Bundestrainer Hansi Flick holt für sein Projekt "Neustart" wie erwartet Marco Reus zurück - und zaubert drei Überraschungen aus dem Hut. In David Raum, Nico Schlotterbeck und Karim Adeyemi berief der Nachfolger von Joachim Löw bei seiner ersten Nominierung drei Neulinge für den anstehenden Dreierpack in der WM-Qualifikation.
Insgesamt stehen - auch bedingt durch Absagen einiger etablierter Profis - fünf U21-Europameister im 26-köpfigen Kader der A-Nationalmannschaft.
"Das ist eine gute Mischung aus erfahrenen und jungen Spielern", sagte Flick dem SID. Der 56-Jährige gab zu, zum Einstand bewusst ein paar Reizpunkte gesetzt zu haben: "Es ist natürlich so, dass man als Trainer schaut: Wo gibt es interessante Spieler?"
Bei Rücksprachen mit U21-Coach Stefan Kuntz und den Vereinstrainern habe er die eigenen Einschätzungen zu den Defensivspielern Raum (23/Hoffenheim), Schlotterbeck (21/Freiburg), Ridle Baku (23/Wolfsburg) sowie den Offensiv-Talenten Adeyemi (19/Salzburg) und Florian Wirtz (18/Leverkusen) "bestätigt bekommen", so Flick. Der Anruf des Bundestrainers sei ein "riesiger Glücksmoment" gewesen, verriet Raum.
DFB-Team: Flick setzt auf Reus und Sane
Auch Ausnahmetalent Jamal Musiala (18), den Flick schon bei Bayern trainierte, steht nach seinen zuletzt starken Auftritten in München wie erwartet im Kader für die Quali-Spiele in St. Gallen gegen Liechtenstein (2. September), in Stuttgart gegen Tabellenführer Armenien (5. September) und in Reykjavik gegen Island (8. September/alle 20.45 Uhr und bei RTL). Aktuell ist die DFB-Auswahl nur Dritter der Vorrundengruppe J.
Das Gros stellt aber weiter der bei der EURO im Achtelfinale gescheiterte EM-Kader um Kapitän Manuel Neuer. Auch mit dabei: Der zum Saisonstart formschwache Leroy Sane.
Angreifer Reus, für Flick "einer der besten im letzten Drittel", ist nach seinem EM-Verzicht wieder dabei und darf auf sein erstes Länderspiel seit knapp zwei Jahren hoffen.
Hummels und Ginter nicht dabei
Neben dem zurückgetretenen Weltmeistern Toni Kroos fehlen verletzungsbedingt Mats Hummels und Robin Koch. Matthias Ginter musste wegen eines positiven Coronatests trotz vorheriger Doppel-Impfung absagen, Emre Can und Marcel Halstenberg fehlt es noch an der notwendigen Fitness. Andere wie Kevin Volland und Julian Draxler wurden aus Leistungsgründen nicht eingeladen.
"Es gibt immer ein paar Bauchschmerz-Entscheidungen", verriet der einstige Löw-Assistent Flick: "Aber ich kenne das noch aus meiner Zeit mit Jogi Löw. Wenn man einen Kader nominiert - das ist auch als Vereinstrainer so - gibt es immer auch Härtefälle."
Von seinem Team verlangt Flick neben der "All-in-Mentalität", die er ab sofort bedingungslos von allen einfordert, auch die maximale Ausbeute: "Neun Punkte - ohne Frage." Und das nicht irgendwie, sondern mit einem "attraktiven, begeisternden und erfolgreichen Fußball".
Um keine Zeit zu verlieren, trommelt er den Großteil seiner Spieler bereits am Sonntag im Stuttgarter Waldhotel zusammen - bei Vorgänger Löw war in der Regel der Montag Anreisetag. "Wir wissen, dass es eine kurze Zeit ist. Deswegen wollen wir früh anfangen, um unsere Idee, wie wir Fußball spielen wollen, gut rüberbringen zu können", betonte Flick.
Der Kader in der Übersicht:
Tor
Manuel Neuer (Bayern München)
Bernd Leno (FC Arsenal)
Kevin Trapp (Eintracht Frankfurt)
Abwehr
Ridle Baku (VfL Wolfsburg)
Robin Gosens (Atalanta Bergamo)
Thilo Kehrer (Paris St. Germain)
Lukas Klostermann (RB Leipzig)
David Raum (TSG Hoffenheim)
Antonio Rüdiger (FC Chelsea)
Nico Schlotterbeck (SC Freiburg)
Niklas Süle (Bayern München)
Mittelfeld/Angriff
Karim Ademeyi (Red Bull Salzburg)
Mahmoud Dahoud (Borussia Dortmund)
Serge Gnabry (Bayern München)
Leon Goretzka (Bayern München)
Ilkay Gündogan (Manchester City)
Kai Havertz (FC Chelsea)
Jonas Hofmann (Borussia Mönchengladbach)
Joshua Kimmich (Bayern München)
Thomas Müller (Bayern München)
Jamal Musiala (Bayern München)
Florian Neuhaus (Borussia Mönchengladbach)
Marco Reus (Borussia Dortmund)
Leroy Sane (Bayern München)
Timo Werner (FC Chelsea)
Florian Wirtz (Bayer Leverkusen)