"Wäre komplett durchbeleidigt worden": Deniz Undav erklärt seine Entscheidung gegen die Türkei

Von Felix Götz
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DFB statt Türkei? Müllbeutel-Auftritt? Luxus-Güter? Vorzeitiges Karriereende? Deniz Undav packt aus.

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"Für mich war es immer klar, dass ich nur für Deutschland spielen möchte", sagte Undav in einem Interview mit ran: "Man hat sich natürlich eine Hintertür offengelassen, falls es nicht klappen sollte, weil ich selber niemals gedacht hätte, dass ich gefragt werden würde. Aber ich wusste, dass ich bei zwei, drei schlechten Spielen für die Türkei komplett durchbeleidigt worden wäre. Für mich geht es nur um Fußball, das hat nichts mit Politik zu tun. Ich wollte einfach für Deutschland spielen, ich fühle mich hier wohl, ich bin hier aufgewachsen. Als der Bundestrainer mich dann angerufen hat, musste ich nicht mal zu einem Prozent überlegen."

Undav wurde in Varel im Landkreis Friesland geboren, startete erst spät richtig durch und hat mittlerweile vier Länderspiele für Deutschland auf dem Buckel. Dabei hätte der 28-Jährige seine Laufbahn beinahe vorzeitig beendet. 2012 wurde er im Alter von knapp 16 Jahren in der Jugend von Werder Bremen ausgemustert.

"Es war für mich kein Tiefpunkt, als ich aufhören wollte. Ich war immer noch ein super Spieler, aber ich wollte einfach nicht mehr. Ich habe mir gesagt: Ach, das wird eh nichts, es macht keinen Sinn. Denn ich hatte immer viele Tore gemacht und nie die Chance bekommen. Umso schöner, dass ich auch dank der klaren Ansagen von meinem Vater und meinem Onkel weitergemacht und es trotzdem geschafft habe. Hätte ich da aufgehört, dann weiß ich nicht, wo ich jetzt wäre, keine Ahnung. Wahrscheinlich hätte ich irgendwo in einer Firma gearbeitet, mein Leben so weitergelebt und wäre trotzdem glücklich geworden", meinte der Stürmer vom VfB Stuttgart.

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Undav über Müllbeutel-Auftritt: "Die Schuhe stinken"

Vor wenigen Tagen ging Undav mit einem kuriosen Auftritt viral. Bei der deutschen Nationalmannschaft erschien er anstatt mit einer Tasche mit einem Müllbeutel.

"Ich habe den von unserem Betreuer in Stuttgart bekommen, weil ich die Fußballschuhe damit transportiert habe", erklärte Undav dazu: "Und meine Laufschuhe, weil die Schuhe stinken und deshalb habe ich die nicht so gerne in meiner Tasche. Deswegen habe ich den Müllbeutel mitgenommen und mir nichts dabei gedacht. Aber anscheinend war es sehr, sehr cool für viele Leute, dass ich so bodenständig geblieben bin."

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© (C)Getty Images

Undav über Luxus-Güter: "Eine Hose ist nur eine Hose"

Luxus-Güter bedeuten dem Torjäger ohnehin nicht viel. "Im Endeffekt ist eine Hose ja auch nur eine Hose, ob sie von H&M oder von einer Luxusmarke ist. Eigentlich sollte es keinen jucken, was man trägt, aber viele denken halt, sie müssen es tragen", so Undav.

Und weiter: "Luxus ist für mich die Zeit, die man dann mal hat, natürlich mit der Familie zu verbringen, die Tochter groß werden zu sehen. Auch wenn das im Moment gerade schwer ist, wo man viel unterwegs ist. Und sonst ist einfach für mich das Wichtigste, dass man immer gesund bleibt und mehr braucht man im Leben nicht. Natürlich kann man sich im Urlaub dann mal hier und da mal was gönnen. Aber ich habe vielleicht eine Tasche und ein oder zwei Uhren und sonst habe ich seit sieben, acht Jahren die gleichen Klamotten. Ich gehe einfach nicht gerne einkaufen, und von so Louis-Vuitton-Sachen oder sowas bin ich gar nicht der Fan."

Undav wechselte 2023 zunächst auf Leihbasis und in diesem Sommer dann fest von Brighton and Hove Albion zum VfB, wo sein Vertrag bis 2027 gültig ist. In der laufenden Saison steuerte er bislang in zehn Pflichtspielen sechs Tore und eine Vorlage bei.

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