Der frühere deutsche Nationalspieler Andreas Möller hat große Zweifel daran geäußert, ob der DFB mit Julian Nagelsmann die richtige Wahl für die Besetzung des Bundestrainerpostens getroffen hat.
"Er müsste derjenige sein, der Hierarchie und Aufgabenverteilung schafft. Er muss auch versuchen, dass die Spieler für ihn durchs Feuer gehen. Doch das in der Kürze der Zeit zu schaffen, ist sehr schwer", sagte der Europameister von 1996 der Bild.
Möller führte aus: "Zumal er noch sehr jung ist - Stichwort Autorität - und jeder weiß, dass er erst mal nur Aushilfstrainer bis zur EM ist. [...] Ich sag‘s mal ganz offen: Ich glaube, der Job kommt viel zu früh für ihn."
Nach der Entlassung von Hansi Flick im September 2023 hatte sich der DFB dazu entschieden, Nagelsmann bis zur Heim-EM im kommenden Sommer als neuen Nationaltrainer einzustellen. Der Vertrag des 36-Jährigen ist lediglich bis nach dem Turnier datiert - wie es danach weiter geht, ist offen.
Möller, der insgesamt 85-mal für Deutschland auflief und neben dem EM-Titel 1996 auch bei der erfolgreichen WM 1990 dabei war, hätte Felix Magath gegenüber Nagelsmann bevorzugt: "Früher wurde derjenige Bundestrainer, der große Verdienste und sehr viel Erfahrung hat. Und das ist aktuell eben Magath."
Dennoch, so Möller weiter, könne Deutschland auch mit Nagelsmann bei der EM 2024 gut abschneiden. Dafür müsse sich der frühere Bayern-Trainer aber "vor allem klar sein: Es geht hier nicht darum, eine Über-Aufstellung und -Taktik zu machen, wo alle mit der Zunge schnalzen. Das Wichtigste ist: Halte es einfach, hör auf, alles zu verkomplizieren."
Man sei schließlich 1996 "auch nicht Europameister geworden, weil wir alle anderen auseinandergenommen haben. Es war eine EM der Freundschaft, des Miteinanders, des Willens und des erbarmungslosen Kämpfens für den anderen."
DFB-Team: Ein Sieg in vier Spielen unter Julian Nagelsmann
In seinen bisherigen vier Spielen als Bundestrainer gab es für Nagelsmann erst einen Sieg, das 3:1 bei seinem Debüt gegen die USA. Danach spielte Deutschland unentschieden gegen Mexiko (2:2), ehe beide Länderspiele im November verloren gingen (2:3 gegen die Türkei, 0:2 in Österreich).
Möller, der in seiner aktiven Karriere unter anderem für Borussia Dortmund, Schalke 04 und Juventus Turin spielte und die Fußballschuhe 2004 an den Nagel hängte, war bei der EM 1996 einer der Schlüsselspieler der DFB-Elf. In fünf der sechs Partien stand er in der Startelf, dabei gelangen ihm ein Tor und ein Assist. Im Finale gegen Tschechien (2:1 n.V.) fehlte Möller allerdings wegen einer Gelbsperre.
Die nächsten Testspiele stehen für das DFB-Team Ende März 2024 an, wenn man auf Frankreich und die Niederlande trifft.
Die EM startet für Deutschland dann am 14. Juni mit dem Eröffnungsspiel in München gegen Schottland. Weitere Gruppengegner sind Ungarn und die Schweiz.