Die deutsche Nationalmannschaft hat die Teilnahme an der Europameisterschaft 2020 perfekt gemacht. Im vorletzten Qualifikationsspiel in Gruppe C setzte sich die Elf von Joachim Löw vor einer einmal mehr bescheidenen Kulisse in Mönchengladbach mit 4:0 (1:0) gegen Weißrussland durch. Gruppengegner Nordirland spielte 0:0 gegen die Niederlande, was Deutschland für die Qualifikation zur EM reichte.
"Wir haben unser Ziel erreicht. Die Mannschaft hat gut gespielt", sagte Bundestrainer Joachim Löw nach der Partie: "Wir haben einige gute Kombinationen gezeigt und vier Tor erzielt. Sicher war nicht alles perfekt, aber unter dem Strich bin ich sehr zufrieden."
Gladbachs Matthias Ginter traf im heimischen Stadion für das DFB-Team zum 1:0 und war an drei Treffern beteiligt - wie auch Doppeltorschütze Toni Kroos. "Es musste anscheinend so kommen. Ich bin sehr froh über mein erstes Tor", sagte der neue Abwehrchef Ginter über seinen Hackentreffer. "Bis zum ersten Tor war es sehr eng im Strafraum. In der zweiten Halbzeit haben wir es besser gespielt."
Kroos analysierte: "Bis zum 1:0 ist es gegen einen solchen Gegner immer schwierig. Aber insgesamt haben wir es gut gemacht. Aktuell zähle ich uns aber nicht zu den Favoriten für die EM. Wichtig ist, dass wir uns in den beiden Länderspielen im März als Mannschaft einspielen."
Luca Waldschmidt wird das Länderspiel dagegen nicht in bester Erinnerung behalten. Der eingewechselte Freiburger prallte kurz vor Schluss mit Gäste-Torhüter Alexander Gutor zusammen und wurde ins Krankenhaus gebracht.
Deutschland - Weißrussland: Die Analyse
Bundestrainer Löw vertraute wie angekündigt auf Neuer im Tor und eine Vierer- statt Dreierabwehrkette. Wenig überraschend gewann Koch das Innenverteidiger-Duell mit Tah, der unter der Woche nicht voll belastbar gewesen war.
Im Mittelfeld starteten mit Kimmich, Kroos, Gündogan und Goretzka gleich vier im Zentrum beheimatete Akteure. Kimmich und Kroos bildeten die Doppelsechs, während Gündogan anders als bei Manchester City fast schon auf der Zehner-Position agierte.
Goretzka hingegen wich häufig auf den rechten Flügel aus, zog bei Ballbesitz aber immer wieder in die Mitte und machte für den aufrückenden Rechtsverteidiger Klostermann Platz. Über die rechte Seite liefen auch die mit Abstand meisten Angriffe in Hälfte eins. Einer davon mündete im Führungstreffer durch "Heimspieler" Ginter, der eine scharfe Hereingabe des sehr variabel auftretenden Gnabry sehenswert per Hacke verwertete, dabei allerdings knapp im Abseits stand (41.).
Die Löw-Elf hätte zur Pause schon höher führen können, präsentierte sich aber zu ungenau im Abschluss. Die Gäste standen wie erwartet sehr tief, ließen allein in den ersten 45 Minuten 23 Torschüsse zu, von denen jedoch nur fünf direkt auf den Kasten von Weißrusslands Torhüter Gutor gingen.
Ein ähnlich einseitiges Spiel bot sich den 31.164 Zuschauern im Borussia-Park auch nach dem Seitenwechsel. Diesmal waren die Offensivbemühungen der Deutschen aber von größerem Erfolg gekrönt: Goretzka (49.) und Kroos (55., 83.) sorgten numerisch für Klarheit.
Am Ende stand ein souveräner, nie gefährdeter Sieg, bei dem sich auch Neuer in beiden Halbzeiten auszeichnen konnte. Zunächst parierte der Kapitän einen Schlenzer von Stasevich unmittelbar vor dem Ginter-Treffer (40.), später hielt er einen alles andere als schlecht geschossenen Elfmeter des weißrussischen Stürmers (75.).
Die Daten des Spiels Deutschland gegen Weißrussland
Tore: 1:0 Ginter (41.), 2:0 Goretzka (49.), 3:0 Kroos (55.), 4:0 Kroos (83.)
Bes. Vorkommnis: Neuer hält Elfmeter von Stasevich (75.)
- Kimmich stand als einziger Spieler seit Anfang 2018 in jedem der 22 Länderspiele des DFB in der Startelf.
- Gnabry war in seinen letzten sieben Länderspielen an acht Toren direkt beteiligt (sechs Tore, zwei Assists).
- Es war der erste gehaltene Elfmeter von Neuer im Nationaltrikot im sechsten Versuch (exklusive Elfmeterschießen).
Der Star des Spiels: Matthias Ginter (Deutschland)
Interpretierte seine Rolle als Innenverteidiger sehr offensiv und tauchte mehrfach in Strafraumnähe aus. Erzielte, wenn auch aus Abseitsposition, sein erstes Länderspieltor im 29. Einsatz, ließ beim 2:0 für Goretzka durch und bereitete auch das 3:0 durch Kroos vor.
Der Flop des Spiels: Igor Stasevich (Weißrussland)
War sehr bemüht, vergab aber die große Möglichkeit aus elf Metern, um dem Underdog einen Ehrentreffer zu schenken. Außerdem schwach: Maevski, der im zentralen Mittelfeld kein Land gegen Kroos und Co. sah und nur 20 Prozent seiner Zweikämpfe gewann. Bei den Deutschen wusste Werner nicht zu überzeugen.
Der Schiedsrichter: Orel Grinfeld
Hatte relativ wenig zu tun. Löste das, was er zu tun bekam, souverän und entschied nach dem Foul von Koch an Nekhajchik in der 75. Minute zurecht auf Elfmeter für die Weißrussen. Übersah allerdings die Abseitsposition von Ginter beim 1:0. Ärgerlich für den Außenseiter: In der EM-Qualifikation gibt es den Videobeweis nicht.