Mats Hummels hockte nach einer späten Groß-Rangelei fluchend auf der Ersatzbank und applaudierte hämisch dem Schiedsrichter. Edin Terzic hielt sich schockiert die Hand vor den Mund.
Nur vier Tage nach der Liga-Vorführung bei Bayern München hat Borussia Dortmund im DFB-Pokal einen nächsten Nackenschlag kassiert: Das 0:2 (0:1) bei RB Leipzig im Viertelfinale war am Mittwoch spielerisch und in Sachen Leidenschaft eine einzige Enttäuschung.
Der Titelverteidiger RB untermauerte seine Ambitionen hingegen dominant. Nach der bitteren Ligapleite gegen den FSV Mainz 05 zog die Mannschaft des früheren BVB-Trainers Marco Rose vollkommen verdient ins Halbfinale ein. "In der ersten Halbzeit haben sie uns aufgefressen", stellte der Dortmunder Kapitän Marco Reus im ZDF frustriert fest. "Dann wurde es besser, aber was wir gezeigt haben, ist natürlich viel zu wenig."
BVB: Chancen erst in der Nachspielzeit
Nationalstürmer Timo Werner (22.) und Willi Orban (90.+8) schossen die Sachsen in die nächste Runde und sorgten nach drei Pflichtspielniederlagen inklusive Champions-League-Aus wieder für ein Erfolgserlebnis. Erst am Samstag hatten die Leipziger im Rennen um die Königsklassen-Plätze ein 0:3 in der Bundesliga gegen Mainz kassiert.
Dortmund musste nach dem schmerzhaften 2:4 beim FC Bayern den nächsten herben Rückschlag auf der Titeljagd einstecken, der BVB hatte seine einzigen ernsthaften Torchancen durch Donyell Malen in der 90. Minute und Jamie Bynoe-Gittens in der Nachspielzeit.
Trainer Terzic hatte "gar keinen Grund" gesehen, "negativ oder pessimistisch in die kommenden Aufgaben zu gehen". Er musste in Leipzig auf den verletzten Nico Schlotterbeck und den rotgesperrten Karim Adeyemi verzichten. Auch der angeschlagene Sebastien Haller stand nicht im Kader, Jude Bellingham saß aus Gründen der Belastungssteuerung lange auf der Bank.
Kobel in der Anfangsphase im Blickpunkt
In der ausverkauften Red Bull Arena schienen sich die Leipziger vor 47.069 Zuschauern jedoch schneller vom jüngsten Rückschlag erholt zu haben. Die Gastgeber übten in einer wilden Anfangsphase stetigen Druck aus. BVB-Keeper Gregor Kobel, der durch seinen schweren Patzer die Pleite in München eingeleitet hatte, war gleich mehrmals gefordert.
Immer wieder drängte RB mit Tempo nach vorne und schnürte die Gäste ein. So wurde es nach einer Balleroberung von Mohamed Simakan brenzlig für den BVB, doch Dani Olmo scheiterte aus spitzem Winkel an Kobel (12.). Die Offensivbemühungen der Leipziger belohnte wenig später Werner, der nach einem Pass Simakans einschob.
Auch danach kam RB immer wieder gefährlich Richtung Strafraum, nutzte die vielen Möglichkeiten jedoch zunächst nicht. So köpfte Josko Gvardiol am Tor vorbei (33.), den Schuss von Olmo parierte Kobel (34.). Im Anschluss musste der Torhüter kurz auf dem Rasen behandelt werden.
Auch nach der Pause war RB meist die spielbestimmende Mannschaft, Olmo versuchte es noch einmal aus der Ferne (58.), der Schuss ging jedoch vorbei. Von den Dortmundern, bei denen im Laufe der zweiten Hälfte unter anderem Bellingham für frischen Wind sorgen sollte, war zunächst offensiv weiterhin wenig zu sehen.
RB Leipzig - Borussia Dortmund: Die Stimmen zum Spiel
Marco Rose (Trainer RB Leipzig): "Ich glaube, es war ein sehr verdienter Sieg und eine starke Leistung vor allem in der ersten Halbzeit. In vielen Bereichen richtig gut. Sehr griffig gegen den Ball, gute Ballgewinne, im Umschalten sehr gut, sehr zielstrebig Richtung Tor. Es war eine starke Mannschaftsleistung."
Edin Terzic (Trainer Borussia Dortmund): "Es war ein katastrophales Spiel in der ersten Halbzeit, es war ein scheiß Abend grundsätzlich, weil wir uns vorgenommen haben, nicht nur in die nächste Runde einzuziehen, sondern die Chance war groß, den Pokal zu gewinnen und das haben wir nicht geschafft und dementsprechend sind wir sehr enttäuscht heute. Jetzt geht es trotzdem darum, ab morgen den Blick nach vorne zu richten, es gibt noch einen wichtigen Wettbewerb, in dem wir eine gute Rolle mitspielen wollen. Aber wenn man die Leistung heute und den Auftritt in München sieht, wird es schwer, wenn wir so weiter spielen."
RB Leipzig - Borussia Dortmund: Die Daten zum Spiel
Leipzig: Blaswich - Simakan (78. Klostermann), Orban, Gvardiol - Henrichs, Laimer (87. Kampl), Haidara, Raum (87. Halstenberg) - Szoboszlai, Olmo (70. Forsberg) - Werner (78. Silva). - Trainer: Rose
Dortmund: Kobel - Wolf (46. Moukoko), Süle, Hummels (85. Modeste), Ryerson - Can - Brandt (63. Bellingham), Özcan, Guerreiro, Reus (76. Bynoe-Gittens) - Malen. - Trainer: Terzic
Schiedsrichter: Felix Brych (München)
Tore: 1:0 Werner (22.), 2:0 Orban (90.+8)
Zuschauer: 47.069 (ausverkauft)
Gelbe Karten: Raum (2), Szoboszlai - Ryerson, Bellingham, Malen, Hummels