Frage: Herr Hummels, man hat den Eindruck, dass sich die Mannschaft etwas vorgenommen hat. Erkennen Sie in Sachen Leistung auch einen Unterschied zur letzten EM-Quali?
Mats Hummels: Definitiv. Wir waren nicht zufrieden mit der EM-Quali, wo wir uns das Leben selbst schwer gemacht haben. Wir haben es uns auf die Fahne geschrieben, diese WM-Qualifikation vom Start weg anders anzugehen. Wenn wir am Dienstag nachlegen, ist die Tabellensituation schon mal ganz komfortabel. Wir wollen souverän Erster werden in dieser Gruppe. Das haben die Fans heute auch gespürt. Der Funke ist auf die Ränge übergesprungen, die Stimmung war wirklich gut. Dahingehend war es definitiv eines der Top-3-Länderspiele, seitdem ich dabei bin. Ich hatte richtig Spaß da draußen.
Frage: Sie und Jerome Boateng waren heute beide sehr offensiv nach vorne und hatten nach vorne viel Platz.
Hummels: Was heißt viel Platz? Eher war es so, dass wir von den Tschechen früh unter Druck gesetzt wurden. Wir sind es ja gewohnt, dass die meisten Gegner eher abwartend agieren und wir den Ball dann an die Sechser und Achter übergeben. Heute waren wir auch mehr gefordert, aber das ist ja etwas, das Jerome und ich durchaus können. Wir nehmen uns der Spieleröffnung gerne an und das hat heute auch gut funktioniert. Wir konnten uns gut befreien, was in der ersten Halbzeit einer der Schritte zu unserer guten Leistung war.
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Frage: Waren diese langen Bälle von Anfang an als Taktik so geplant?
Hummels: Es war heute gerade in der ersten Halbzeit auffällig, dass die Bälle reihenweise quer über den Platz flogen, das stimmt schon. Tatsächlich waren es aber eigentlich Jerome und Toni Kroos, die die Bälle spielen sollten. Wir wussten ja nicht genau, wie die Tschechen auftreten. Wenn Sie uns im Zentrum mehr hätten spielen lassen, dann hätten wir sicherlich weniger lange Bälle gespielt. Dass letztlich doch ich neben Jerome diese langen Bälle geschlagen habe, war ein bisschen der Situation geschuldet. Man kann aber auch nicht von der Hand weisen, dass diese Diagonalbälle in den letzten Tagen im Training durchaus auch mal ein Thema waren.
Frage: Sie haben so im Spielaufbau mit Jerome geglänzt. Wie viel Training erfordert das?
Hummels: Ich für mich trainiere diese Pässe schon seit Jahren - auch die mit dem linken Fuß. Ich habe in Dortmund recht früh auf der halblinken Innenverteidiger-Position gespielt, entsprechend habe ich damals begonnen, die Bälle häufiger mit links rauszuspielen. Mittlerweile fühlt sich das schon ziemlich sicher an, noch nicht perfekt, aber es wäre ja auch komisch, wenn ich mit 27 Jahren noch keinen Fortschritt gemacht hätte.
Frage: So viele Bälle, wie Sie sie heute in die Spitze gespielt haben, waren Sie fast schon der Spielmacher. Haben Sie schon mal nach der Rückennummer Zehn gefragt?
Hummels: Seit zehn Jahren sage ich im Verein spaßeshalber, dass ich die Zehn will, wenn sie jemand abgibt. Ich habe es aber nie durchgezogen. (lacht)
Frage: Was nehmen Sie von Ihrem Zusammenspiel mit Jerome mit zu den Bayern? In der Konstellation haben Sie im Verein ja noch gar nicht zusammengespielt.
Hummels: Wir kennen uns gut genug, um schnell zusammenzufinden. Der Verein ist aktuell noch ein gutes Stück weit entfernt. Wir haben erst einmal am Dienstag noch ein Spiel, vielleicht in der gleichen Konstellation wie heute. Man sieht aber, dass es so gut funktioniert.
Frage: Inwiefern profitieren Sie aber beide vom regelmäßigen gemeinsamen Training?
Hummels: Das bringt eine ganze Menge, klar. Diese Automatismen kann ich mit meinen Mitspielern in München noch nicht haben und ich merke das aktuell auch, dass das blinde Verständnis, wie ich es in Dortmund beispielsweise mit Marco Reus hatte, bei den Bayern noch nicht da ist. Das wird mit der Zeit aber kommen, auch zwischen Jerome und mir. Wenn wir jetzt häufig zusammen trainieren, wird sicher recht schnell auch noch eine Steigerung sichtbar werden.
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Frage: Die wurde in den letzten Wochen auch von Mario Götze erwartet. War er heute in der Sturmspitze gelegentlich etwas alleine gelassen?
Hummels: Er hat Wege ohne Ende gemacht und sich für die Mannschaft den Arsch aufgerissen, wie man so schön sagt. Ich hatte schon Angst, dass er vielleicht wieder kritisiert wird, weil er kein Tor geschossen hat. Er hat aber wirklich sehr viel gearbeitet und die Mannschaft mitgerissen. Wir wären alle darüber froh, auch er selbst, wenn er noch ein paar mehr Abschlusssituationen hätte. Heute hatten die aber einige andere Spieler. Wer das Tor dann macht, ist letztlich nicht entscheidend.
Frage: Das nächste Quali-Spiel am Dienstag findet in Hannover statt. Letztes Jahr wurde das Länderspiel gegen die Niederlande dort in letzter Sekunde aufgrund einer möglichen Anschlagsgefahr abgesagt. Ist das ein Thema?
Hummels: Darüber habe ich mir bis jetzt noch keine Gedanken gemacht. Sicher wird das am Dienstag ein bisschen im Hinterkopf sein, logisch. Ich glaube aber, dass die Meisten im Team deshalb kein mulmiges Gefühl haben werden.
Deutschland - Tschechien: Daten zum Spiel