rund 15 Monate vor der Weltmeisterschaft in Südafrika hat am Wochenende die heiße Qualifikationsphase auf meinem Kontinent begonnen. Nach einer harten Vorausscheidung, in der es starke Teams wie den Senegal und Angola bereits erwischt hat, kämpfen 20 Teams in fünf Gruppen um die fünf Tickets für die WM.
Grund genug, um sich die Gruppen genauer anzuschauen und einen Tipp zu wagen, wer sich am Ende durchsetzen wird.
Gruppe A: Gabun, Kamerun, Marokko, Togo
Togo hat zwar jetzt Kamerun geschlagen, aber am Ende werden die "Indomitable Lions" die Nase vorn haben. Die haben so viele starke Spieler in Europa - allen voran natürlich Samuel Eto'o -, die den Ausschlag zu Gunsten Kameruns geben werden. Auch wenn eine Auftaktniederlage nicht optimal ist, werden sie im Laufe der Gruppenspiele und im Rückspiel gegen Togo diesen Ausrutscher wieder wettmachen.
Gruppe B: Kenia, Mosambik, Nigeria, Tunesien
Das wird ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Tunesien und Nigeria, wobei ich Tunesien einen Tick stärker einschätze und glaube, dass sie den Sprung nach Südafrika schaffen werden. Nigerias 0:0 in Mosambik ist schon erstaunlich, aber in Afrika ist es ungemein schwierig, auswärts anzutreten, weil man gegen so viele Faktoren antreten muss. Da gibt es sehr häufig Probleme bei der Anreise, mit dem Hotel, dem Schiedsrichter und den unterirdischen Platzverhältnissen.Gruppe C: Ägypten, Algerien, Ruanda, Sambia
Ägypten ist hier klarer Favorit. Die haben nicht umsonst 2008 den Afrika-Cup gewonnen. Das Unentschieden in Sambia war zwar etwas überraschend, aber auf Dauer haben alle Mannschaften nicht die Qualität, den Ägyptern Paroli zu bieten. Für mich ist das insgesamt die leichteste Gruppe.
Gruppe D: Benin, Ghana, Mali, Sudan
Mali hat keine schlechte Mannschaft und mit Frederic Kanoute einen absoluten Topstar im Team, aber Ghana hat die größere Tiefe in der Mannschaft und mit Michael Essien einen der besten Spieler Afrikas. Deshalb bin ich davon überzeugt, dass sich die Ghanaer am Ende für die WM qualifizieren werden.
Gruppe E: Burkina Faso, Elfenbeinküste, Guinea, Malawi
Für die Elfenbeinküste um Didier Drogba, Yaya Toure und die anderen Stars aus Europa sehe ich da keinen ernsthaften Gegner. Der deutliche Auftaktsieg gegen Malawi zeigt auch schon, dass die Ivorer da nichts anbrennen lassen werden. Der härteste Rivale wird sicherlich Burkina Faso, die eine starke erste Quali-Phase gespielt haben. Aber die Elfenbeinküste ist zu stark.
Kamerun die Nummer eins
Mit diesen fünf Teams wäre Afrika meiner Meinung nach auch mit seinen besten Mannschaften bei der WM vertreten. Wobei für mich Kamerun nach wie vor die beste Mannschaft des Kontinents ist.
Auf Platz zwei sehe ich Ägypten und auf drei die Elfenbeinküste. Dahinter folgen Tunesien und Ghana.
Uns selbst würde ich zusammen mit dem Senegal und Nigeria im Moment zwar unter den Top 10 ansiedeln, für die ersten fünf Plätze reicht's aber nicht.
Südafrika hat Weiterentwicklung verpasst
Vor acht bis zehn Jahren war es für uns eigentlich kein Problem, gegen Ägypten oder die Elfenbeinküste zu spielen, aber diese Mannschaften haben sich weiterentwickelt und wir sind stehen geblieben.
Bis zum ersten Spiel bei der WM bleibt uns aber noch Zeit, um wieder näher an diese Mannschaften heranzurücken. Und mit dem Heimvorteil auf unserer Seite kann man auch das ein oder andere spielerische Defizit überdecken.
Bis zum nächsten Mal.
Euer Bradley Carnell
Bradley Carnell, geboren am 21. Januar 1977 in Johannesburg, spielt seit 2005 für den Karlsruher SC und ist 2007 mit den Badenern in die Bundesliga aufgestiegen. Der 1,74 m große Linksfuß bestritt über 40 Länderspiele für Südafrika und nahm an der Weltmeisterschaft 2002 in Südkorea und Japan teil.