Wäre eine Dreierkette eine Alternative für Samstag?
Benedikt Treuer (SPOX-Reporter vor Ort): Eine Alternative ist die Dreierkette immer. Schließlich hat es beim letzten Test gegen die Italiener auch glorreich funktioniert. Man darf aber nicht vergessen, dass es eben nur ein Test war, bei dem der Gegner personell auch schwächer aufgestellt war. Diesem 4:1 darf man keine zu große Bedeutung beimessen. Das weiß auch Löw, der deshalb wohl beim bewährten 4-2-3-1 bleibt. Das ist aus zwei Gründen auch besser so: Zum einen hat die DFB-Elf in dieser Grundordnung in den letzten Spielen deutlich an Stabilität gewonnen - defensiv wie offensiv. Die braucht es auch gerade gegen einen Gegner wie Italien. Zum anderen läuft Löws Art, die Dreierkette zu spielen, Gefahr, zur Fünferkette zu werden. Denn die Außenbahnspieler im Mittelfeld sind in seinem System dann meistens Abwehrspieler, die eher einen Defensivdrang haben. Dadurch kann man das eigentlich gewünschte Übergewicht im Mittelfeld nicht richtig ausspielen. Davor warnte selbst Hummels am Mittwoch.
Nino Duit (SPOX): Das 4-2-3-1-System ist seit Jahren Löws Standardformation. Einmal machte er diesbezüglich eine große Ausnahme. Beim EM-Halbfinale vor vier Jahren ließ er zwar auch im 4-2-3-1 spielen, setzte Toni Kroos aber als eine Art Manndecker für Pirlo ein. Ein Plan, der krachend scheiterte. Die taktischen Abläufe stimmten nicht mehr, kaltschnäuzig schlugen die Italiener zu. Löw wird nicht erneut den Fehler machen, seine Mannschaft vor einem extrem wichtigen Spiel mit groben taktischen Umstellungen zu verunsichern.
Andreas Lehner (SPOX): Ich habe es oben schon kurz angerissen. Eine leichte Anpassung halte ich für möglich, aber die Dreierkette sehe ich gegen Italiens Doppelsturm nicht als die richtige Lösung. Zumal den Deutschen die passenden Außenspieler fehlen, um ein System mit Dreierkette offensiv optimal zu interpretieren. Also: Eher Dreier-Mittelfeld als Dreierkette.
User maxi_fcb: Boateng und Hummels stellen sowohl im Spielaufbau, als auch im Abwehrverhalten das Nonplusultra dieser EM dar, so dass es meines Erachtens weder eine zusätzliche Absicherung in der letzten Linie, noch eine dritte Option im Spielaufbau benötigt. Zudem stellt sich die Frage, wer für den dritten Innenverteidiger weichen müsste. Nimmt man die Tatsache hinzu, dass Löw bisher während der Turniere einzig personelle Wechsel, nie jedoch grundlegende Änderungen am System vornahm, erscheint eine Dreierkette weder sinnvoll, noch realistisch.