Eigentlich ist es gar nicht schwer. D-U-C-K-S-C-H. Mit "ck". Doch es ist schon jedem passiert - auch der Homepage des BVB, auch SPOX und auch zahlreichen weiteren Medienvertretern. Wenn man die Suchmaschine Google nach "Marvin Duksch" abfragt, also ohne "ck", werden deutlich mehr Ergebnisse als mit der richtigen Schreibweise ausgespuckt.
Marvin Ducksch wird sich daran wenig stören. Immerhin geistert sein Name als Spieler von Borussia Dortmund durch die Fußballbranche, da ist ein Buchstabe mehr oder weniger egal. Bedanken kann er sich dafür in erster Linie bei seinem Bruder. Den hatten Duckschs Eltern nämlich 2002 beim Dortmunder Tag der Talente angemeldet. Doch der war dafür dann schon zu alt und wurde wieder weggeschickt. Stattdessen sprang der achtjährige Marvin ein und erspielte sich ein Probetraining.
Klopp: "Er weiß, wo das Tor steht"
Seitdem kickt der gebürtige Dortmunder beim BVB und tauchte wie auch parallel beim DFB nach und nach in den einzelnen U-Mannschaften auf. Aufgrund seines Talents ist Ducksch schon frühzeitig zwischen zwei Teams gependelt, als 17-Jähriger lief er beispielsweise erstmals für die Amateure in der 3. Liga auf.
Ein entscheidender Einschnitt folgte zur Sommervorbereitung auf die Saison 2012/2013: Ducksch gab sein Debüt im Profitraining unter Trainer Jürgen Klopp, zog sich wenig später allerdings einen Ermüdungsbruch im Mittelfuß zu und fiel ein halbes Jahr aus.
Doch er kam nach seiner Genesung ohne größere Einschränkungen in seiner Leistungsfähigkeit zurück und hat seine Aktien bei Klopp halten können. Der sagt: "Er ist ein Torjäger und weiß, wo das Tor steht. Seine Entwicklung ist noch nicht abgeschlossen."
Ducksch bester Torschütze des BVB II
Die schreitet nun hauptsächlich beim BVB II voran, dort ist er mit zehn von insgesamt 31 Treffern mit Abstand bester Torschütze. Nach acht dieser Tore stand für die abstiegsbedrohten Amateure keine Niederlage zu Buche, sein sehenswerter Treffer in Unterhaching gehört derzeit zur Auswahl des Tor des Monats Januar.
Der große Unterschied ist mittlerweile jedoch, dass sich Ducksch als regelmäßiger Trainingsgast bei der ersten Mannschaft etabliert hat und sich im Laufe dieser Saison einem festen Platz im Profikader mehr und mehr annäherte.
105 Minuten Bundesligaluft ließ ihn Klopp bereits schnuppern. Beim Hinspiel in Nürnberg (1:1) absolvierte er sein erstes Spiel von Beginn an und durfte 90 Minuten durchspielen.
Schieber wurde von Ducksch verdrängt
"Ich werde Marvin jetzt sicherlich nicht mit zu jedem Bundesligaspiel mitnehmen, damit er dort drei oder vier Minuten spielt. Der Junge braucht Spielpraxis. Die bekommt er in der 3. Liga", sagte Klopp kurz zuvor beim Pokalspiel in Wilhelmshaven, als Ducksch 25 Minuten nach seiner Einwechslung sein erstes Pflichtspieltor schoss.
Ducksch verdrängte zu dieser Zeit Julian Schieber als zweiten Stürmer aus dem Kader und stand auch bei den letzten beiden Bundesligapartien für den Ex-Stuttgarter auf dem Spielberichtsbogen. Dass er Schieber Paroli bietet, liegt auch am fußballerischen Gesamtpaket, das Ducksch zur Verfügung stellt: Er kann sowohl im Angriffszentrum als auch zentral hinter einer Spitze spielen, ist beidfüßig, schnell und kopfballstark.
Ihm ist in dieser Saison anzumerken, wie ihn das Training unter Klopp körperlich robuster und fitter gemacht hat, der Fußballer Ducksch ist ein ganzes Stückchen gereift. "Ich konnte in der Hinrunde viel Spielpraxis in der zweiten Mannschaft sammeln und habe mich dort sehr gut entwickeln können. Jetzt habe ich meine Chancen bei der ersten Mannschaft bekommen und arbeite in dem Stil weiter", fasst Ducksch seine derzeitige Situation im Gespräch mit SPOX zusammen.
Klopp: "Er entwickelt sich gut"
Wie es nach Saisonende mit ihm weitergeht, ist noch nicht festgezurrt worden, ein Perspektivgespräch dürfte folgen. Ein Leihgeschäft, um bei einem Erst- oder Zweitligisten dauerhaft zum Spielen zu kommen, ist dagegen nicht angedacht. "Es gab zwar schon Anfragen, aber es gibt keinen Gedanken, ihn abzugeben", sagte Klopp am Montag auf SPOX-Nachfrage. "Er ist das erste Jahr aus der Jugend heraus, entwickelt sich aber gut. Er ist in unseren Planungen schon immer ein Faktor gewesen, wir haben ihm immer einen Platz offen gehalten. Er wird nächstes Jahr ganz bestimmt eine Rolle in den Planungen spielen."
Klopp attestiert dem "blutjungen Spieler, auf den wir ganz große Stücke halten" zudem die in diesem Alter natürlichen Schwankungen, wird sich aber auch seine Gedanken machen, wie und wo er diese abstellen kann. In der U 23 ist Ducksch klarer Stürmer Nummer eins vor Balint Bajner, zudem stehen weitere Talente wie Julian Derstroff, Tammo Harder, Nick Weber und der erst im Januar unter Vertrag genommene Finne Tim Väyrynen bereit. Die ganz große Not auf dieser Position herrscht im Unterbau also nicht, zumal Duckschs Leistungen durchaus die These zulassen, der 3. Liga langfristig zu entwachsen.
Der Kader der U 23 von Borussia Dortmund
Mehr als denkbar ist daher, dass Ducksch von der eins zur drei wird, sich also vom U-23-Kader weiter entfernt und seine Defizite künftig ausschließlich bei den Profis abarbeitet. Der BVB kündigte nicht erst aufgrund des Abgangs von Robert Lewandowski an, sich im Sturm neu aufstellen zu wollen.
Ducksch: "Ich sehe gute Chancen für mich"
Schieber wird sich nicht ein drittes Jahr in Serie als Einwechselspieler zufrieden geben, die Zeichen stehen bei ihm auf Abschied. Es wird dann damit gerechnet, dass nach Dong-Won Ji, der ebenfalls im Angriff auflaufen könnte, zwei weitere echte Stürmer geholt werden. Ducksch könnte in diesem Szenario die Rolle als Stürmer Nummer drei erfüllen, die für ihn aus der aktuellen Warte heraus gesehen wie prädestiniert zu sein scheint.
Dieser Sprung ist auch sein ausgemachtes Ziel: "Ich will "oben" mittrainieren und auch spielen. Ich will mich bei der ersten Mannschaft festsetzen. Ich spiele schon mein ganzes Leben beim BVB und habe meinen Vertrag erst um vier Jahre verlängert. Ich sehe also gute Chancen für mich in dieser Mannschaft", sagte er im August im SPOX-Interview.
Je öfter er in dieser Mannschaft aufläuft, desto eher kann sein volles Entwicklungspotenzial ausgeschöpft werden. Und dann wird auch sein Nachname seltener falsch geschrieben werden.
Marvin Ducksch im Steckbrief