Mit der Weltmeisterschaft in Katar klingt die siebenjährige Ära von "Die Mannschaft" aus: Der vom DFB selbst auferlegte Spitzname stand hierzulande massiv in der Kritik - und hat sich offenbar auch im Ausland nicht so richtig durchgesetzt.
Selecao, Three Lions, Les Bleus, Squadra Azzurra, Elftal: Sämtliche große Fußball-Nationalmannschaften haben seit jeher weltweit bekannte Spitznamen. Und dann gibt es Deutschland, das meistens einfach nur Deutschland war. Germany, Germania, Allemagne, Alemania. Es brauchte keinen Spitznamen, um trotzdem irgendwie zu gewinnen. Laut internationaler Einschätzung: gerne ein bisschen glücklich oder unverdient.
Nachdem Deutschland bei der Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien aber tatsächlich ziemlich schön gewonnen hatte, sah man beim DFB in Person von Sportdirektor Oliver Bierhoff offenbar die Zeit für einen eigenen Spitznamen gekommen. Ab 2015 vermarktete der nationale Fußball-Verband seine Männer-Auswahl offiziell als "Die Mannschaft". Und zwar ziemlich offensiv.
Plötzlich war "Die Mannschaft" überall. Auf den Trikots, dem Teambus, in kyrillischer Schrift auf T-Shirts für russische Kinder beim Confed-Cup 2017 - und bald vor allem: in der Kritik. Der künstliche Spitzname setzte sich in der Bevölkerung nicht durch. Stattdessen avancierte er zum Inbegriff des sportlichen Abwärtstrends und der Entfremdung zwischen Fans und Nationalmannschaft, die zum Ende der Ära Joachim Löw keine Begeisterung mehr weckte. Vorrunden-Aus bei der WM 2018, Achtelfinal-Aus bei der EM 2021.
Im vergangenen Sommer setzte der DFB dem Spitznamen-Projekt schließlich ein Ende: Der Begriff "Die Mannschaft" soll künftig nicht mehr offiziell genutzt werden. Bei der WM ist er noch auf die Trikots gestickt, die waren bereits vor der Entscheidung fertig entworfen. In Katar gibt es somit den letzten Hauch "Die Mannschaft".
imago imagesWM 2022 - Gruppe E mit Deutschland: Der Spielplan
Datum | Uhrzeit | Team A | Team B | Übertragung |
23. November | 14 Uhr | Deutschland | Japan | ARD, MagentaTV |
23. November | 17 Uhr | Spanien | Costa Rica | ARD, MagentaTV |
27. November | 11 Uhr | Japan | Costa Rica | ZDF, MagentaTV |
27. November | 20 Uhr | Spanien | Deutschland | ZDF, MagentaTV |
01. Dezember | 20 Uhr | Costa Rica | Deutschland | ARD, MagentaTV |
01. Dezember | 20 Uhr | Japan | Spanien | MagentaTV |
DFB-Team: Spitzname "Die Mannschaft" stand schnell in der Kritik
Die Kritik am Spitznamen war zuvor von allen Seiten gekommen: von unbekannten Fans, von großen Machern, von Experten und Ex-Sportlern. "Zu abgehoben" nannte ihn Borussia Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke beispielsweise, gar "respektlos gegenüber allen anderen erfolgreichen Mannschaften".
So sah das auch Hockey-Legende Moritz Fürste. "Das ist ein Schlag ins Gesicht für alle anderen Mannschaften, die wir in Deutschland haben", sagte der zweimalige Olympiasieger dem Focus: "Warum ist das 'Die Mannschaft' - was befähigt sie dazu? Es ist halt eine Mannschaft - eine von vielen." Rekordnationalspieler Lothar Matthäus, der Deutschland 1990 zum WM-Titel geführt hatte, forderte: "'Die Mannschaft' muss weg!"
Beim DFB stand der Spitzname intern bereits nach dem WM-Fiasko 2018 in Frage, durfte aber zunächst bleiben. "Die Ergebnisse einer unabhängigen Untersuchung bestärken uns darin, weiter daran festzuhalten", erklärte Bierhoff. Laut besagter Studie würde der Begriff vor allem bei jungen Leuten und Frauen eine hohe Akzeptanz hervorrufen.
DFB-Team: Das Ende von "Die Mannschaft"
Im Juni 2022 bewerteten in einer Umfrage im Auftrag des SID aber 76,1 Prozent der Befragten den Spitznamen mindestens "negativ", 66,7 Prozent sogar "sehr negativ". Kurz darauf verkündete der DFB das Aus von "Die Mannschaft".
DFB-Präsident Bernd Neuendorf gab in einer Stellungnahme zu, dass der Spitzname "in Fankreisen hierzulande mitunter kritisch gesehen und emotional diskutiert wird", sagte aber auch: "Umfragen und Analysen ergaben, dass der Name 'Die Mannschaft' einen hohen Bekanntheitsgrad hat und besonders im Ausland Anerkennung findet."
Bekannt ist der Spitzname zwar tatsächlich weltweit, gebräuchlich laut Reportern des internationalen GOAL-Netzwerks aus den großen Fußball-Nationen jedoch genau wie hierzulande eher nicht. "In England wird der Begriff 'Die Mannschaft' fast nie verwendet", sagt beispielsweise Stephen Darwin. Kollegen aus anderen Ländern äußern sich ähnlich.
imago imagesSpitznamen von Nationalmannschaften in anderen Ländern
Großer Beliebtheit erfreut sich in England unterdessen der Spitzname der eigenen Nationalmannschaft "Three Lions". Die drei Löwen prangen im Logo der FA und werden in der englischen Fußball-Hymne "Football's Coming Home" besungen. Die emotionale Bindung der Nation zum Spitznamen ist anders als in Deutschland enorm.
Interessant ist auch ein Blick nach Italien: Dort wird das international etablierte "Squadra Azzurra" kaum verwendet. Der Legende nach handelt es sich bei dem Spitznamen um eine Erfindung französischer Journalisten während der WM 1938 in Frankreich. Die Italiener selbst sprechen schlicht von "Gli Azzurri", den Blauen. Bei Anfeuerungen wird der Spitzname dem Namen der Nation bisweilen sogar vorgezogen.
Zurückzuführen ist das auf den rechtspopulistischen Politiker Silvio Berlusconi, der seine 1994 gegründete Partei nach einer Anfeuerung "Forza Italia" nannte. "Deshalb rufen viele Fans mittlerweile stattdessen lieber 'Forza Azzurri'", erklärt der italienische GOAL-Reporter Giorgio Dusi. In Katar werden aber weder die Blauen noch Berlusconis Partei angefeuert. Italien hat sich bekanntlich nicht qualifiziert - und muss beim Abschieds-Auftritt von "Die Mannschaft" somit zuschauen.
DFB-Team - Offizieller Kader bei der WM 2022: Spieler, Rückennummern
Name | Verein | Position | Rückennummer |
Manuel Neuer | FC Bayern München | TOR | 1 |
Marc-André ter Stegen | FC Barcelona | TOR | 22 |
Kevin Trapp | Eintracht Frankfurt | TOR | 12 |
Armel Bella-Kotchap | FC Southampton | ABWEHR | 25 |
Niklas Süle | Borussia Dortmund | ABWEHR | 15 |
Thilo Kehrer | West Ham United | ABWEHR | 5 |
David Raum | RB Leipzig | ABWEHR | 3 |
Christian Günter | SC Freiburg | ABWEHR | 20 |
Antonio Rüdiger | Real Madrid | ABWEHR | 2 |
Nico Schlotterbeck | Borussia Dortmund | ABWEHR | 23 |
Lukas Klostermann | RB Leipzig | ABWEHR | 16 |
Matthias Ginter | SC Freiburg | ABWEHR | 4 |
Joshua Kimmich | FC Bayern München | MITTELFELD/ANGRIFF | 6 |
Leon Goretzka | FC Bayern München | MITTELFELD/ANGRIFF | 8 |
Ilkay Gündogan | Manchester City | MITTELFELD/ANGRIFF | 21 |
Mario Götze | Eintracht Frankfurt | MITTELFELD/ANGRIFF | 11 |
Julian Brandt | Borussia Dortmund | MITTELFELD/ANGRIFF | 17 |
Serge Gnabry | FC Bayern München | MITTELFELD/ANGRIFF | 10 |
Jonas Hofmann | Borussia Mönchengladbach | MITTELFELD/ANGRIFF | 18 |
Jamal Musiala | FC Bayern München | MITTELFELD/ANGRIFF | 14 |
Thomas Müller | FC Bayern München | MITTELFELD/ANGRIFF | 13 |
Leroy Sané | FC Bayern München | MITTELFELD/ANGRIFF | 19 |
Kai Havertz | FC Chelsea | MITTELFELD/ANGRIFF | 7 |
Karim Adeyemi | Borussia Dortmund | MITTELFELD/ANGRIFF | 24 |
Youssouffa Moukoko | Borussia Dortmund | MITTELFELD/ANGRIFF | 26 |
Niclas Füllkrug | Werder Bremen | MITTELFELD/ANGRIFF | 9 |