Das Duell mit den Bayern sei für ihn mittlerweile, so verriet Roman Weidenfeller Anfang der Woche im "Kicker", "die deutsche Version des Clasico. Das ist wie Real gegen Barcelona." Nur ein paar Seiten weiter konterte Bayerns Arjen Robben: "Das finde ich nicht. Real und Barcelona sind seit Jahren oben, Dortmund war es nicht immer."
Seit nunmehr zwei Jahren ist der BVB allerdings in der Bundesliga das Maß aller Dinge und damit gleichzeitig größter Widersacher des Rekordmeisters aus München. Clasico hin oder her: Das Finale in Berlin ist aus deutscher Sicht das Spiel der Spiele. BVB gegen FCB - mehr geht nicht!
Fünf Siege gab's noch nie
In den letzten beiden Jahren war das direkte Duell beider Klubs allerdings auch eine, zumindest vom Ergebnis her, erstaunlich einseitige Angelegenheit: In den vergangenen vier Partien hieß der Sieger immer Borussia Dortmund.
"Wir hatten in den Spielen gegen Bayern ein bisschen Glück, den richtigen Plan. Und wir sind gut. Diese Kombination kann Bayern schlagen", sagte Jürgen Klopp vor kurzem in der "Sport-Bild".
Vier Siege in Folge gegen die Bayern waren zuvor nur Werder Bremen gelungen (zwischen 1991 und 1993), fünf schaffte noch niemand. Das soll aus Bayern-Sicht auch so bleiben. Damit es aber mal wieder mit einem Bayern-Sieg gegen den BVB klappt, muss die Elf von Coach Jupp Heynckes einige Dinge beachten.
Mats Hummels kontrollieren
Durch den Abgang von Nuri Sahin hat sich das Offensivspiel des BVB in dieser Saison verändert. Hummels ist nicht nur Abwehrchef, sondern häufig auch der Spieleröffner der Schwarzgelben. Die Folge: Kein Dortmunder hatte in dieser Spielzeit mehr Ballkontakte als der Nationalspieler. Und vor allem: Kein Abwehrspieler gibt dem Borussen-Spiel mit seinen Pässen derart viele Impulse wie Hummels.
Das Entscheidende: Während der 23-Jährige in der Nationalmannschaft auf lange Bälle verzichten soll, variiert er beim BVB in der Wahl seiner Spieleröffnung. Mal sucht er den flachen Pass ins Mittelfeld, mal läuft er selbst mit dem Ball am Fuß an, und immer wieder streut er einen Chipp-Ball hinter die gegnerische Viererkette ein. "Wir sollen lange Bälle spielen. Die anderen Spieler wollen das, sie rechnen auch damit", sagt Hummels.
Der eine oder andere Gegner hatte in der abgelaufenen Saison auf Hummels als "Spielmacher" reagiert - und das BVB-Spiel damit durchaus zum Stocken gebracht. Teams wie Nürnberg, Augsburg oder Leverkusen stellten einen Angreifer dazu ab, den Passweg auf Hummels zu unterbinden bzw. ihn frühzeitig anzulaufen, um ihm so eine geordnete Spieleröffnung nicht zu ermöglichen.
Inzwischen "haben wir uns darauf eingestellt", sagt Marcel Schmelzer, der dadurch wie Lukasz Piszczek auf der Gegenseite mehr in der Spieleröffnung gefordert ist. Im Laufe der Rückrunde fand der BVB auch ausreichend Mittel, um ohne Spieleröffner Hummels erfolgreich sein zu können. Aber: Gelingt es den Bayern (und in erster Linie Mario Gomez), Hummels im Spielaufbau aus der Partie zu nehmen, ist das Spiel des BVB dadurch zumindest schon mal einer gefährlichen Waffe beraubt.
Shinji Kagawa beschatten
Durch die Tatsache, dass es manche Klubs schafften, Hummels zu beschränken, war Klopp zum Handeln gezwungen. "Wir mussten unser Aufbauspiel verändern", gestand der BVB-Coach vor einiger Zeit. Ein Schlüssel dabei war und ist die Rolle von Shinji Kagawa.
Der Japaner erhöht die Unberechenbarkeit des Dortmunder Spiels dank seiner Spielweise enorm. Kagawa lässt sich den Ball gerne in den Fuß spielen und verliert ihn nur selten. Immer wieder taucht er auch ganz vorne auf und geht in die Tiefe.
Im Laufe der Saison hat Klopp Kagawas Spielweise zudem um eine weitere Option ergänzt. Der 23-Jährige lässt sich nun auch regelmäßiger weit zurückfallen, holt den Ball selbst ab und schafft so gleichzeitig Lücken. "Wenn Shinji Kagawa ins tiefe Mittelfeld kommt, sich anbietet, dann sind wir schwerer zu packen", sagt Klopp.
Ein Team machte es Kagawa bislang allerdings richtig schwer: der FC Augsburg stellte Hajime Hosogai beim 0:0 als Manndecker für Kagawa ab. "Hosogai hat mich mit der Manndeckung aus dem Spiel genommen. Das ist mir in der Bundesliga noch nicht passiert", sagte Kagawa hinterher.
Dem Dortmunder Spiel war ohne Kagawa (nur 11 Ballkontakte in der ersten Halbzeit) ein Teil seiner Kreativität und Unberechenbarkeit genommen. Bei den Bayern könnte vor allem Luiz Gustavo die Rolle des Kagawa-Schattens zukommen.