Damit endete auch Deutschlands Serie von 35 WM-Qualifikations-Spielen in Folge ohne Niederlage. Die letzte Pleite hatte es zuvor beim 1:5 gegen England zu Hause im September 2001 gegeben.
Jetzt steht für die Spieler der Saisonendspurt auf Vereinsebene bevor. Erst um den 25. Mai herum trifft sich der DFB-Tross wieder - dann in Seefeld (Tirol), um sein EM-Trainingslager zu beziehen. Am 2. Juni kommt es zu einem ersten Test gegen Dänemark, ehe am 15. Juni die Endrunde mit dem Spiel gegen Weltmeister Frankreich startet.
"Die Enttäuschung ist riesengroß. Wir haben heute müde gewirkt, nicht die Frische gehabt und Fehler gemacht", sagte Löw bei RTL. "Wir hatten zu viele Ballaktionen und waren zu langsam in den Aktionen. Der Gegner stand tief und wir haben heute einfach keine Mittel gefunden. Wir hatten die große Chance durch die Timo Werner, aber insgesamt war es enttäuschend."
Auch Ilkay Gündogan zeigte sich bedient: "Das darf natürlich nicht passieren. Sie waren gefühlt zweimal vor unserem Tor und haben zweimal getroffen, das ging zu leicht. Wir sahen bei beiden Gegentoren nicht gut aus, zweimal steht ein Mann in der Mitte völlig frei."
Der Mittelfeldspieler erklärte zudem: "Uns bleibt nichts anderes übrig, als weiterzumachen. Es ist nicht unser Anspruch und nicht zu erklären. Es ist aber so und das müssen wir jetzt akzeptieren. Ich verlasse die Mannschaft mit keinem guten Gefühl. Umso mehr tut es weh, dass zwei Monate nicht viel passieren wird. Wir müssen bis Ende Mai in Topform kommen und uns auf das Turnier vorbereiten."
Deutschland - Nordmazedonien: Die Analyse
Beim Duell mit Nordmazedonien baute Löw fast ausnahmslos auf die Elf, die Island (3:0) und Rumänien (1:0) in den Vortagen souverän bezwungen hatte. Einzig ter Stegen (für Neuer) und Gosens (für Klostermann) rückten ins Team. Letzter Tausch veranlasste den Bundestrainer zu einem Systemwechsel: Anders als zuletzt im 4-3-3 agierte die deutsche Elf mit einer aus Ginter, Rüdiger und Can bestehenden Dreierkette. Davor: Kimmich, Goretzka und die fleißig rotierenden Gündogan, Gosens, Sane, Havertz und Gnabry.
Die Nordmazedonier stellten sich aber gut darauf ein. Sie versuchten erst gar nicht, die Deutschen in deren Hälfte unter Druck zu setzen, sondern verschanzten sich vor ihrem Tor und gingen nur gelegentlich ins Mittelfeldpressing, um Ballgewinne zu verbuchen. Das funktionierte mal mehr, mal weniger gut. Löws Elf wusste aus den sich hin und wieder auftuenden Lücken in der gegnerischen Defensive jedoch kein Kapital zu schlagen.
Chancenverwertung wieder das Problem - Werner versiebt Hochkaräter
Wie schon in Rumänien war die Chancenverwertung das große Manko: Goretzka traf die Latte (9.), Gnabry donnerte den Ball im Eins-gegen-Eins mit Gäste-Keeper Dimitrievski aus kurzer Distanz über die Latte (31.). Anders als in Rumänien rächte sich das aber: Ausgerechnet Stürmer-Oldie Pandev, 37, brachte die Nordmazedonier in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit mit ihrer ersten zwingenden Aktion im deutschen Sechzehner in Führung. Der Profi des FC Genua musste den Ball infolge einer flachen Hereingabe von Bardi nur noch über die Linie drücken, vor allem Can sah in dieser Szene nicht gut aus.
Nach dem Seitenwechsel drängte die DFB-Elf auf den frühen Ausgleich. Der fiel nach einem von Sane herausgeholten Elfmeter durch Gündogan auch (63.). Doch die Nordmazedonier stemmten sich mit all ihrer Bissigkeit gegen die Niederlage - und hatten nicht nur das Glück, dass der eingewechselte Werner zehn Minuten vor Schluss eine hundertprozentige Chance in Slapstick-Manier versiebte, sondern die deutsche Elf bei Gegenangriffen auch noch fahrlässig verteidigte. So fahrlässig, dass Elmas nach einem Rückraum-Pass von Ademi den viel umjubelten Siegtreffer des Weltranglisten-65. erzielte (85.). Die Blamage war perfekt.
Deutschland - Nordmazedonien: Die Aufstellungen
Deutschland: Ter Stegen - Ginter (89. Musiala), Rüdiger, Can - Kimmich, Goretzka - Sane, Gündogan, Gosens (56. Younes) - Havertz (56. Werner), Gnabry
Nordmazedonien: Dimitrievski - Ristovski, Velkoski, Muslu - Nikolov (59. Bejtulai), Bardi, Ademi, Elmas, Alioski (90. Ristevski) - Pandev (90. Stojanovski), Trajkovski (72. Spirovski)
Deutschland - Nordmazedonien: Die Daten zum Spiel
Tore: 0:1 Pandev (45.+2), 1:1 Gündogan (63.), 1:2 Elmas (85.)
- Gündogan führte das DFB-Team zum zweiten Mal in seiner Karriere als Kapitän aufs Feld - bei der Premiere am 11. November 2020 gegen Tschechien hatte Deutschland in einem Testspiel mit 1:0 triumphiert.
- Seit einem 0:0 gegen Finnland im Oktober 2001 traf Deutschland in jedem der 35 WM-Qualifikationsspiele.
- Erstmals kassierte ter Stegen in einem Pflichtspiel für Deutschland zwei Gegentore (Testspiele exkludiert).
- Für Deutschland war es erst die dritte Niederlage in einer WM-Qualifikation. Zuvor hatte die DFB-Auswahl 1985 gegen Portugal (0:1) und 2001 gegen England (1:5) verloren. Auch diese beiden Niederlagen setzte es zu Hause: 1985 in Stuttgart, 2001 in München.
Der Star des Spiels: Goran Pandev (Nordmazedonien)
Lief nicht viel, machte vorne aber viele Bälle fest und avancierte mit 37,7 Jahren zum bislang ältesten Torschützen gegen das DFB-Team.
Der Flop des Spiels: Kai Havertz (Deutschland)
Ließ einem überzeugenden Auftritt in Bukarest eine rätselhafte Leistung in Duisburg folgen. Gewann gegen die robusten Nordmazedonier kaum einen Zweikampf und spielte viele Fehlpässe. Nach nicht einmal einer Stunde zu Recht ausgewechselt.
Der Schiedsrichter: Sergei Karasev (Russland)
Der Unparteiische aus Russland ließ viel durchgehen, bestrafte zu harte Einsteigen wie von Gosens (28.), Rüdiger (37.), Sane (46.) und Elmas (67.) aber zu Recht mit Gelb. Karasevs Elfmeterentscheidung pro Deutschland war strittig, aber noch vertretbar. Allerdings hätte er den Nordmazedoniern wegen eines klaren Handspiels von Can (76.) einen Strafstoß geben müssen.