Zu bester Sendezeit, vor ausverkauften Rängen und mit einem Millionenpublikum an den TV-Bildschirmen blamierte sich der 1. FC Saarbrücken im heimischen Ludwigspark bis auf die Knochen. Nach Stunden des Dauerregens glich das ramponierte Fußballfeld einem Schwimmbecken, das Viertelfinalduell des Drittligisten im DFB-Pokal gegen Borussia Mönchengladbach fiel ins Wasser - und niemand in der saarländischen Landeshauptstadt schien darüber verwundert.
"Die Stadt sollte jetzt sehen, dass es nicht tragbar ist", stellte der frustrierte FCS-Torwart Tim Schreiber unmittelbar nach der Absage klar. Eine bittere, aber keine neue Erkenntnis. Denn die Ursache allen (Regen-)Übels ist altbekannt: Eine funktionierende Drainage existiert nicht im von 2016 bis 2020 umgebauten Ludwigspark.
Für die Renovierung der knapp 16.000 Zuschauer fassenden Spielstätte hatte die Stadt als Eigentümerin ursprünglich 16 Millionen Euro veranschlagt, die Kosten aber stiegen auf das Dreifache. Gespart wurde ausgerechnet beim Rasen: "Nur" 200.000 Euro hätte eine professionelle Rohr-Drainage gekostet. Seither wird der Platz regelmäßig geflutet, so auch im Vorfeld des Viertelfinals.
"Wir können uns bei den Vereinen und den Fans beider Teams sowie bei allen, die am Spieltag im Einsatz waren, nur für die Unannehmlichkeiten entschuldigen", zeigte sich Saarbrückens Oberbürgermeister Uwe Conradt am Mittwochabend reumütig. Bis wenige Minuten vor dem geplanten Anpfiff hatte der Drittligist alles Menschenmögliche versucht. Zahlreiche Helfer nutzten über Stunden sogar Laubbläser, um die Wassermassen zu verdrängen. Vergeblich.
Saarbrücken: "Bereiten zurzeit die nötigen Schritte vor"
Immerhin: Im Stadtrat ist mittlerweile Einsicht eingekehrt, ironischerweise am Tag vor dem Viertelfinale. Dort hatten die Abgeordneten mit großer Mehrheit einer grundlegenden Sanierung oder einem völligen Neubau des Rasenanlage zugestimmt. Die Finanzierung sei "abgesichert", sagte Saarbrückens Sportdezernent Patrick Berberich: "Wir bereiten zurzeit die nötigen Schritte vor, um die Arbeiten an der Erneuerung des Platzes schnellstmöglich auf den Weg zu bringen."
Für die Zwischenzeit gehe es darum, Lösungen zu finden. Das gilt auch für die Drittliga-Partie am Sonntag gegen die SpVgg Unterhaching. Ob diese stattfinden kann, ist noch offen. Bereits Ende Oktober war das Heimspiel gegen Dynamo Dresden zur Halbzeit abgebrochen worden, natürlich wegen Unbespielbarkeit des Rasens.
Am Donnerstag zeigte sich der Deutsche Fußball-Bund erleichtert über die "Neujustierung" im Ludwigspark. "Wir werden den konkreten Fall hoffentlich zur neuen Saison nicht mehr haben", sagte Manuel Hartmann, Geschäftsführer Spielbetrieb.
Bereits einen Tag zuvor hatte der DFB mitgeteilt, dass eine Neuansetzung des Viertelfinals in Abstimmung mit beiden Teams "schnellstmöglich" erfolge. Auch Gladbachs Sport-Geschäftsführer Roland Virkus kündigte noch in den Stadionkatakomben an, dass "alle die Terminkalender jetzt übereinander legen" - und fügte schmunzelnd hinzu: "Beide Mannschaften spielen ja nicht international, deswegen werden wir einen Termin finden."