Die deutsche Nationalmannschaft hat ihre WM-Generalprobe im Oman zwar mit 1:0 gewonnen, dabei aber nicht überzeugt. Welche Erkenntnisse kann Bundestrainer Hansi Flick aus dem Spiel ziehen? Ein Spieler empfiehlt sich, die Problemzone bleibt und ein Trio ist für eine erfolgreiche WM unerlässlich.
DFB-Team: Füllkrug empfiehlt sich mit vier Ballkontakten
Erstes Länderspiel, erstes Tor: Niclas Füllkrug hat sich bei seinem Debüt für die deutsche Nationalmannschaft nachhaltig für WM-Einsätze empfohlen. Der Stürmer von Werder Bremen (zehn Tore in 14 Bundesligaspielen) kam zur Halbzeit für den blassen Co-Debütanten Youssoufa Moukoko ins Spiel und markierte in der 80. Minute den Siegtreffer.
"Er hat gezeigt, dass er bereit ist für die WM. Er war sehr präsent, hatte einige Abschlüsse, hat seine Sache gut gemacht", lobte Bundestrainer Hansi Flick. Kapitän Manuel Neuer sagte: "Er wird auf jeden Fall wichtig sein für uns."
Mit seiner körperlichen Präsenz verleiht der 1,89 Meter große Stürmer dem Spiel der deutschen Nationalmannschaft eine weitere Dimension. "Er gibt uns etwas, was wir vorher nicht hatten. Er ist ein richtiger Wucht-Stürmer", erklärte Jonas Hofmann. "In der zweiten Halbzeit haben wir es viel mit Flanken probiert, was eigentlich nicht so in unserem Repertoire drinnen ist. Wenn du so einen kopfballstarken Spieler hast, musst du das auch nutzen."
Per Kopf gefährlich wurde Füllkrug jedoch nicht, seine beiden Abschlüsse gab er mit dem Fuß ab. In der 53. Minute verhinderte Omans Keeper Ibrahim Al Mukhaini einen Torerfolg, beim 1:0 zielte er schließlich präzise genug.
Beachtlich: Füllkrugs zwei Schüsse resultieren aus exakt vier Ballkontakten während seiner Spielzeit von 45 Minuten, die anderen beiden endeten in Ballverlusten. Darüber hinaus stand er zweimal im Abseits. Füllkrug ist ein klassischer Torjäger - und unterscheidet sich damit von seinen Rivalen Kai Havertz und Serge Gnabry, die die Rolle als Sturmspitze als falsche Neun interpretieren. Flick hat nun die Wahl zwischen zwei Herangehensweisen.
DFB-Team: Die Außenverteidigung bleibt die Problemzone
Linksverteidiger Christian Günter blieb nach seiner Einwechslung zur Pause relativ unauffällig - und gab damit womöglich die beste Bewerbung der vier eingesetzten Außenverteidiger ab. Lukas Klostermann wurde frühzeitig ausgewechselt, David Raum und Thilo Kehrer enttäuschten gänzlich.
Nach über dreimonatiger Verletzungspause wegen eines Syndesmosebandrisses verhalf Flick Klostermann zum Comeback, nur um ihn nach nur 34 Minuten wieder auszuwechseln. Eine durchaus kuriose Maßnahme, die aber offenbar genau so angedacht gewesen ist. "Es war klar, dass wir ihn nach 30 Minuten rausnehmen. Es hat alles seinen Sinn", sagte Flick.
Bis zu seiner Auswechslung war Rechtsverteidiger Klostermann die fehlende Spielpraxis deutlich anzumerken. Dass er bis zum WM-Start gegen Japan in sechs Tagen die erforderliche Fitness erreicht, erscheint fraglich. Vieles deutet somit auf einen Startplatz für Thilo Kehrer hin, der sich gegen den Oman jedoch keineswegs empfahl.
Als Klostermann für Armel Bella Kotchap ausgewechselt wurde, rückte der bis dahin als Innenverteidiger eingesetzte Kehrer auf die rechte Seite. Bereits im Zentrum hatte er seinen Anteil an Omans Chancen in der 6. und 14. Minute. Außen wirkte er ähnlich unsicher und unterschied sich damit nicht von seinem Pendant auf links David Raum. Wiederholt klafften auf beiden Flügeln riesige Lücken, die der Weltranglisten-75. Oman für gefährliche Konter nutzte.
Raum befand sich zuletzt auch schon bei RB Leipzig in einem bedenklichen Formtief, wirkt aktuell nicht nur desorientiert im Defensivspiel, sondern auch fehlerhaft bei eigenem Ballbesitz. Nachdem er neun der vergangenen zehn Länderspielen begonnen hatte, droht er nun kurz vor dem WM-Start seinen Platz an Günter zu verlieren.
DFB-Team: Ein Trio ist für eine erfolgreiche WM unerlässlich
Jamal Musiala und zunächst auch Joshua Kimmich schonte Flick gegen den Oman aus Gründen der Belastungssteuerung, Antonio Rüdiger musste wegen seiner Hüftverletzung passen: In ihrer Abwesenheit zeigte die deutsche Nationalmannschaft vor allem in der ersten Halbzeit eine schwache Leistung - und somit auch, dass sie bei der WM auf dieses prägende Trio angewiesen ist.
Nach der Pause belebte Kimmich das Spiel gemeinsam mit dem Siegtorschützen Füllkrug zumindest etwas. Als Stratege und Aggressive Leader ist er im deutschen Mittelfeldzentrum unersetzlich. Im Kampf um den Platz neben ihm erarbeitete sich im Oman weder Leon Goretzka noch Ilkay Gündogan einen entscheidenden Vorteil.
An Rüdiger liegt es als aktuell einzigem deutschen Verteidiger von Weltklasse-Format, die chronisch wackelige Abwehr zu stabilisieren. Aktuell erholt sich der Spieler von Real Madrid von einer Hüftverletzung. Beim ersten Training am Samstag in Katar soll Rüdiger wieder dabei sein, genau wie der ebenfalls angeschlagene Thomas Müller.
Für das deutsche Offensivspiel entscheidend ist aber nicht (mehr) Müller, sondern ein Kollege vom FC Bayern München. Als wohl einziger aktueller DFB-Spieler weckt Musiala bei den deutschen Fans alleine durch seine Präsenz Begeisterung. In den vergangenen Monaten spielte er sich förmlich in einen Rausch. Dass ihn Deutschland bei der WM dringend braucht, zeigte die größtenteils ideenlose Vorstellung der Offensivreihe gegen den Oman bestehend aus dem immerhin bemühten Leroy Sané, Kai Havertz sowie Jonas Hofmann.
DFB-Team: Der WM-Fahrplan von Deutschland
Ereignis | Datum |
Ankunft im WM-Quartier in Katar | 17. November |
WM-Auftakt in Doha gegen Japan | 23. November |
Spiel gegen Spanien | 27. November |
Spiel gegen Costa Rica | 1. Dezember |