Nachdem Löw am Dienstagvormittag seinen Abschied nach der EM im Sommer bekanntgegeben hatte, wurden sofort drei Topkandidaten auf die Nachfolge gehandelt: Klopp, Flick und Rangnick.
Als einziger aus diesem Trio äußerte sich zunächst der Trainer des FC Liverpool - weil er am Tag vor dem Achtelfinal-Rückspiel der Champions League gegen RB Leipzig vor die Medien treten musste.
"Ich werde als Trainer der deutschen Nationalmannschaft im Sommer nicht zur Verfügung stehen", stellte er klar: "Ich habe noch drei Jahre Vertrag in Liverpool. Das ist ganz einfach. Man unterschreibt Verträge und versucht, sich daran zu halten. Ich habe auch in Mainz meine Verträge eingehalten, obwohl auch andere Bundesligisten mit mehr Geld Interesse an mir hatten."
Löw-Nachfolge: Hat es Hansi Flick "selbst in der Hand"?
Wenn das der Maßstab wäre, dann wäre auch Flick kein Thema. Denn der Erfolgscoach des FC Bayern besitzt noch einen bis 2023 gültigen Kontrakt. Dennoch vermittelte zumindest die Bild-Zeitung den Eindruck, als sei das kein größeres Problem: "Flick hat es selbst in der Hand", titelte das Blatt.
Beim FC Bayern sieht man das freilich komplett anders. Man gehe fest davon aus, dass Flick seinen Vertrag erfülle, heißt es aus dem Verein. An den Aussagen von Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge von Anfang Februar habe sich nichts geändert, sodass eine vorzeitige Freigabe des Cheftrainers nicht in Frage komme.
FC Bayern: Angeblich heftiger Streit zwischen Flick und Salihamidzic
Allerdings gibt es schon seit längerem Berichte über wiederkehrende, teilweise heftige Meinungsverschiedenheiten zwischen Flick und Sportvorstand Hasan Salihamidzic in sportlichen Fragen. So ist es ein offenes Geheimnis, dass der Chefcoach nicht mit den bislang wenig überzeugenden Neuzugängen zufrieden ist und dies nicht nur intern deutlich gemacht hat.
Nach Informationen von SPOX und Goal soll der Streit zu Jahresbeginn so weit eskaliert sein, dass erst durch ein gemeinsames Einschreiten von Rummenigge und Ehrenpräsident Uli Hoeneß geschlichtet werden konnte.
Seitdem allerdings sollen sich sowohl Flick als auch Salihamidzic im Sinne der gemeinsamen Sache einigermaßen zusammengerauft haben. Zwar gebe es nach wie vor Diskussionen in der Sache, die teilweise auch sehr "meinungsstark" verliefen, heißt es. Aber von einem Zerwürfnis könne keine Rede mehr sein, das Verhältnis der beiden sportlich Verantwortlichen sei absolut professionell.
Die Gründe für Flicks Abschied beim DFB
Zumal Flick den DFB Anfang 2017 nach acht Jahren als Co-Trainer von Jogi Löw und zweieinhalb Jahren als Sportdirektor auch aus Frust über die Strukturen des Verbandes verlassen haben soll. Zwar ist der damalige Präsident Reinhard Grindel, der angeblich der Hauptgrund für Flicks Abschied war, nicht mehr im Amt. Aber die Zustände im DFB sind seitdem nicht unbedingt besser geworden.
Gleichzeitig hat der 56-Jährige zwar beim FC Bayern mit sechs Titeln praktisch alles erreicht, ist aber seit nicht einmal eineinhalb Jahren im Amt und möchte die Erfolge der vergangenen Saison bestätigen. "Ich fühle mich in München wohl, ich fühle mich im Verein wohl", erklärte Flick kürzlich. "Ich habe im Moment überhaupt keine Veranlassung, daran irgendetwas zu verändern."
Rangnick soll großes Interesse haben - es gibt nur ein Problem
Bliebe noch Ralf Rangnick, der sofort zur Verfügung stünde und der dem Vernehmen nach auch großes Interesse hat. "Grundsätzlich ist das Amt des Bundestrainers für keinen deutschen Trainer ein Amt, das ihn nicht interessiert", sagte der 62-Jährige vor wenigen Wochen. Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus sprach sich bereits für den früheren Bundesliga-Coach aus. "Er ist frei. Er ist einer, der etwas aufbauen kann", erklärte der Rekord-Nationalspieler bei Sky.
Rangnick gilt als anstrengend, aber kompetent, was er unter anderem mit seinen erfolgreichen Projekten in Hoffenheim und Leipzig unter Beweis gestellt hat. Der Schwabe will aber nicht nur als Bundestrainer fungieren, sondern am liebsten für den gesamten sportlichen Bereich und auch die neue DFB-Akademie verantwortlich sein.
Nicht nur deshalb gilt eine dauerhafte Zusammenarbeit mit Oliver Bierhoff, der beim DFB für die Nationalmannschaften und die Akademie zuständig ist, als nahezu ausgeschlossen. Der langjährige Wegbegleiter Löws, der mit dem damaligen Assistenten von Jürgen Klinsmann zusammen 2004 beim DFB angefangen hat, will seinen bis nach der Heim-EM 2024 laufenden Vertrag aber im Gegensatz zum Bundestrainer in jedem Fall erfüllen.