"Es tut mir leid, dass wir unsere Fans enttäuscht haben und nicht diese Begeisterung ausgelöst haben, die wir uns vorgenommen hatten", sagte Löw über das Aus im EM-Achtelfinale. Er "übernehme die Verantwortung für das Ausscheiden ohne Wenn und Aber." Eine Fehleranalyse im Detail sei ihm jetzt aber noch nicht möglich.
"Wir hatten viele Spieler in unseren Reihen, die noch nicht so viel Turniererfahrung hatten. Ich weiß, dass es manchmal zwei, drei Turniere dauert, bis die Spieler ihren Höhepunkt erreichen können, mit Stresssituationen im Turnier umgehen können", blickte Löw zurück. Er sei aber für die EM 2024 im eigenen Land positiv gestimmt und werde der Mannschaft die Daumen drücken: "Mein Herz schlägt weiterhin Schwarz-Rot-Gold."
Er habe am Dienstagabend eine Ansprache an die Mannschaft und das Betreuerteam gehalten und sich für die Zusammenarbeit und die schönen Jahre bedankt, verriet Löw. Eine Ansprache eines einzelnen Spielers angesichts seines Abschiedes habe es nicht gegeben. Mit Thomas Müller habe er sich über dessen vergebene Großchance unterhalten: "Er hat in seiner typischen humorvollen Art gesagt: 'Trainer, wenn ich die Chance gemacht hätte, hätte uns das sicherlich nicht geschadet.'"
Löw verrät: Das war die bitterste Niederlage
Löw blickte zudem auf die größten Triumphe und die bittersten Niederlagen seiner Amtszeit zurück: So habe die Niederlage bei der EM 2012 gegen Italien erst den WM-Triumph möglich gemacht, die Mannschaft habe sich danach auf das große Ziel "eingeschworen". Der bitterste Moment sei nicht die WM 2018, sondern das EM-Halbfinale 2016 gewesen, das gegen Frankreich verloren wurde: "Hätten wir Frankreich geschlagen, bin ich sicher, dass wir den Titel geholt hätten", betonte Löw.
Eine "sehr große Befriedigung" sei für ihn die Tatsache, dass es gelungen sei, das Team in die Weltspitze zu führen und viele Jahre dort gehalten zu haben. "Die Mannschaft hat über viele Jahre hinweg in der absoluten Spitze agiert, wir waren Benchmark für viele. Ob Spanien, Italien, Frankreich, die Südamerikaner: Es ist unglaublich schwierig, immer unter den besten Vier zu sein", betonte Löw. "Wir haben das über viele Jahre geschafft und haben mit unserem Stil viele Fans begeistert."
Er strebe zudem weiterhin eine Aussprache mit Mesut Özil an, verriet Löw. Der Spielmacher war 2018 nach der WM aus der Nationalmannschaft zurückgetreten und hatte dem DFB im Anschluss Rassismus vorgeworfen. Es sei eine "menschliche Enttäuschung", dass er danach nicht mit Özil habe sprechen können, sagte Löw: "Aber ich denke es wird die Zeit kommen, wenn wir uns treffen und uns unterhalten werden. Mesut war für Deutschland ein unglaublich wichtiger und großer Spieler."
Oliver Bierhoff: Keine Rücktritte nach dem EM-Aus
Teammanager Bierhoff konstatierte, dass sich das Image der Nationalelf nach dem WM-Desaster 2018 verbessert habe. Zudem habe kein Spieler seinen Rücktritt angekündigt: "Ich habe von keinem der älteren Spieler gehört, dass er sagt: Übrigens, Oliver, ich hebe mal die Hand, ich denke über Rücktritt nach oder gebe gleich in der Presse etwas bekannt." Es sei nun an Löws Nachfolger Hansi Flick, seinen Kader zu nominieren.
Dass diesem nicht so viele junge Talente zur Verfügung stehen, sei Grund zur Sorge, gab Bierhoff zu. "Bei der Weltmeistermannschaft waren es sieben, acht Spieler vom Titelteam der U21 aus dem Jahr 2009, jetzt war mit Serge Gnabry nur einer von 2017 dabei." Man müsse schon im kleinsten Alter wieder mehr Wert auf Individualität und Technik legen: "Das ist angesprochen, wir haben Maßnahmen genannt. Ich hoffe, dass sich der deutsche Fußball zusammentut und den Maßnahmen folgt."
DFB-Team: PK mit Joachim Löw im Liveticker zum Nachlesen
Und damit ist die Pressekonferenz von Joachim Löw und Oliver Bierhoff beendet.
Bierhoff über die fehlenden Talente und Lösungen dafür:
Das beschäftigt uns seit längerer Zeit. Das konnten wir in jüngeren Jahrgängen feststellen. Bei der Weltmeistermannschaft waren es sieben, acht Spieler vom Titelteam der U21 2009, jetzt war es nur einer. Wenn die Maßnahmen ergriffen werden, greifen sie nicht von heute auf morgen. Wenn wir auf die EM 2024 schauen: Kai Havertz hat einen Schritt gemacht, mit Musiala und Wirtz und anderen kommen auch Talente nach. Aber wir schauen da schon besorgt darauf. Es ist eine Aufgabe des gesamten Fußballs, es geht nicht nur um ein paar junge Spieler bei einem Verein. Das fängt im kleinsten Alter an, die in anderen Spielformen mehr Individualität und Technik hervorbringen müssen, und später in den Leistungszentren. Der Killerinstinkt fehlt ein bisschen, wir haben auch keinen Strafraumspieler mehr. Das ist angesprochen, wir haben Maßnahmen genannt. Ich hoffe, dass sich der deutsche Fußball zusammentut und den Maßnahmen folgt.
Löw über sein Vermächtnis:
Bei dem Turnier musste man feststellen, dass es für Mannschaften nach einem unglaublich großen Erfolg - wie Frankreich 2018 oder Portugal 2016 - unglaublich schwierig ist, sich über mehrere Turniere in der absoluten Spitze zu bewegen. Und, wie die Fans es einfordern, immer Titel zu gewinnen. Wenn ich an 2006, 2008 erinnere, wie wir Tage und Wochen überlegt haben, was wir verändern, besser machen müssen. Was braucht es, um dauerhaft Weltspitze zu sein? Wenn ich an die vielen Meetings und Ideen denke: Über allem stand, dass wir uns fußballerisch enorm verbessern müssen. Wir können nicht von den deutschen Tugenden leben, wir brauchen Kultur und Spielfreude. Die Entwicklungsschritte bis 2016, das ist für mich eine unglaublich große Befriedigung. Die Mannschaft hat über viele Jahre hinweg in der absoluten Spitze agiert, wir waren Benchmark für viele. Ob Spanien, Italien, Frankreich, die Südamerikaner: Es ist unglaublich schwierig, immer unter den besten Vier zu sein. Wir haben das über viele Jahre geschafft und haben mit unserem Stil viele Fans begeistert. Das ist für mich eine sehr große Befriedigung.
Bierhoff über eine EM-Bilanz und das Image der Mannschaft
Wir haben die Kritik 2018 angenommen, Maßnahmen heruntergefahren. Es freut mich, dass das positiv aufgenommen wurde. Wir haben mit sozialen Projekten und unserer Stiftung der Mannschaft im Umbruch eine neue Identität geben wollen. Wir nehmen aus dem Turnier positiv mit, dass eine stärkere Verbindung zwischen den Spielern entstanden ist. Wir waren auch aufgrund der Corona-Regeln 24 Stunden am Tag zusammen. Da wächst etwas heran, das braucht jetzt die Kontinuität in den sportlichen Leistungen. Leider gab es da immer wieder Rückschläge.
Löw über den Job als Bundestrainer von Holland:
Nein, ich bin im Moment auf keinen Fall interessiert. Die Holländer haben viele gute Trainer und eine gute individuelle Ausbildung. Sie haben sich ein bisschen zu früh aus dem Turnier verabschiedet. Aber nach dem Umbruch haben sie sich sehr gut entwickelt. In Holland gibt es sehr viele gute Trainer, die den Fußball dort gut kennen.
Löw über seinen bittersten Moment:
Warschau auf keinen Fall, weil genau diese Niederlage 2012 gegen Italien hat uns nachher unseren größten Erfolg gegeben, uns richtig zusammengeschweißt. Ich stand mit vielen Spielern nach dem Turnier in Kontakt, mit Schweinsteiger, Lahm, Khedira, Klose, wir haben uns eingeschworen auf das nächste Turnier in Rio. Wir haben alle aus den Fehlern 2012 gelernt. Deshalb Warschau auf keinen Fall. Die bitterste Niederlage im Nachhinein war 2016 im EM-Halbfinale gegen Frankreich. Wir hatten bis dahin ein sehr gutes Turnier gespielt und eine Halbzeit gegen Frankreich in Marseille ein tolles Spiel gemacht und gerieten durch einen unglücklichen Elfmeter in Rückstand. Hätten wir Frankreich geschlagen, bin ich sicher, dass wir den Titel geholt hätten. Wembley ist etwas Faszinierendes, England vor heimischem Publikum zu besiegen wäre etwas Besonderes gewesen. Diese Niederlage schmerzt mich auch sehr.
Löw über Mesut Özil:
Natürlich war es nach 2018 für mich eine große Enttäuschung, auch eine menschliche, als Mesut zurückgetreten ist und wir danach nicht gesprochen haben. Aber ich denke es wird die Zeit kommen, wenn wir uns treffen und uns unterhalten werden. Mesut war für Deutschland ein unglaublich wichtiger und großer Spieler. In vielen Spielen hat er seine großartigen Fähigkeiten gezeigt und die Fans mitgerissen. Es wird der Tag kommen, an dem wir beide uns aussprechen und alles beiseite legen werden. Die Erinnerungen werden für uns auch positiv sein.
Löw über eine Bewertung seiner Amtszeit:
Das weiß ich nicht, das liegt nicht in meiner Macht, das zu beurteilen. Ich habe mit bestem Wissen und Gewissen und aller Hingabe für die Nationalmannschaft und den DFB gearbeitet. Als ich 2004 zum DFB bin, hätte ich mir das nicht in meinen kühnsten Träumen vorstellen können, eine so lange und intensive Zeit zu erleben. Es war wirklich Alles dabei. Ich habe über 190 Länderspiele gemacht, viele Turniere erlebt. Jedes war für sich spannend und erlebnisreich und prägend. Ich habe alles dafür getan, habe alles gegeben. Bei diesem Turnier sind wir ausgeschieden, das liegt in meiner Verantwortung. Mit einem bisschen Abstand werden Dinge bleiben, unabhängig vom einen oder anderen Spiel. Das ist für mich entscheidend. Ich bin mir mir im Reinen. Ich freue mich auf die Zeit danach. Vieles bleibt, was mich zu dem gemacht hat, was ich heute bin.
Löw über die Chance von Thomas Müller:
Wir haben nicht unmittelbar nach dem Spiel darüber gesprochen. Als wir hier ankamen und ich ein paar Worte an die Mannschaft gerichtet hatte, habe ich mit ihm kurz gesprochen. Er hat in seiner typischen humorvollen Art gesagt: "Trainer, wenn ich die Chance gemacht hätte, hätte uns das sicherlich nicht geschadet." Ich habe ihm gesagt, dass ich ihm keinen Vorwurf mache. Solche Chancen sind schon häufig vergeben worden. Es hätte uns logischerweise sehr geholfen, das ist klar. Ich bin überzeugt, nach dem 1:1 wäre das Stadion relativ still gewesen und wir hätten den Vorteil gemacht, aber es sollte nicht sein. Thomas kann damit aber umgehen und wird das gut verarbeiten.
Löw über seine Zukunft:
Ich habe mir wirklich darüber keine konkreten Gedanken gemacht und das Thema beiseite geschoben, nachdem ich die Entscheidung getroffen habe, im Sommer aufzuhören. Ich habe gespürt, dass ich nach 15 Jahren emotionalen Abstand brauche. Das spüre ich jetzt auch. Von daher kann ich zu meiner Zukunft noch keinen konkreten Gedanken fassen. Ich bleibe Fan der Mannschaft, wir haben Spieler, die über die kommenden Jahre die Gesichter des Teams bleiben werden. Ich habe es selten erlebt, dass Spieler so traurig waren wie Kimmich, Goretzka, Havertz gestern. Ich freue mich auf die nächsten Jahre und vor allem das EM-Turnier in Deutschland. Das wird für die Spieler ein besonderes Highlight sein. Ich werde von ganzem Herzen Fan sein und die Daumen drücken und mit jeder Faser hoffen, dass die Spieler das erreichen, was sie sich wünschen. Das haben sie sich verdient.
Löw über seine Ansprache an die Spieler zum Abschied:
Ich habe gestern die Jahre in aller Kürze Revue passieren lassen. Wir haben viel zusammen erlebt, hatten viele tolle Momente, die uns Erfolge beschert haben, und es gab Enttäuschungen. Ich habe mich bei ihnen für ihren unglaublichen Einsatz bedankt, auch in den Jahren zuvor. Und dass wir immer offen und ehrlich umgegangen sind, dass ich ihnen vertraut habe, dass es für mich über die Jahre wie eine Familie geworden ist. Diese menschlichen Dinge stehen für mich über allen. Dass ich mit ihnen einen Weg gehen konnte, mit Erfolgen und Schwierigkeiten. Wie im normalen Leben, man muss auch Niederlagen verarbeiten. Es ist wie im Leben ein Auf und Ab. Aber unabhängig vom einen oder anderen Ergebnis bleiben diese Dinge für mich.
Bierhoff über Flicks Co-Trainer:
Wir denken über einen zweiten Co-Trainer nach und könnten das bald unter Dach und Fach haben. Wir schätzen Hermann Gerland, aber er war da noch kein Thema.
Löw über Kontakt zu Flick und eine "Übergabe":
Ich war mit ihm die letzten Monate ständig in Kontakt, auch in seiner Funktion als Bayern-Trainer. Wir waren im ständigen Austausch, haben im Turnierverlauf ein paarmal telefoniert oder SMS geschrieben. Wir kennen uns schon viele Jahre und die Gedanken des anderen sehr gut. Ein Abendessen ist jetzt nicht geplant, Hansi hat natürlich auch seine eigenen Vorstellungen. Sollte er Fragen haben, stehe ich gern zur Verfügung. Ansonsten bleibt unsere Freundschaft bestehen. Er wird versuchen, seine eigenen Gedanken und Ideen einzubringen. Er wird seine klaren Vorstellungen haben, welche Philosophie er einbringen will. Aber unser Kontakt wird bestehen bleiben.
Löw über die drei Jahre seit der WM in Russland:
Die Jahre waren geprägt von einigen Schwierigkeiten. Wir hatten auch manche Ideen nach der WM 2018 geschmiedet und hatten ein klares Konzept, wie wir die nächsten zwei, drei Jahre angehen wollen. Es kamen viele Schwierigkeiten, auch durch die Corona-Geschichte, Verletzungen und andere Rückschläge, die Mannschaft wie geplant zu formen. Manche Mannschaften wie Belgien, Italien etc. waren uns voraus, was die Automatismen angeht. Da hatten wir im Kader bedingt durch Verletzungen etc. sehr viele Wechsel. Vielleicht haben wir deshalb nicht das erreicht, was wir uns vorgestellt haben.
Löw über eine Ansprache aus der Mannschaft an ihn:
Oliver hat ein paar Worte an Spieler, Betreuer und mich gerichtet. Ich habe eine Ansprache gehalten. Aus dem Kreis der Spieler gab es durch die persönlichen Gespräche ein gegenseitiges Dankeschön. Aber es hat kein Spieler eine Ansprache gehalten.
Löw über emotionale Momente bei der Verabschiedung:
Es bleiben nicht einzelne Gespräche in Erinnerung, sondern der Weg über viele Jahre, viele Spiele. Gestern habe ich ein paar Worte an die Mannschaft und das Team hinter dem Team gerichtet. Heute morgen habe ich mit Einzelnen kurz gesprochen. Man hat gemerkt: Die Nacht war kurz, niemand konnte nach einem solchen Spiel die Ruhe finden. Die Enttäuschung war riesengroß, die Spieler werden auch ein paar Tage brauchen. Natürlich freuen sie sich, ihre Familien und ihre Kinder zu sehen. Es gab kurze Gespräche, aber natürlich werde ich mit einigen Spielern den Kontakt aufrecht erhalten, das ist klar. Man wird sich wieder sehen. Es sind viele Momente, viele Bilder, die ich in meinem Herzen abgespeichert habe. Nicht nur die Ergebnisse, auch die gemeinsame Zeit, die wir verbracht haben, Pläne geschmiedet haben, uns eingeschworen haben auf das nächste Turnier nach der Enttäuschung 2012. 2014 gab es auch kritische Momente, da erinnere ich mich an viele Gespräche im Campo Bahia, am Pool, beim Espresso. Wir haben unheimlich viel zusammen erlebt, das vergisst man nicht.
Bierhoff über weitere Wechsel im Trainerteam:
Impulse sind immer gut. Aber der Betreuerstab hat hervorragende Arbeit geliefert. Da sehe ich keine Stelle, wo wir Konflikte haben oder zwingend neue Impulse brauchen. Wir haben das nach der WM 2018 runtergefahren, weil zu viele Personen im Umfeld auch nicht gut sind. Da werde ich auch mit Hansi Flick sprechen. In den Gesprächen mit den Spielern gestern Abend kam immer durch, dass sie zufrieden und glücklich waren mit den Voraussetzungen und den Betreuern und dem Team.
Bierhoff über Rücktritte und die U21:
Personaldebatten für Flick zu führen, wäre verkehrt. Wir haben Spieler, die auch nicht mehr ganz so jung sind, auch schon 22 oder 25, die in ihren Vereinen mehr Verantwortung übernehmen können. Das wird mit Hansi Flick besprochen werden. Jetzt ist erstmal Niedergeschlagenheit da. Ich habe von keinem der älteren Spieler gehört, dass er sagt: Übrigens, Oliver, ich hebe mal die Hand, ich denke über Rücktritt nach oder gebe gleich in der Presse etwas bekannt. Es ist gut, erst einmal Zeit verstreichen zu lassen und mit Hansi Flick zu sprechen, wie er sich die Mannschaft vorstellt. Wir müssen weiter junge Spieler einbauen, dass sie in den Quali-Spielen Erfahrungen sammeln. Ich wünsche mir, dass wir wieder mehr U21-Spieler einbauen können. Die EM war ein wunderbarer Erfolg, wir sind sehr stolz. Aber von der U21-EM 2017 hatten wir mit Serge Gnabry nur einen Spieler dabei. Das ist ein wichtiges Kriterium, wer den Sprung schafft. Ich habe schon oft gesagt: Das müssen wir angehen. Ich weiß, dass Hansi Flick nicht nur auf die U21 schaut, sondern auch auf den Jugendbereich.
Löw über die fehlenden Fortschritte der Mannschaft:
In diesem Moment ist es für mich zu früh und vielleicht auch nicht möglich, eine Analyse zu machen: Was hat funktioniert, was weniger? Das ist jetzt schwierig. Einige Dinge haben zeitweise hervorragend funktioniert, manche auch nicht. In diesen viereinhalb Wochen haben wir alles investiert, uns Tag und Nacht Gedanken gemacht, was wir erreichen können. Die Zusammenarbeit mit der Mannschaft war sehr gut. Wir haben uns mit allem vorbereitet, was wir zur Verfügung hatten. Ins Detail zu gehen, macht für mich jetzt wenig Sinn. Für die Niederlage übernehme ich die Verantwortung. Ich habe gesagt, ich bin der Trainer und werde Fehler machen, das ist immer so, das machen alle. Ich muss zu dieser Verantwortung stehen. Ins Detail zu gehen, dazu bin ich jetzt nicht in der Lage.
Bierhoff über die Strategie bei der Kadernominierung:
Den Mix finden zwischen mittelfristigem Aufbau und dem Erfolg am nächsten Tag, in der Quali oder bei einem Turnier, das ist immer die Frage. Ich muss nicht einkaufen, ich muss keine Spieler aus wirtschaftlichen Gründen aufbauen. Hansi Flick hat freie Hand. Wir diskutieren, aber es obliegt ihm, Spieler auszuwählen und eine Strategie zu wählen. Er ist jemand, der auch gern junge Spieler einbaut und längerfristig Spieler entwickelt. Wie das konkret ausbaut, welche Philosophie er haben wird, welche Taktik, da wird er Gelegenheit bekommen, diese vorzustellen, wenn wir uns treffen.
Löw über seine 15 Jahre als Bundestrainer:
Wenn man außenstehend ist, kann man die 15 Jahre in dieser Verantwortung nicht erahnen. Auch wenn man zwischendurch Tage ohne Spiele hat, ist man über die Jahre geistig angespannt. Man macht sich unendlich Gedanken über Turniere und Spiele. Es gab Momente, in denen ich das vielleicht nicht so toll fand. Aber nach 15 Jahren an vorderster Front bin ich froh, wenn ich mich ein bisschen zurückziehen und die Verantwortung abgeben kann. Sicherlich wird es Zeit brauchen, all die Emotionen, schönen Momente und Enttäuschungen einzuordnen und zu verarbeiten. Ich habe unglaublich viel erlebt, viele Turniere, viele Qualispiele. Es wird sich irgendwann alles ein bisschen relativieren, auch diese Niederlage. Vielleicht ist das in ein paar Jahren nicht mehr ganz entscheidend. Für mich persönlich bleibt der Weg, den ich mit den Menschen gegangen bin. Da haben sich Freundschaften entwickelt, die über die Zeit bei der Nationalmannschaft hinausgehen. Mein Team hat mich über die Jahre unterstützt, sich mit mir gefreut über große Siege. Alle diese Dinge werden bleiben, diese menschliche Seite. Dafür bin ich wahnsinnig dankbar.
Bierhoff über Flick:
Ich kenne ihn auch, neben seiner sportlichen Konsequenz hat er auch starke menschliche Fähigkeiten, wie Jogi Löw. Wir werden uns die nächsten Tage zusammensetzen und den Plan durchgehen, wie er sich das mit der Mannschaft und den Betreuern vorstellt. Sein Auftrag ist es, erfolgreich zu sein. Dafür wird ihm wenig Zeit gegeben, wir treffen uns im September schon wieder. Wir wollen aber in Katar eine schlagkräftige Mannschaft haben.
Löw über die letzte Nacht und die nächsten Tage
Wir kamen erst spät hier an. Natürlich gab es von meiner Seite eine Ansprache an die Mannschaft und alle, die hinter dem Team mitarbeiten. Viele Menschen davon haben mich lange begleitet und unterstützt, Spieler wie Betreuer. Deshalb lag es mir am Herzen, mich bei allen zu bedanken für die Zeit, für den Einsatz und das Vertrauen, das sie in mich hatten. Da gab es schon einige Worte an die Spieler und Mannschaft. Verabschiedet haben wir uns heute morgen, die Spieler sind am Vormittag abgereist und haben sich in den Urlaub verabschiedet. Ich habe bislang nichts geplant, weder Urlaub noch andere Dinge. Jetzt habe ich Zeit, um das zu verarbeiten, dann wird man sehen.
Löw über die angesprochene fehlende Reife im Team:
Gestern habe ich das nach dem Spiel gesagt. Wir hatten viele Spieler in unseren Reihen, die noch nicht so viel Turniererfahrung hatten. Ich weiß, dass es manchmal zwei, drei Turniere dauert, bis die Spieler ihren Höhepunkt erreichen können, mit Stresssituationen im Turnier umgehen können. Ein paar Spieler waren noch nicht am Leistungslimit, ein solches Turnier wird den Spielern helfen. Es braucht die Kaltschnäuzigkeit, die Cleverness und Coolness in den entscheidenden Momenten, das hat gefehlt. Die Mannschaft hat in allen Spielen großen Willen und gute Mentalität gezeigt. Sie war echt ehrgeizig und hat einen unglaublich guten Spirit entwickelt, nicht nur neben dem Platz sondern auch in den Trainingseinheiten. Am Ende hat in manchen Momenten etwas gefehlt, das war nicht nur gestern so sondern man hat es auch gespürt in Spielen wie gegen Portugal oder Ungarn, als wir kurz nach dem 1:1 das 1:2 bekommen haben. Daraus werden die Spieler lernen. Ich bin überzeugt, dass das in den nächsten Turnieren helfen wird.
Bierhoff über Deutschlands Platz im Weltfußball:
Ich kann nicht damit zufrieden sein, dass wir Außenseiter sind. Wir haben den Anspruch, immer vorne mitzuspielen. Wir haben gute Spieler, die jungen Spieler müssen Erfahrung sammeln und in den Vereinen in verantwortliche Rollen kommen. Wir haben keine Kontinuität in unsere Mannschaft hineinbekommen. Wir hatten immer Highlights, wie Schweden bei der WM 2018 oder das Spiel jetzt gegen Portugal. Die Anzeichen waren so, dass man dachte, jetzt geht es weiter - doch dann gab es Rückschritte. Die müssen wir abstellen. Im Turnier hatte ich auch das Gefühl, dass etwas Neues zusammengewachsen ist. Die Spieler wollen gemeinsam etwas erreichen, auch sie sind frustriert, haben viel investiert. Das müssen wir einbringen, Hansi Flick mit seiner Handschrift. Wir wollen eine souveräne Quali spielen und in Katar mit diesen Ansprüchen ins Turnier gehen.
Bierhoff über die EM:
Es tut gerade enorm weh, weil man viel investiert hat. Es waren 34 Tage, die Spieler haben diszipliniert mitgezogen. Wir hatten eine tolle Vorbereitung und ein gutes Umfeld. Wir haben uns intensiv und akribisch vorbereitet. Man nimmt sich vieles vor, ich habe daran geglaubt, dass wir im Turnier bis zum Ende marschieren können. Man kann jedes Turnier, jedes Spiel erörtern und analysieren, aber am Ende steht das Ausscheiden im Achtelfinale. Damit sind wir natürlich nicht zufrieden. England war schlagbar. Unser Anspruch ist, zu den Besten zu gehören. Die Enttäuschung ist groß, die Unzufriedenheit ist da.
Löw über die EM:
Es war nicht der Abschied, den wir uns vorgestellt haben. Die Enttäuschung sitzt nach der Niederlage sehr tief. Es waren viereinhalb intensive Wochen. Ich hatte immer das absolute Vertrauen in diese Mannschaft und habe an sie geglaubt. Es tut mir leid, dass wir unsere Fans enttäuscht haben und nicht diese Begeisterung ausgelöst haben, die wir uns vorgenommen hatten. Es liegt in meiner Verantwortung, ich übernehme die Verantwortung für das Ausscheiden ohne Wenn und Aber. Es braucht ein bisschen Zeit, um diese Enttäuschung zu verarbeiten. Es waren 15 sehr lange Jahre mit vielen schönen Momenten und auch Enttäuschungen. Diese Mannschaft hat eine sehr gute Zukunft vor sich. Ich wünsche meinem Nachfolger Hansi Flick alles Gute und viel Erfolg. Mein Herz schlägt weiterhin Schwarz-Rot-Gold.
Es geht los. Joachim Löw und Oliver Bierhoff sind auf dem Podium eingetroffen.
Vor Beginn:
In wenigen Minuten dürfte die Pressekonferenz starten.
Vor Beginn:
Löw hat bereits eine Auszeit angekündigt. "Nach 15 Jahren an der Spitze wird es mir guttun, mich von der Verantwortung zu lösen. Eine emotionale Pause ist wichtig für mich, ich war so lange beim DFB, da sieht man sich nicht sofort um nach etwas Neuem", bestätigte er am gestrigen Abend. Oliver Bierhoff dürfte Fragen danach beantworten, was sich unter Hansi Flick nun alles ändern wird.
Vor Beginn:
Nach 15 Jahren endet die Ära Low beim DFB. Der scheidende Bundestrainer wird sicherlich noch einmal zurückblicken, im Vordergrund steht aber natürlich das unrühmliche frühe Ausscheiden bei der Europameisterschaft: Von vier Spielen konnte Deutschland gerade mal ein einziges gewinnen.
Vor Beginn:
Die digitale Pressekonferenz mit Löw und Bierhoff beginnt um 12.30 Uhr. Sie wird im deutschen EM-Quartier in Herzogenaurach abgehalten, die Nationalmannschaft ist nach der Niederlage gegen England bereits aus London abgereist.
Vor Beginn:
Hallo und herzlich willkommen zum Liveticker für die Pressekonferenz der deutschen Nationalmannschaft mit Bundestrainer Joachim Löw und Teammanager Oliver Bierhoff.
Der Fahrplan der deutschen Nationalmannschaft 2021
Unter dem neuen Bundestrainer Hansi Flick wird die deutsche Nationalmannschaft im Kalenderjahr 2021 noch sieben weitere Länderspiele bestreiten. Dabei handelt es sich ausnahmslos um Qualifikationsspiele für die WM 2022 in Katar. In der Quali-Gruppe J liegt die DFB-Elf mit sechs Punkten aus drei Spielen derzeit auf Rang drei.
Datum | Gegner |
2. September | Liechtenstein (A) |
5. September | Armenien (H) |
8. September | Island (A) |
8. Oktober | Rumänien (H) |
11. Oktober | Nordmazedonien (A) |
11. November | Liechtenstein (H) |
14. November | Armenien (A) |