Bundestrainer Joachim Löw hat auf die Kritik an der Ausbootung der Münchner Weltmeister mit Unverständnis reagiert. "Wir haben sie nicht verbannt, und sie haben nichts verbrochen", sagte Löw am Freitag in der DFB-Zentrale in Frankfurt am Main. "Ich finde es befremdend, wenn manche über Respekt und Wertschätzung urteilen, obwohl sie gar nicht beim Gespräch dabei waren. Zeit ist auch kein Indikator für die Qualität eines Gesprächs."
Bei der Kader-Nominierung für die Länderspiele gegen Serbien in Wolfsburg (20. März) und gegen die Niederlande in Amsterdam (24. März/EM-Qualifikation) sprach Löw von "allerallergrößter Wertschätzung und Dankbarkeit" gegenüber Jerome Boateng, Thomas Müller und Mats Hummels.
"Emotional ist mir das wahnsinnig schwer gefallen. Diese Spieler sind mir auch als Menschen enorm wichtig." Er habe mit allen nochmals "in aller Ruhe telefoniert".
Dabei hätten Müller und Hummels ihm mitgeteilt, dass sie trotz Löws Ansage "weiter zur Verfügung stehen". Am Dienstag vergangener Woche hatte Löw den Bayern-Weltmeistern eröffnet, dass er die Zukunft der Nationalmannschaft ohne sie plant. Das bekräftigte er am Freitag.
Nach anfänglichem Lob für seine Konsequenz gab es Kritik von vielen Seiten am Stil - unter anderem von Müller und Bayern-Verantwortlichen, aber auch von den Nationalspielern Leon Goretzka und Joshua Kimmich.
DFB-Kader mit drei Neulingen
Im Kader stehen mit Maximilian Eggestein, Niklas Stark und Lukas Klostermann drei Neulinge. WM-Held Mario Götze fehlt aus sportlichen Gründen, Julian Draxler (Paris St. Germain) wegen einer Oberschenkelverletzung.
Tor: Manuel Neuer (Bayern München), Marc-Andre ter Stegen (FC Barcelona), Kevin Trapp (Eintracht Frankfurt)
Abwehr: Matthias Ginter (Borussia Mönchengladbach), Marcel Halstenberg (RB Leipzig), Thilo Kehrer (Paris Saint-Germain), Lukas Klostermann (RB Leipzig), Antonio Rüdiger FC Chelsea), Nico Schulz (TSG Hoffenheim), Niklas Stark (Hertha BSC), Niklas Süle (Bayern München), Jonathan Tah (Bayer Leverkusen)
Mittelfeld/Angriff: Julian Brandt (Bayer Leverkusen), Maximilian Eggestein (Werder Bremen), Serge Gnabry (Bayern München), Leon Goretzka (Bayern München), Ilkay Gündogan (Manchester City), Kai Havertz (Bayer Leverkusen), Joshua Kimmich (Bayern München), Toni Kroos (Real Madrid), Marco Reus (Borussia Dortmund), Leroy Sane (Manchester City), Timo Werner (RB Leipzig)
Die DFB-PK mit Joachim Löw zum Nachlesen
13.57: Das war es. Löw trinkt noch ein Schlückchen aus seinem Wasserglas und verlässt den PK-Raum.
13.54: Über Kimmich und Goretzka: "Ich traue beiden Spielern eine Führungsrolle zu. Vor zwei, drei Tagen hat mich Jo Kimmich angerufen. Er hat gesagt, dass er manches nicht so gemeint hat, wie es transportiert wurde. Natürlich sind das zwei Spieler, die in eine wichtige Rolle schlüpfen können. Das ist ein Prozess, der manchmal dauert. Sie haben beide zumindest das Potenzial. Sie sind klare Jungs, mit klaren Vorstellungen und einer eigenen Meinung. Wir haben schon ein paar Spieler dabei, die schon internationale Erfahrung haben. Der eine oder andere muss jetzt noch mehr zeigen, dass er Nationalspieler und dort Stammspieler sein will. Manche Spieler müssen jetzt den nächsten Schritt machen und noch eine Schippe drauflegen."
13.52: Über Kontakt mit Uli Hoeneß: "Ein Vieraugen-Gespräch ist nicht zustande gekommen. Im VIP-Raum sind sehr viele Leute und ein Mann wie Uli Hoeneß hat vor so einem Spiel keinen Kopf für so etwas. Wir haben uns begrüßt. wenn der Uli das möchte, findet aber auf jeden Fall noch ein Gespräch statt. Vor diesem Spiel war es für ihn nicht der richtige Zeitpunkt."
Joachim Löw über die Lage des deutschen Fußballs
13.48: Über die Lage des deutschen Fußballs: "Es ist klar, dass wir alle sehr enttäuscht sind. Natürlich müssen wir uns viele Gedanken machen. Wir sind in vielen Bereichen, von anderen Nationen überholt worden. In der Champions League in der Spitze zu sein, ist schwieriger. Nach der WM gab es Gespräche mit der Liga über die Ausbildung - das ist ein sehr umfangreiches Thema. Wir werden keine Spieler haben, die noch schneller sein werden und im Ausdauerbereich noch besser werden. Da ist eine Grenze erreicht. Wir brauchen in der Zukunft Spieler, die im kognitiven Bereich besser ausgebildet sind. Das ist die Zukunft. Voraussetzung ist eine gute Technik, aber kann ich das dann auch so umsetzen? Das muss man im Alter von 8, 9, 10 Jahren schulen. Der nächste Punkt sind individuelle Fähigkeiten, etwa Eins-gegen-eins. England, Frankreich, Belgien sind uns da um einiges voraus. Da müssen wir den hebel ansetzen."
13.46: "Meine sportlichen Entscheidungen treffe ich völlig autark, da habe ich die absolute Entscheidungshoheit. Der Kreis, der informiert war, waren das Trainerteam und Oliver Bierhoff. An diesem Vormittag hat der Oliver den Präsidenten informiert (Reinhard Grindel). Danach habe ich mit dem Präsidenten telefoniert."
13.44: "Dass es Kritik gibt und gab: okay! Mir war klar, dass die Rat und Weise gesprochen wird. Mein oberstes Gebot war Direktheit. Wenn vorher etwas durchgedrungen wäre, hätte ich mich geschämt. Für mich war es so gut und deswegen habe ich es so gemacht."
Joachim Löw über Mario Götze und Manuel Neuer
13.43: "Ich habe es registriert, dass der Mario Götze immer wieder gut gespielt hat. Er war diesmal aber kein Thema. Jonas Hector spielt in Köln ganz, ganz wenig auf der linken Seite. Das war bei mir ausschlaggebend. Er wird aber bei uns weiter ein Thema sein. Er hat seine Aufgabe bei uns in der Viererkette bei uns immer gut gemacht. Aktuell sehe ich Schulz und Halstenberg aber weiter."
13.42: "Manuel Neuer ist aktuell unsere Nummer eins und unser Kapitän. Marc agiert auf einem Weltklasseniveau und wird in diesem Jahr seine Möglichkeiten bekommen. Dann wird man sehen, was passiert. natürlich muss der Manuel auch in diesem Jahr seine Leistungen bei uns zeigen."
13.40: "Ich habe schon viele Generationen als Trainer durchlaufen. Bei allen habe ich das gleiche festgestellt: alle mussten im Laufe der Jahre in Führungspositionen kommen, um für die Mannschaft insgesamt Entscheidungen zu treffen und nicht nur auf die eigenen Leistung zu schauen. Erst wenn sie so 25, 26, 27 Jahre alt sind, sind sie dazu in der Lage. Man kann nicht erwarten, dass das jetzt schon so funktioniert."
13.38: "Es war für mich ein Prozess. Nach der WM hatte ich gehofft, dass die Mannschaft insgesamt eine Trotzreaktion zeigt. Vor der WM hat sich das alles nicht angedeutet, 2017 war das erfolgreichste Jahr überhaupt. Jetzt war es für mich der richtige Zeitpunkt. Ich bin überzeugt davon, dass wir die Qualifikation schaffen."
13:36: "Mich belasten die Diskussionen nicht. Ich treffe meine Entscheidungen nicht auf Grund von Dingen, die von der Öffentlichkeit erwartet werden. Ich lasse mich nicht beeinflussen. Wenn ich von etwas überzeugt bin, dann mache ich das so."
13.35: "Alle haben mir zu verstehen gewesen, wie gerne sie immer bei der Nationalmannschaft waren. Es gibt keine Dinge, die zwischen uns stehen."
13.34: Zur schnellen Verkündung: "Wir haben die Entscheidung getroffen und die Aufgabe, das offiziell rauszugeben - bevor über irgendwelche Kanäle die Dinge rausgehen."
13.31: "Ballbesitzfußball ist sicher nicht tot. Wir müssen Dynamik und Zielstrebigkeit aber verbessern. Was uns jahrelang stark gemacht hat, ist uns bei der WM abhanden gekommen. Im März 2018 waren diese Dinge noch da, etwa beim Freundschaftsspiel gegen Spanien. Danach wurde unser Spiel berechenbar. Es war geprägt von langen Ballpassagen ohne der Idee, jetzt ins letzte Drittel zu kommen. Das müssen wir korrigieren. Wir müssen unsere Dynamik wieder erhöhen. Wir brauchen Spieler, die handlungsschneller und -reicher sind. Diese Dinge sind in Zukunft gefragt. Etwa wie beim Rückspiel gegen die Niederlande im Herbst."
Löw über mögliche Comebacks von Hummels, Boateng und Müller
13.30: Über mögliche Comebacks des Trios: "Natürlich waren die Spieler am Ende des Gesprächs wahnsinnig enttäuscht, aber Mats und Thomas haben mir zu Verständnis gegeben, dass sie grundsätzlich weiter zur Verfügung stehen. Ich weiß nicht, was nächstes Jahr sein wird. Da habe ich keine Ahnung. Das ist hypothetisch. Ich habe ihnen gesagt, dass ich ohne ihnen Quali und EM plane. Wir haben sie nicht verbannt, und sie haben nichts verbrochen."
13.29: "Ich wollte sie nicht in ein Hotel bestellen, sondern dort besuchen, wo sie arbeiten."
13.27: Jetzt dürfen Fragen gestellt werden, es geht wieder um die Triple-Ausbootung: "Es ist meine Aufgabe, den Spielern ehrlich und fair zu begegnen. Ich wollte ihnen klar vorzeichnen, wie ich denke. Diese Ehrlichkeit haben sie verdient. Ich will den jungen Spielern die Möglichkeit geben, sich zu entwickeln. Es wäre ein Eiertanz gewesen, wenn ich zu Spielern mit 100 Länderspielen gesagt hätte: schauen wir mal. Solchen Spielern wollte ich mit Ehrlichkeit begegnen. Ich habe gesagt, dass ich ohne ihnen die Qualifikation und die EM plane."
13:26: "Marcel war schon vor der WM im November bei uns. Er war wegen einem Kreuzbandriss leider lange aus dem Gefecht, aber hat jetzt wieder einen guten Rhythmus."
Joachim Löws neuer DFB-Kader
13.24. Zum Kader, Löw nominiert drei Neue: Niklas Stark, Maximilian Eggenstein und Lukas Klostermann.
Tor: Manuel Neuer (Bayern München), Marc-Andre ter Stegen (FC Barcelona), Kevin Trapp (Eintracht Frankfurt)
Abwehr: Matthias Ginter (Borussia Mönchengladbach), Marcel Halstenberg (RB Leipzig), Thilo Kehrer (Paris Saint-Germain), Lukas Klostermann (RB Leipzig), Antonio Rüdiger FC Chelsea), Nico Schulz (TSG Hoffenheim), Niklas Stark (Hertha BSC), Niklas Süle (Bayern München), Jonathan Tah (Bayer Leverkusen)
Mittelfeld/Angriff: Julian Brandt (Bayer Leverkusen), Maximilian Eggestein (Werder Bremen), Serge Gnabry (Bayern München), Leon Goretzka (Bayern München), Ilkay Gündogan (Manchester City), Kai Havertz (Bayer Leverkusen), Joshua Kimmich (Bayern München), Toni Kroos (Real Madrid), Marco Reus (Borussia Dortmund), Leroy Sane (Manchester City), Timo Werner (RB Leipzig)
Joachim Löws Begründung für die Triple-Ausbootung
13.24: Das war jetzt ein langer Monolog von Löw.
13.17: "Ich will diese Kadernominierung zum Anlass nehmen, das eine oder andere persönlich zu schildern aus meiner Sicht. Für uns steht ab März ein neuer Zyklus an. Auf Grund der Ergebnisse im vergangenen Jahr war es für mich unerlässlich und unumgänglich, gewisse Veränderungen vorzunehmen. Wir haben uns viele Gedanken gemacht, wohin es geht. Wie soll die Mannschaft personell gesehen 2020 aussehen? Auf Grund dieser Überlegungen haben wir uns dazu entschieden, gewisse Entscheidungen zu treffen. Solche Entscheidungen trifft man nicht von heute auf morgen. Das war ein Prozess. Dass es Veränderungen geben wird, war für uns klar."
"Wir haben diese Entscheidung endgültig vor zwei/zweieinhalb Wochen getroffen, nachdem wir uns im Januar noch viele Spiele angesehen haben. Wir wollen mit einer ein bisschen andere Ausrichtung in die Qualifikation starten. Dann war es für mich selbst verständlich, das sofort zu vollziehen. Für mich stand über allen anderen Punkten, die Spieler in einem persönlichen Gespräch zu informieren. Die Gefahr, dass etwas durchsickert ist immer relativ groß. Deswegen sind wir persönlich nach München geflogen und haben erklärt, warum und weshalb und warum der Zeitpunkt. Über die Art und Weise ist viel gesprochen worden. Ich finde es befremdend, wenn manche über Respekt und Wertschätzung urteilen, obwohl sie gar nicht beim Gespräch dabei waren. Zeit ist auch kein Indikator für die Qualität eines Gesprächs. Mir war es wichtig, dass sie es persönlich erfahren und nicht über Telefon oder über die Medien."
"Wir haben die Entscheidungen aus voller Überzeugung getroffen. Die Wertschätzung für sie ist selbstverständlich. Wir sind einen langen Weg gemeinsam gegangen - mit Enttäuschungen, aber auch unglaublich schönen Erinnerungen. Emotional ist mir das wahnsinnig schwer gefallen, weil wir diesen Spielern so viel zu verdanken haben. Diese Spieler, sind mir nicht nur als Fußballer, sondern auch als Menschen extrem wichtig. Wir müssen aber auch Entscheidungen für die Zukunft treffen. Jetzt müssen wir anderen Spielern Verantwortung übertragen. Wir haben sehr, sehr viel Potenzial. Ich bin der vollen Überzeugung, das sich die Spieler gut entwickeln."
13.16: Da ist er. Es geht los!
Vor Beginn: Eigentlich sollten wir ja seit 10 Minuten live sein. Das Problem: Vom Bundestrainer ist weiter nichts zu sehen.
Vor Beginn: Ursprünglich wurde die PK für 12.30 Uhr angesetzt, wegen Verspätungen der deutschen Bahn geht es aber voraussichtlich doch erst um 13 Uhr los.
Die nächsten Spiele der deutschen Nationalmannschaft
Wettbewerb | Datum | Uhrzeit | Ort | Gegner |
Freundschaftsspiel | Mittwoch, 20. März | 20.45 Uhr | H | Serbien |
EM-Qualifikation | Sonntag, 24. März | 20.45 Uhr | A | Niederlande |