"Ich bin einfach nur froh, wieder dabei zu sein. Ich fühle mich absolut bereit", sagte Boateng vor der Trainingseinheit am Dienstagabend.
Im Gegensatz zur Mehrzahl seiner Klubkollegen beim deutschen Rekordmeister kam der 29-Jährige am Mittag pünktlich am Treffpunkt an der luxuriösen Villa Kennedy in Frankfurt/Main an. Mit schwarzer Kappe, dunkler Sonnenbrille, weißen Kopfhörern und einer auffälligen schwarz-rot karierten Jacke im Holzfäller-Style stieg er gemeinsam mit Antonio Rüdiger aus dem Auto des DFB-Sponsors. "Willkommen zurück", twitterte der DFB kurz nach Boatengs Ankunft.
Mit der Rückkehr in die Nationalmannschaft für die beiden abschließenden WM-Qualifikationsspiele am Donnerstag in Belfast gegen Nordirland und drei Tage später in Kaiserslautern gegen Aserbaidschan (beide 20.45 Uhr/RTL) endet für Boateng eine lange Leidenszeit. "Ich will endlich wieder eine Saison lang gesund bleiben", sagte der zuletzt von einer Schulter- und einer Oberschenkelverletzung geplagte Boateng. Seine jüngste Zwangspause endete am 12. September mit der Einwechslung im Champions-League-Spiel der Bayern gegen den RSC Anderlecht (3:0).
Sein bis dato letztes Länderspiel absolvierte der Innenverteidiger am 11. Oktober 2016 in Hannover beim 2:0-Hinspielerfolg gegen die Nordiren. Die Länderspiele danach verfolgte er nur noch vor dem Fernseher. "Das war natürlich keine schöne Zeit", sagte Boateng. Jetzt soll es wieder aufwärts gehen, und das erste Ziel ist klar: "Ich will meinen Teil zu einer erfolgreichen Qualifikation beitragen."
Boateng für Löw ein Führungsspieler
Bundestrainer Joachim Löw braucht Boateng mit Blick auf das große Ziel WM-Titel 2018 nicht nur als zweikampfstarken Abwehrspieler und intelligenten Spieleröffner, sondern auch als Führungspersönlichkeit. Beim kriselnden FC Bayern beklagte Boateng als einer der Wortführer das zu lasche Training unter dem in der vergangenen Woche entlassenen Carlo Ancelotti.
Seine fußballerischen Qualitäten sind zudem unumstritten. "Er hat eine sehr gute Spieleröffnung. Seine Pässe durch die erste Linie hindurch sind hervorragend, rechts wie links", sagte Löw. Im Zusammenspiel mit Klubkollege Mats Hummels ist dieser präzise Spielaufbau mit langen Diagonalbällen eine Waffe des viermaligen Weltmeisters.
Nach der langen Pause ist Boateng, der vor seinem 68. Länderspiel (ein Tor) steht, noch nicht bei hundert Prozent. Die Richtung stimmt aber. "Ich habe gesagt, dass ich ein paar Wochen brauche, um wieder auf mein Topniveau zu kommen", sagte Boateng und warnte vor zu hohen Erwartungen. Löw-Assistent Thomas Schneider teilt diese Einschätzung. "Er wird sicherlich noch eine Zeit lang brauchen. Wir haben gegen Hertha gesehen, dass an der einen oder anderen Stelle noch ein bisschen fehlt", sagte Schneider.