Vor 47.500 Zuschauern im ausverkauften Ernst-Happel-Stadion in Wien tat sich die deutsche Mannschaft über 90 Minuten gegen leidenschaftliche Österreicher sehr schwer. Ein Doppelpack von Mario Gomez (44., 90.) aber bescherte dem DFB drei wichtige Punkte. Den zwischenzeitlichen Ausgleich für die Gastgeber erzielte Arne Friedrich, der in der 50. Minute ins eigene Tor traf.
Damit führt Deutschland mit sechs Siegen aus sechs Spielen (18 Punkte) weiter souverän die EM-Qualifikationsgruppe A vor Belgien (11) und der Türkei (10) an. Österreich (7) verabschiedet sich mit der Niederlage de facto aus dem Kampf um Platz zwei.
Die Tabelle der EM-Quali-Gruppe A
Hässliche Szenen gab es vor der Partie, als die österreichische Polizei rund 100 deutsche Fans in Gewahrsam nahm, die am späten Nachmittag in Wien randaliert und Feuerwerkskörper abgebrannt hatten.
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Vor dem Anpfiff: Khedira kann spielen und beginnt auf der Doppel-Sechs neben Kroos, der den verletzten Schweinsteiger ersetzt. In der Innenverteidigung beginnen wie gegen Uruguay Friedrich und Hummels. Links vorne erhält dagegen wieder Podolski den Vorzug vor Schürrle.
Die Österreicher beginnen mit insgesamt fünf Bundesligalegionären: Fuchs, Pogatetz, Alaba, Hoffer und Harnik in der Startelf.
4.: Gefährlicher Freistoß der Österreicher: Fuchs schlägt den Ball von halblinks mit Effet in den Strafraum, genau auf den Kopf von Harnik. Der Ball streicht haarscharf am rechten Pfosten vorbei.
7.: Dicke Möglichkeit für Gomez! Özil steckt den Ball mustergültig durch, Gomez steht frei vor Gratzei, aber er kann den Ball nicht im Tor unterbringen. Gratzei klärt zur Ecke.
8.: Latte! Podolski versucht es aus der Distanz: Satter Schuss aus 18 Metern, aber der Ball knallt ans Aluminium.
41.: Dag setzt sich auf der rechten Seite durch und bringt den Ball flach in die Mitte. Dort setzt sich Hoffer stark durch, aber Lahm bekommt im letzten Moment den Fuß dazwischen. Dadurch geht der Ball am Tor vorbei.
44.: 0:1, Gomez: Kroos bringt eine Ecke von links an den Fünfer. Konfusion im Strafraum der Österreicher. Irgendwie gelangt der Ball vor die Füße von Gomez und der stochert den Ball in bester Torjägermanier aus kurzer Distanz über die Linie.
50., 1:1, Friedrich (ET): Alaba setzt sich auf der linken Seite gegen Lahm durch und spielt den Ball flach in die Mitte. Dort lenkt Friedrich den Ball ins eigene Tor. Hinter ihm hätte Harnik den Ball ebenso verwerten können.
52.: Harnik erkämpft sich den Ball auf der rechten Seite und schlägt die Flanke weit vors Tor. Kulovits nimmt sie am langen Pfosten direkt - und Neuer lenkt den Ball mit einem starken Reflex an den Pfosten.
90., 1:2, Gomez: Aus dem Nichts! Lahm schlägt eine mustergültige Flanke von rechts in den Strafraum und Gomez setzt sich gegen Pogatetz durch und köpft aus kurzer Distanz ins Tor.
Fazit: Glücklicher Sieg für Deutschland gegen aggressive und leidenschaftliche Österreicher. Eines der schwächsten Pflichtspiele des DFB in letzter Zeit. Aber auch dafür gibt es drei Punkte.
Der Star des Spiels: Martin Harnik. Steht stellvertretend für die Leidenschaft, den Mut und die Aggressivität, mit der Österreich die deutsche Mannschaft an den Rand einer Niederlage brachte. Wie die ebenfalls starken Fuchs und Alaba warf er all das in die Waagschale, was Deutschland diesmal fehlte.
Der Flop des Spiels: Arne Friedrich. Hat seine schwache Form aus dem Bundesligafinale mit Wolfsburg mit in die EM-Quali genommen. Ungewohnte Schwächen im Zweikampf, dazu etliche böse Fehlpässe im Aufbau. Das Eigentor zum 1:1 war schlichtweg Pech - es passte aber zu seinem schlechten Tag. Auch Lahm zeigte eines seiner schwächsten Spiele im DFB-Dress. Die Viererkette hatte aber auch zu wenig Unterstützung aus dem Mittelfeld.
Der Schiedsrichter: Massimo Busacca. Der Schweizer hatte keine Mühe mit der sehr intensiven Partie. Ein, zwei kleinere Fehler bei Abseitsentscheidungen, insgesamt aber eine solide Leistung.
Analyse: Heißer Auftakt im stimmungsreichen Ernst-Happel-Stadion, mit der erwarteten Rollenverteilung: Österreich agierte kompakt, diszipliniert und aggressiv, lauerte auf Konter und war auch bei Standards immer wieder gefährlich. Die deutsche Mannschaft aber dominierte zunächst die Partie und kam durch schnelle Kombinationen aus dem Zentrum heraus ebenfalls früh zu guten Chancen.
Nach knapp 15 Minuten aber wurden die Österreicher immer mutiger und konsequenter, während die DFB-Elf zusehends den Faden verlor. Vor allem im defensiven Mittelfeld fehlte die Abstimmung: In der Rückwärtsbewegung kamen Kroos und Khedira nicht in die Zweikämpfe, im Aufbau gingen die Bälle viel zu schnell verloren. Auch die Außen hatten mit den bissigen Österreichern größte Mühe, standen immer wieder isoliert im Eins-gegen-eins und verloren wichtige defensive Duelle.
Die äußerst schmeichelhafte Führung unmittelbar vor der Pause fiel entsprechend aus dem Nichts - und bezeichnenderweise nach einer Standardsituation.
Auch nach dem Seitenwechsel war Österreich die engagiertere und bessere Mannschaft. Deutschland blieb pomadig, unkonzentriert und ohne Linie. Der Ausgleich fiel hoch verdient während der Druckphase der Gastgeber - wieder vorbereitet über die schwache rechte Seite des DFB.Mit viel Leidenschaft blieb Österreich am Drücker und brachte die lethargische und müde deutsche Elf an den Rand einer Niederlage. Doch dann der Nackenschlag für die tapferen Gäste: Die zweite Hälfte endete wie die erste. Aus dem Nichts, Gomez, der Siegtreffer.
Unter dem Strich eines der schwächsten Länderspiele von Deutschland in der jüngeren Vergangenheit - aber auch drei wichtige Punkte in Richtung EM 2012.
Österreich - Deutschland: Daten und Fakten zum Spiel