Viele deutsche Profis machen sich Hoffnungen auf eine EM-Teilnahme, jedoch dürfen nur 23 Spieler die Reise nach Polen und in die Ukraine mitmachen. Wer sind am Ende die Glücklichen und wer muss zuhause bleiben? SPOX bewertet über die komplette Saison wöchentlich die Chancen der 40 potenziellen EM-Fahrer, gibt differenzierte Einschätzungen ab und zeigt die Formkurve der Casting-Kandidaten.
Wie kommt die Bewertung zustande? Hier geht's zur Erklärung!
Torhüter: Zieler verliert Duell - ter Stegen holt auf
Mittelfeldspieler: Müller im Leistungstief - Holtby lauert
Stürmer: Heim-Poldi schlägt wieder zu - Klose trifft weiter
Dennis Aogo: Im Pokal in Trier noch einer der besten mit dem Siegtor per Freistoß - sein erster Pflichtspieltreffer für den HSV. Auffällig: Aogo kommt unter Fink endlich auch offensiv besser zur Geltung. Gegen Kaiserslautern dafür dann aber wieder mit defensiven Schwächen und einigen Abspielfehlern. Fazit: Aogo fehlt nach wie vor die Konstanz in seinen Leistungen, was ihn beim DFB in seiner Rolle als Wackelkandidat nicht voran bringt.
Holger Badstuber: Bekam im Pokal gegen Ingolstadt eine Pause und stand nicht im Kader. Gegen Nürnberg dann ausgeruht und sehr auffällig. Badstuber schaltete sich oft ins Offensivspiel ein. Highlight: Der öffnende Pass auf Toni Kroos vor Gomez' Tor zum 4:0. 125 Ballkontakte waren beeindruckend. Nur fünf seiner 106 Pässe (!) kamen nicht zum Mitspieler, drei davon spielte er risikoreich in die Tiefe - waren also zu verzeihen.
Andreas Beck: Gegen Köln im Pokal mit einer durchschnittlichen Leistung. Hatte mit Slawomir Peszko in der ersten Halbzeit einige Probleme, nach der Pause wurde es ein wenig besser. Auf Schalke dann mit dem schnellen Julian Draxler teilweise erneut überfordert. Beck sah von Draxler oft nur die Hacken und konnte den 18-Jährigen auch nicht mit einem Foul von der Vorarbeit zum 1:0 abhalten. Dazu kamen eine negative Zweikampfbilanz und kaum nennenswerte Offensivaktionen. So gibt's im DFB erstmal kein Vorbeikommen an Boateng und Höwedes.
Jerome Boateng: Hatte im Pokal gegen völlig überforderte Ingolstädter defensiv so gut wie gar nichts zu tun. Ruhig und abgeklärt im Spielaufbau, ohne Glanzpunkte zu setzen. In der Liga saß Boateng das erste von zwei Spielen Rotsperre ab. Steht gegen Neapel aber wohl wieder in der Startelf, zumal Daniel van Buyten angeschlagen ist.
Gonzalo Castro: Unauffällige Partie beim Liga-Comeback nach Rotsperre, dafür aber mit den meisten Ballkontakten bei Bayer. Startete gegen Freiburg auf der Sechs, rückte nach Michael Ballacks Auswechslung ins offensive Mittelfeld, um in der Schlussphase dann in der Defensive auszuhelfen. Fügte sich überall passabel ein, ohne herauszuragen. Ist bei Löw bis auf weiteres aber erstmal nicht gefragt.
Arne Friedrich: Nach der Vertragsauflösung in Wolfsburg immernoch vereinslos. Sprach in der vergangenen Woche im "RBB" ausweichend über seine Zukunftspläne. "Da gibt es noch keinen neuen Stand", sagte Friedrich. "Ich möchte ganz genau überlegen, in welche Richtung es gehen soll. Ich nehme mir alle Zeit, die ich brauche und werde dann entscheiden, wie es weiter geht." Ein Karriere-Ende mit 32 Jahren ist nicht ausgeschlossen, ein DFB-Comeback derzeit freilich schon.
Benedikt Höwedes: Kam in Pokal und Liga erneut auf seiner Nationalmannschaftsposition rechts hinten zum Einsatz und hinterließ einen guten Eindruck. In Karlsruhe schaltete sich Höwedes oft frech nach vorne ein und vergab eine Torchance. Gegen Hoffenheim defensiv von Ryan Babel mehr gefordert, Höwedes stand insgesamt aber sicher und schlug vorne eine starke Flanke auf Klaas-Jan Huntelaar. Bleibt damit Boateng-Herausforderer auf rechts.
Mats Hummels: Von Dresdens Offensive im Pokal kaum gefordert. Solide im Aufbauspiel, ansonsten unauffällig. Im Ligaspiel in Stuttgart mit ein paar Stellungsfehlern zu Beginn, ansonsten souverän und deutlich sicherer als Nebenmann Neven Subotic. Der Beweis dafür: 88 Prozent gewonnene Zweikämpfe.
Philipp Lahm: Der Bayern-Kapitän bekam gegen Ingolstadt eine Pause und legte 90 Minuten auf der Bank die Füße hoch. Hatte gegen Nürnberg dann wieder die linke Seite gemeinsam mit Franck Ribery fest im Griff und leitete das 2:0 mit ein. Defensiv war er wenig gefordert, das wird gegen Neapels Marek Hamsik wieder anders werden.
Per Mertesacker: Beim 2:1-Sieg im Ligapokal gegen die Bolton Wanderers unter der Woche bekamen die Rekonvaleszenten Thomas Vermaelen und Sebastien Squillaci Spielpraxis, Mertesacker pausierte. Beim 5:3-Sieg im Derby dann mit einer äußerst schwachen ersten Halbzeit inklusive zweier Fehler bei den Toren von Frank Lampard und John Terry. "Beim ersten Tor muss Per natürlich besser verteidigen, da war sein Stellungsspiel nicht optimal", sah auch Joachim Löw vor Ort. Nach der Pause etwas sicherer, aber bei weitem nicht souverän. Fazit: Kritische Phase für Merte, die Konkurrenz in Verein und Nationalmannschaft schläft nicht.
Sascha Riether: Grundsolide in Pokal und Liga. Hielt in Hoffenheim mit Martin Lanig das Zentrum weitestgehend dicht. In der Schlussphase half Riether als Innenverteidiger aus. Gegen Augsburg dann sehr umtriebig mit weiten Wegen im Mittelfeld, aber auch dem einen oder anderen Ballverlust. Für eine Nationalmannschaftsberufung reicht es derzeit aber nicht.
Marcel Schäfer: Offensiv weiter eine gefährliche Waffe der Wolfsburger. Schlug gegen Berlin viele Flanken, vor allem auf Mario Mandzukic. Hatte als Flügelspieler mit 85 Ballkontakten die zweitmeisten seiner Mannschaft und schoss per indirektem Freistoß den zwischenzeitlichen 2:2-Ausgleich. Defensiv aber auch mit Fehlern, lief bei einigen Kontern nur hinterher. Macht so in Sachen DFB-Team nicht viel Boden auf Aogo und Schmelzer gut.
Marcel Schmelzer: Im Pokal gegen Dresden mit starker Leistung. Schmelzer marschierte die Seitenlinie runter und kam oft in den Rücken der Abwehr, um zu flanken. Was Schmelzer bei Heimspielen gelingt, kann er auswärts derzeit jedoch nicht abrufen: In Stuttgart erwischte der Linksverteidiger keinen sonderlich guten Tag, ließ sich von Martin Harnik ein paar mal düpieren und brachte auch nach vorne nicht viel zu stande. 56 Prozent gewonnene Zweikämpfe und 54 Ballkontakte sind allenfalls durchschnittliche Werte. Bleibt so Wackelkandidat für die Nominierung.
Serdar Tasci: Fehlte unter der Woche mit einer Knieverletzung, stand dann aber gegen den BVB seinen Mann. War nach Standards immer gefährlich. Tasci erzielte per Abstauber das 1:0, strahlte in der Defensive aber wenig Ruhe aus. 50 Prozent gewonnene Zweikämpfe waren für einen Innenverteidiger eher unterdurchschnittlich. In Sachen DFB weiter außen vor.
Philipp Wollscheid: War in der überforderten Club-Abwehr noch der Beste, konnte die 0:4-Niederlage in München aber auch nicht verhindern. Wollscheid rettete einmal stark auf der Linie, bezahlte gegen Mario Gomez aber auch ein ums andere Mal Lehrgeld. Für ein DFB-Debüt reicht's so noch nicht.
Torhüter: Zieler verliert Duell - ter Stegen holt auf