Nach seinem Freispruch nach der Rot-Farce im DFB-Pokal machte David Wagner seinem Ärger Luft und ließ kein gutes Haar am Videobeweis. "Wir müssen dahin kommen, dass der Schiedsrichter die Hoheit behält", forderte der Trainer des Fußball-Bundesligisten Schalke 04, "es wird viel zu häufig eingegriffen. So verunsichern wir unsere Schiedsrichter und stärken sie nicht."
Wagners Platzverweis im Achtelfinale gegen Hertha BSC am vergangenen Dienstag wertete das Sportgericht des DFB am Freitag als Fehlentscheidung. Der Coach wurde nicht gesperrt, das Verfahren eingestellt. Ihm sei "kein unsportliches Verhalten vorzuwerfen", sagte Hans E. Lorenz, der Vorsitzende des Sportgerichts, und nannte die Rote Karte von Schiedsrichter Harm Osmers einen "offensichtlichen Interpretationsirrtum".
Wagner hatte in der Verlängerung den gefoulten Berliner Verteidiger Jordan Torunarigha leicht berührt. Osmers zeigte nach Videobeweis Rot, auf dem Videowürfel wurde als Grund "Tätlichkeit" angegeben. Einen Tag später begründete der Schiedsrichter den Platzverweis mit Spielverzögerung. Wagner habe weder das eine noch das andere begangen, sagte Lorenz, sein Verhalten sei "vielmehr von Hilfestellung und beruhigender Fürsorge geprägt" gewesen. Das habe Torunarigha, der aus Wut eine Getränkekiste auf den Boden geworfen und dafür die Gelb-Rote Karte bekommen hatte, in seiner Stellungnahme auch bestätigt.
Wagner wollte Osmers "keinerlei Vorwürfe" machen. "Fehler passieren uns allen", sagte der 48-Jährige, "Fehler begangen, Fehler erkannt, Fehler korrigiert und weiter geht's." Das Problem sei vielmehr der Videobeweis. Der Videoassistent dürfe nur bei "krassen Fehlentscheidungen" eingreifen, forderte der Coach: "Für mich ist eine krasse Fehlentscheidung, wenn 100 es angucken und 99 sagen: Das ist Rot oder Foul oder Elfmeter oder Hand. Nicht, wenn es 70 sind, dann ist es der Graubereich, dann lasst es beim Schiedsrichter."
Der Einsatz des Videobeweises müsse dringend verbessert werden, "weil wir Gefahr laufen, dass es kontraproduktiv ist. Am Ende sollte es zu mehr Gerechtigkeit führen und nicht zu mehr Konfusion." Die Trainer müssten an dieser Diskussion beteiligt werden, sagte Wagner und forderte einen Runden Tisch.