Er habe den Eindruck, "dass sich in der deutschen Gesellschaft in den vergangenen Jahren schleichend ein Pessimismus eingenistet hat. Das Glas ist halbleer, wir konzentrieren uns oft auf das Negative", sagte der Bundestrainer im Verbandsmagazin "DFB aktuell". Seine Elf könne dies ändern.
"In der Vergangenheit waren der Fußball und die Nationalmannschaft oft Mittel, dies zu drehen", meinte der 36-Jährige. Er nannte die WM 1954 als "leuchtendes Beispiel", aber auch die anderen großen Titel "hatten jeweils Bedeutung über den Sport hinaus. Mich würde es wahnsinnig freuen, wenn uns Vergleichbares gelänge. Wenn wir mit unserem Spiel das Land rütteln und die Stimmung drehen würden." Eine erfolgreiche EM trage im besten Fall "zu einer Rückkehr des Optimismus in unserem Land bei. Und das wäre ganz schön groß", sagte Nagelsmann.
Dafür brauche es eine Mannschaft, "die mutig ist, die auch den Mut hat, Fehler zu machen. Eine Mannschaft, die eine Mentalität verkörpert, die typisch deutsch ist, die anpackt. Diese Mentalität muss spürbar sein: Wir stehen auf, wir packen es an!"
Als Bundestrainer sieht sich Nagelsmann wie seine Spieler als "Botschafter" der Nation. "Man sollte mit dem nötigen Stolz an die Aufgabe gehen, mit Demut und mit dem Bewusstsein und der Überzeugung, dass man nicht für sich agiert, sondern im Dienste und im Auftrag seines Landes." Dies sollte nach außen immer zu spüren sein.
Als er sein Amt übernommen habe, sei es seine "Triebfeder" gewesen, das Bild der Nationalmannschaft zu verbessern. "Dass wir den Menschen wieder so viel Freude bereiten, wie es bei den Turnieren in meiner Kindheit und Jugend mit schöner Regelmäßigkeit der Fall war." Die DFB-Elf müsse wieder eine "Turniermannschaft" sein. "Die Mannschaft muss wieder eine Aura bekommen, wie sie diese fast immer und zuletzt zwischen 2006 und 2014 hatte."