Oliver Bierhoff löst Vertrag beim DFB auf - Zahlt der Verband Millionen-Abfindung?

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06. Dezember 202215:27
Oliver Bierhoff hat seinen Vertrag beim DFB aufgelöst.getty
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Paukenschlag nach dem WM-Aus! Oliver Bierhoff hat seinen Vertrag beim Deutschen Fußball-Bund aufgelöst. Das gab der DFB am späten Montagabend bekannt.

Bierhoff war insgesamt 18 Jahre beim Verband und zuletzt "Geschäftsführer Nationalmannschaften und Akademie". Über die Nachfolgeregelung sollen die DFB-Gremien beraten. Während der frühere DFB-Sportdirektor Matthias Sammer nur in beratender Funktion zur Verfügung stehen soll, wird außerdem Fredi Bobic, aktuell Sport-Geschäftsführer bei Hertha BSC, als möglicher Kandidat genannt.

Rekordnationalspieler Lothar Matthäus steht ebenfalls ganz oben auf dem Zettel der DFB-Gremien. Die Fachkompetenz des aktuellen TV-Experten wird in Frankfurt hochgeschätzt. Darüber hinaus werden auch Österreichs Nationaltrainer Ralf Rangnick, Thomas Hitzlsperger, Sami Khedira und Philipp Lahm als potenzielle Bierhoff-Nachfolger gehandelt.

Bierhoff ist damit erstes Opfer des deutschen WM-Debakels, sein Vertrag lief noch bis 2024. Womöglich kam er seiner Entlassung zuvor. Voraussichtlich am Mittwoch sollte er gemeinsam mit Bundestrainer Hansi Flick zu einer ersten Aufarbeitung des Scheiterns in Katar mit Neuendorf und DFB-Vize Hans-Joachim Watzke zusammentreffen. Flick wird nun alleine Stellung beziehen müssen zum deutschen Vorrundenaus und den Perspektiven zunächst bis zur Heim-EM 2024.

Während in der Pressemitteilung vom Montag keine vertraglichen Details genannt werden, berichtet ran von einer "Abfindung über mehrere Millionen Euro". Diese soll in etwa der Summe entsprechen, die Bierhoff bei Erfüllung seines Vertrags bis 2024 kassiert hätte, aber unter der für eine mögliche Freistellung gelegen haben. Bierhoff wäre demnach mit einer Degradierung zum Direktor der DFB-Akademie nicht einverstanden gewesen und zudem nicht freiwillig vorzeitig gegangen.

"Oliver Bierhoff hat sich große Verdienste um den DFB erworben. Auch wenn die letzten Turniere hinter den sportlichen Zielen zurückblieben, steht er für große Momente. Sein Wirken wird für immer mit dem WM-Erfolg in Brasilien verbunden bleiben", sagte DFB-Präsident Bernd Neuendorf, der Bierhoff "im Namen der DFB-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter für alles, was er für uns und den Fußball in Deutschland geleistet hat", dankte.

Hans-Joachim Watzke würdigt Oliver Bierhoff

Auch Watzke würdigte Bierhoffs Einsatz. "Oliver Bierhoff hat sich in den 18 Jahren seines Wirkens erhebliche Verdienste um den deutschen Fußball erworben", sagte der BVB-Geschäftsführer dem SID. Bierhoff gebührten "Respekt, Anerkennung und Dank", sagte Watzke, der den DFB-Direktor stets kritisch gesehen hatte.

Höhepunkt von Bierhoffs Amtszeit war der WM-Titel 2014. Zuletzt musste der Europameister von 1996 aber drei Turnier-Enttäuschungen in Folge verantworten. "Ich mache damit den Weg frei für neue Weichenstellungen", sagte der 54-Jährige. Es sei "eine intensive, spannende und lehrreiche Zeit" gewesen, "in der wir gemeinsam große Erfolge feiern konnten".

Zugleich räumte Bierhoff auch Fehler ein: "Mein Wirken war stets getrieben von der Überzeugung, mein Bestes für den DFB und die Nationalmannschaften zu geben. Umso mehr schmerzt mich das Abschneiden der Männer Nationalmannschaft bei den Weltmeisterschaften in Russland und Katar. Ich gehe deshalb auch nicht ohne die nötige Selbstkritik."

Oliver Bierhoff: "Dafür übernehme ich die Verantwortung"

In den vergangenen vier Jahren habe man es nicht geschafft, "an frühere Erfolge anzuknüpfen und den Fans wieder Grund zum Jubeln zu geben. Einige Entscheidungen, von denen wir überzeugt waren, haben sich nicht als die richtigen erwiesen. Das bedauert niemand mehr als ich. Dafür übernehme ich die Verantwortung."

Nach dem Vorrunden-Aus in Katar hatte Bierhoff signalisiert, seine Arbeit fortsetzen zu wollen, und einen Rücktritt ausgeschlossen.

Bierhoff war 2004 zeitgleich mit Bundestrainer Jürgen Klinsmann zum DFB gekommen. Zuvor hatte er 37 Tore in 70 Länderspielen geschossen und die DFB-Auswahl im EM-Finale 1996 mit seinen beiden Finaltoren, darunter dem ersten Golden Goal, zum Europameister gekrönt. Zwei Jahre nach seinem letzten Länderspiel begann er als Manager der DFB-Auswahl. Ab 2015 übernahm er die Projektleitung für die DFB-Akademie. 2018 wurde er Direktor Nationalmannschaften und Akademie und 2022 Geschäftsführer Nationalmannschaften und Akademie der DFB GmbH & Co KG.