein Teilerfolg. Und womöglich die größte Chance, gegen Deutschland weiterzukommen.

Für den DFB gilt also nach wie vor die Devise: Ein schnelles Tor wäre gut, jedoch wird man dafür weiterhin nicht das größtmögliche Risiko gehen. Wer also ein größeres Offensivspektakel mit vielen Ah's und Oh's erhofft, sieht sich womöglich enttäuscht. Offensichtlich könnte das auch für Joachim Löw gelten, der aus den krampfartigen Partien der Gruppe dann die richtigen Schlüsse ziehen muss, vor allem personell.

So sehr sich die Partie 2014 spielerisch vermutlich von der am Sonntag unterscheiden wird, so ähnlich könnte am Ende aber doch die Headline lauten: "Deutschland würgt sich weiter", titelte SPOX damals. Klingt nach EM 2016.

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