Sein erstes Turnier auf der Couch seit 16 Jahren weckt bei Miroslav Klose Erinnerungen an seine Kindheit. Er sei "einfach wieder Fan" berichtet der WM-Rekord-Torschütze und empfindet dabei fast schon kindliche Freude. "So wie früher in Kaiserslautern am Zaun" fühle er sich, sagt der 38 Jahre alte Fußball-Weltmeister im SID-Interview: "Als ich der Bundesliga-Mannschaft zugeschaut habe."
Auf das vorweggenommenen Endspiel am Samstag zwischen Deutschland und Italien im EM-Viertelfinale in Bordeaux ist er "super gespannt". Er habe es sich bei den bisherigen Spielen der beiden Teams "vor dem Fernseher gemütlich gemacht", berichtet er: "Und ich habe es wirklich genossen."
Zwischen der WM 2002 und der gewonnenen 2014, nach der aus dem Nationalteam zurücktrat, war er bei allen sieben Turnieren dabei. Mit 71 Toren in 137 Länderspielen ist Klose Rekordschütze der Nationalmannschaft und mit 16 Treffern auch Rekord-Goalgetter bei WM-Turnieren.
Es juckt nicht
Nun schaut er Fernsehen. Und das mit großer Freude. "Ich habe alle deutschen und italienischen Spiele gesehen und auch drei oder vier andere", sagt Klose, der seit 2011 für Lazio Rom spielte. Dabei habe es ihm "überhaupt nicht" in den Füßen gejuckt, gerne dabei zu sein: "Irgendwann durfte ich dabei sein, jetzt stehe ich wieder auf der anderen Seite."
Seinen Rücktritt vor zwei Jahren habe er nie bereut, versichert er: "Keine Sekunde. Ich würde es zugeben, wenn es anders wäre. Wenn ich eine Entscheidung treffe, ist die reichlich überlegt."
Am Samstag wird es bei ihm aber auch vor dem Bildschirm kribbeln. "Ich freue mich riesig darauf", erzählt er. Deutschland, das Team, für das er 13 Jahre auf Torejagd ging, gegen Italien, seine Heimat der vergangenen fünf Jahre als Spieler von Lazio Rom, das ist sein Spiel. Einen klaren Favoriten hat er nicht.
Vorweg genommenes Endspiel
Den 4:1-Sieg Deutschlands im Länderspiel in März hat er mit seiner Familie auf der Tribüne in München verfolgt. "Damals fand ich Deutschland richtig, richtig gut und Italien hat mich ein bisschen enttäuscht", erinnert er sich: "Aber bei der EM bin ich bisher von beiden begeistert."
Deshalb ist für ihn klar, dass dieses Viertelfinale das Duell der beiden besten Turnier-Mannschaften ist. "So stark wie Deutschland und Italien war keine andere Mannschaft bei dieser EM", sagt Klose. Falls Deutschland Italien schlage, "hat es wirklich große Chancen, auch den Titel zu holen", glaubt er: "Aber auch danach muss man von Spiel zu Spiel schauen. Frankreich im möglichen Halbfinale wird sicher auch nicht einfach, obwohl sie bisher einige Schwächen in der Defensive offenbart haben."
Im Laufe der EM habe er "mit einigen deutschen und auch italienischen Spielern telefoniert", berichtet der Stürmer, über dessen sportliche Zukunft noch nicht entschieden ist: "In dieser Woche habe ich mit keinem telefoniert, nur SMS geschrieben. Sie sind alle fokussiert. Der Respekt ist auf beiden Seiten sehr groß."
Das Duell der für ihn weltbesten Torhüter ist für Klose derweil entschieden. Neuer sei "der Beste der Welt. Und Gigi ist die Nummer zwei", stellt er klar.
So oder so: Am Samstag wird er es sich wieder richtig bequem auf der Couch machen. Es lebt sich gut als Fan.
Miroslav Klose im Steckbrief