Die deutsche Nationalmannschaft hat das Testspiel gegen Österreich in Klagenfurt mit 1:2 (1:0) verloren und damit zum ersten Mal seit 32 Jahren eine Niederlage gegen den Nachbarn kassiert. Torwart Manuel Neuer feierte zwei Tage vor der WM-Kader-Deadline ein gelungenes Comeback.
Lange stand das Spiel in Klagenfurt auf der Kippe: Mehrere sintflutartige Regenschauer hatten den Rasen vor Anpfiff in eine Seenlandschaft verwandelt. Mit 100 Minuten Verspätung ging es schließlich doch los.
Löw begann im klassischen 4-2-3-1 mit Petersen im Sturm und Brandt bzw. Sane auf den Außen. Die Offensiven hingen in der Anfangsphase jedoch zumeist in der Luft: Österreich stellte im Mittelfeld zu, durch die hohen Außenverteidiger Kimmich und Hector boten sich den Innenverteidigern wenige Optionen, immer wieder ging der Ball hintenrum. Die Gastgeber wiederum mit kaum Ballbesitz, die deutsche Führung resultierte aus einem krassen Abspielfehler von Torwart Siebenhandl. Der hielt gegen Brandt gut (21.).
Zur Mitte der zweiten Hälfte traute sich Österreich dann mehr, stand höher und tauchte öfter vor Neuer auf, der eine Glanzparade gegen Grillitschs Versuch aufs kurze Eck auspacken musste. Umgekehrt boten sich der DFB-Elf einige Möglichkeiten zum Gegenstoß, die wurden jedoch alternativ zu behäbig oder zu überhastet vergeben.
Zur zweiten Hälfte brachte Löw Rudy für Khedira, doch die Kontrolle über das Mittelfeld hatte man verloren, das Pressing der Foda-Elf führte immer wieder zu Ballverlusten in der eigenen Hälfte. Alaba zielte frei zu hoch (52.), nach einer Ecke stand Hinteregger am langen Pfosten dann frei und traf volley ins lange Eck. Deutschland kam nach weiteren zehn Minuten wieder etwas besser ins Spiel, Löw wechselte nun munter durch und stellte unter anderem Werner und Reus auf die Flügel. Beim 2:1 durch Schöpf passte die Zuordnung hinten gleich mehrfach nicht.
Löw brachte auch noch Gomez, zu einer Schlussoffensive kam es jedoch nur noch in Ansätzen, stattdessen hatte Österreich auch noch Chancen auf das 3:1. Manuel Neuer zeigte mehrere starke Paraden, aber verzeinzelte Unsicherheiten mit dem Ball am Fuß. Von den Streichkandidaten wie Petersen, Brandt und Rudy konnte sich noch am ehesten Rudy in der zweiten Halbzeit mit gelungenen Aktionen auszeichnen, insgesamt erreichten nur wenige Spieler von Löw ihr Normalniveau.
Die Daten zum Spiel Österreich - Deutschland
Tore: 0:1 Özil (11.), 1:1 Hinteregger (53.), 2:1 Schöpf (69.)
- Erstmals seit fast 32 Jahren und 10 sieglosen Spielen (1 Remis, 9 Niederlagen) gewann Österreich wieder gegen Deutschland - den letzten Sieg hatte es im Oktober 1986 gegeben (4:1).
- Neben Manuel Neuer feierte auch Marco Reus sein DFB-Comeback nach fast zwei Jahren.
- Nils Petersen feierte mit 29 Jahren sein Debüt für das DFB-Team.
- Österreich hat damit die letzten sieben Länderspiele in Folge gewonnen.
Der Star des Spiels: Marcel Hinteregger (Österreich)
Ließ hinten gegen die deutschen Angreifer nichts zu und gewann alle seine Zweikämpfe. Starke Passquote von über 93 Prozent, dazu eine hervorragende Volley-Abnahme zum Ausgleich aus spitzem Winkel.
Der Flop des Spiels: Jonas Hector (Deutschland)
Der Kölner war zwar nicht unbedingt schlechter als einige Teamkollegen - Sane und Kimmich lassen grüßen -, sah aber bei beiden Gegentoren schlecht aus: Gegen Hinteregger löste er sich beim Eckball zu spät, auch den Pass auf Schöpf konnte er nach Flankenwechsel nicht verhindern. Offensiv wie gewohnt sehr unauffällig.
Der Schiedsrichter: Pavel Kralovec (Tschechien)
Hatte seine Auftritte vor Anpfiff, als er mehrfach die Beschaffenheit des Geläufs testen musste. Entschied sich dafür, das Spiel mit Verspätung anzupfeifen, die weitgehend regulären Bedingungen gaben ihm Recht. Im Spiel unauffällig, hatte es mit kaum kontroversen Situationen zu tun.