Frage: Herr Müller, 4:0 gegen Gibraltar. Wie fällt ihr Fazit nach dem zähen Spiel aus?
Thomas Müller: Dass die Partie unangenehm wird und dass es lange 90 Minuten werden, war vorher klar. Das Ergebnis ist keine Riesenenttäuschung, aber ist auch nicht so ausgefallen, dass wir jubelschreiend nach Hause gehen.
Frage: Nicht nur in Deutschland wurde mit einem deutlich höheren Sieg gerechnet. Warum ist daraus nichts geworden?
Müller: Wir sind die Partie mit Seriosität angegangen und die erste Halbzeit war noch ganz gut. Wir haben zwar auch nur drei Tore erzielt, aber hatten noch ein paar zusätzliche Möglichkeiten. In der zweiten Halbzeit haben wir zu langsam gespielt, das ist dann auch Kopfsache. Das kann man uns ankreiden. Solche Spiele sind für die Spieler nicht angenehm und für die Zuschauer sind sie auch nur eine gewisse Zeit erträglich. Ich habe Respekt vor dem Gegner und die Jungs waren auch super. Die haben sich riesig gefreut über jeden Eckball. Für die ist es ein Highlight, vor so vielen Zuschauern zu spielen. Aber wenn man sich unseren Kalender anschaut, ob man den mit solchen Pflichtspielen füllen muss, ist die Frage. Ich brauche solche Spiele nicht.
Frage: Trotzdem hat sich die Mannschaft schwerer getan als erwartet. Woran lag das?
Müller: Wir haben uns nicht schwerer getan, als wir es erwartet haben, vielleicht habt ihr es nicht so schwer erwartet. Gibraltar hat mit einem 6-3-1 gespielt oder wie man das nennen will und seine Sache auch nicht schlecht gemacht. Die wissen auch, wie man verteidigt. Natürlich herrscht bei so vielen Leuten Konfusion im Strafraum, aber selbst wenn wir außen mal durch waren, standen trotzdem fünf Mann im Fünfmeterraum und das macht die Aufgabe nicht so leicht. Im Abschluss hat dann auch noch das Zielwasser. Abhaken und weiter geht's.
Frage: Immerhin konnten sie etwas für ihre persönliche Statistik tun. Sie haben mit Ihrem Doppelpack Mario Gomez in der ewigen Torjägerliste überholt und liegen jetzt auf Rang 17.
Müller: Natürlich schießt man gern Tore, aber ich hänge das jetzt nicht zu hoch. Entscheidend ist doch: Das Spiel ist eins, das man eigentlich nicht braucht.
Frage: Können Sie die Pfiffe der Fans zum Ende der Partie verstehen?
Müller: Das Spiel war in der zweiten Halbzeit wirklich kein Leckerbissen, die Zuschauer sind nicht verwöhnt worden. Für die Zuschauer ist es nicht reizvoll, so ein Anlaufen, so ein Handballspiel zu sehen. Für uns ist es auch nicht angenehm, wenn neun Mann verteidigen. Das Spiel ist am Ende ausgeplätschert und dann gibt es hinten raus Pfiffe. Wenn es gegen das ganze Team geht, ist das in Ordnung. Wir sind auch keine Zauberer, sondern müssen unseren Job machen. Und so leicht war es einfach nicht.
Frage: Auch Bundestrainer Joachim Löw hat die Mannschaft für Ihre Leistung kritisiert. Wie gehen Sie damit um?
Müller: Er hat sich auch mehr Schwung in der zweiten Halbzeit erwartet, man braucht auch nicht immer alles schönreden. Das ist alles in Ordnung.
Frage: Der Bundestrainer hat angekündigt 2015 neue Reizpunkte setzen zu wollen. Er denkt dabei auch an andere Systeme. Auch wenn es nur Gibraltar war: ist die Dreierkette eine Option für die Zukunft?
Müller: Das System ist im Fußball nicht so wichtig. Wichtig ist, dass jeder Spieler weiß, was er zu tun hat, wie der Plan ist und wie man gegen den jeweiligen Gegner zu spielen hat. Ob 3-5-2 oder 4-5-9, ist nicht entscheidend.
Frage: Zum Abschluss des Jahres geht es gegen Spanien. Was erwarten Sie für ein Spiel?
Müller: Das ist nochmal ein Highlight, darauf freut man sich. Wir wollen ein gutes Spiel machen, es geht um viel Prestige. Aber auch eine Niederlage würde unser Länderspieljahr nicht trüben. Wir haben den Weltmeistertitel geholt, da gibt's nix dran zu rütteln.
Deutschland - Gibraltar: Daten zum Spiel