Bayern nach Elfer-Krimi im Finale

Stefan Rommel
22. März 201209:36
Manuel Neuer leistete sich diesmal keinen Fehler - und hielt dann den entscheidenden ElfmeterGetty
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Bayern München steht im Finale des DFB-Pokals. Die Bayern besiegten im zweiten Halbfinale Borussia Mönchengladbach mit 4:2 (0:0, 0:0) n.E. und treffen nun im Endspiel auf Borussia Dortmund.

55.600 Zuschauern im Borussia Park sahen eine teilweise hochklassige und ungemein spannende Partie mit dem besseren Ende für die Bayern, die wegen Dantes Fehlschuss und dem von Manuel Neuer gehaltenen Versuch von Nordtveit ins Finale einziehen.

"Manuel hatte eine schwere Phase nach den zwei Fehlern, die ihm in der Bundesliga gegen Mönchengladbach unterlaufen sind. Heute ist er aber dafür der König", sagte Franck Ribery nach dem Spiel über seinen Torhüter.

Reaktionen:

Jupp Heynckes (Trainer FC Bayern): "Beide Mannschaften haben ein überragendes Spiel gespielt. Da wir ein gewisses Quantum an Risiko eingegangen sind, hatte Gladbach auch drei gute Möglichkeiten. Ingesamt hatten wir die klareren Torchancen, insgesamt sieben. Durch das Elfmeterschießen waren wir der glückliche Sieger. Nichtsdestotrotz muss man Manuel Neuer eine super Leistung bescheinigen. Kurz vor Schluss hat er gegen Marco Reus in hervorragender Manier gerettet und dann hat er den entscheidenden Elfmeter pariert."

...über die Auswahl seiner Elfmeterschützen: "Meine Mannschaft ist sehr selbstbewusst. Ich habe vorher in der Runde gefragt, wer bei uns ein sicherer Elfmeterschütze ist. Die Spieler haben sich sofort gemeldet und gesagt: Natürlich machen wir das."

...über den verschossenen Elfmeter von Dante: "Dante ist sicher nicht der Elfmeterschütze. Das hat er heute auch gezeigt. Das ist eine Nervensache. Es kann jedem passieren, dass er einen Elfmeter verschießt."

Frank Ribery (FC Bayern): "Das ist super für uns, das ist super für den Verein und super für Manuel Neuer. Zwei Spiele gegen Gladbach waren schwer für ihn. Wir werden jetzt aber nicht feiern, denn wir haben am Samstag ein schweres Spiel."

...über seinen Elfmetertreffer: "Der Trainer hatte Angst, als er sah, dass Ribery einen Elfmeter schießen will. Aber ich habe das Tor gemacht. Und das ist super."

Manuel Neuer (FC Bayern): "Ich hätte es lieber gehabt, wenn wir das Spiel schon vorher zu unseren Gunsten entscheiden hätten. Den Nordtveit hatten wir nicht auf dem Zettel. Da wussten wir die Ecke nicht. Ich habe zum Torwarttrainer geschaut. Er hat gezeigt, dass er es nicht weiß und ich es mir aussuchen soll. Und dann hat er in die Mitte geschossen."

Lucien Favre (Trainer Borussia Mönchengladbach): "Es war ein gutes Spiel. Es war schwer, das Tempo 120 Minuten zu halten. Bayern war klar stärker als im Januar oder August. Wir haben eine gute Leistung gebracht. Das Penaltyschießen ist schwer zu akzeptieren. Wir müssen jetzt nach vorne schauen."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Die Borussia mit der Topbesetzung. Einzig Herrmann fehlt in der Startaufstellung, sitzt aber zumindest wieder auf der Bank. Wendt dafür wieder rechts im Mittelfeld. Die Bayern ebenfalls mit der zuletzt erfolgreichen Formation und ohne Wechsel.

6.: Dante klärt einen Ball stark bedrängt direkt in die Mitte. Kroos aus 17 Metern, wählt den cleveren Schlenzer aufs rechte Eck. Ter Stegen ist die Sicht versperrt. Der Keeper ist bereits geschlagen, vom Innenpfosten springt der Ball aber zurück ins Feld.

15.: Ein paar Kurzpässe der Bayern, dann hat Lahm ein paar Meter Platz zum Flanken. Das Ding segelt genau auf den Kopf von Gomez, der aus acht Metern aufs rechte untere Eck köpft. Ter Stegen ist unten und fummelt den Ball noch raus.

21.: Einwurf Gladbach auf der linken Seite - und plötzlich geht's rasend schnell. Neustädter nimmt Tempo auf, schiebt den Ball dann einfach auf den einstartenden Reus. Der geht mit Vollspeed auf Neuer zu. Der Bayern-Keeper verkürzt stark den Winkel und rettet.

34.: Konter Gladbach. Arango auf Daems, der locker an Lahm vorbeizieht und in den Strafraum eindringt. Schuss mit dem schwächeren rechten Fuß, Neuer ist im kurzen Eck.

40.: Ribery zum ersten Mal an Jantschke vorbei, er legt von der Grundlinie zurück an den Fünfer. Robben völlig frei, haut den Ball aber aus sechs Metern übers Tor. Mega-Chance.

41.: Ribery wieder, Bombenpass auf den einlaufenden Alaba. Der trifft den Ball nicht richtig, ter Stegen klärt mit der linken Faust.

49.: Robben zieht von rechts zur Mitte, kriegt den Doppelpass von Müller per Hacke serviert. Robben acht Meter vor dem Tor, schießt aber nur ans Außennetz.

49.: Neuer zögert gegen Reus und bleibt links im Strafraum weg. Reus auf Hanke, der weiter zu Arango. Schuss aus der Drehung, hauchdünn drüber.

53.: Robben mit der nächsten Chance nach Vorlage von Gomez. Robben hält aus 13 Metern zentral drauf, ter Stegen pariert.

81.: Kroos in die Tiefe auf Gomez, der ter Stegen umkurvt, aber weit abgetragen wird. Querpass auf Robben. Der muss sich den Ball aber erst auf links legen und wird dann geblockt.

84.: Überragender Angriff: Dante auf Arango, Doppelpass mit de Camargo. Arango dann perfekt in den freien Raum auf Reus, der alleine vor Neuer ist. Schuss im Fallen aus zehn Metern, aber Neuer rettet mit dem rechten Bein.

109.: Robben knallt einen zu kurz abgewehrten Ball aus 23 Metern volley aufs kurze Eck. Ter Stegen ist da und faustet zur Ecke.

120.: Ribery legt zurück, Petersen steht am Elfer total frei - und rutscht beim Schussversuch aus.

Elfmeterschießen: Die ersten vier Münchener treffen. Dante schießt drüber, dann hält Neuer gegen Nordtveit.

Fazit: Packendes Spiel mit jeder Menge Dramatik. Am Ende siegte die glücklichere Mannschaft - aber auch die, die letztlich einen Tick mehr ins Spiel investierte.

Der Star des Spiels: Dante zeigte gegen seinen vermutlich neuen Klub eine Weltklasse-Vorstellung. Eine Bank in der Innenverteidigung, mit fast 100 Prozent gewonnenen Zweikämpfen. Dazu ballsicher und immer mit den richtigen Entscheidungen im Spielaufbau. Besonders tragisch deshalb Dantes Fehlschuss beim Elferschießen. Ebenfalls stark: Tony Jantschke, der Ribery bis auf eine einzige Szenen komplett aus dem Spiel nahm.

Der Flop des Spiels: Igor de Camargo kam nach gut 70 Minuten ins Spiel, sollte Hankes Part ausfüllen - was dem Belgier aber zu keinem Zeitpunkt gelang. De Camargo konnte sich kaum einmal gegen Badstuber durchsetzen, hatte keinen Torabschluss und wirkte am Ende nach 70 Minuten weniger Spielzeit so platt wie die Kollegen.

Der Schiedsrichter: Thorsten Kinhöfer hatte in der ersten Halbzeit mit dem fairen Spiel keine Probleme. Badstubers "unnatürliche Bewegung" gegen Reus wertete er nicht als Tätlichkeit. Verließ sich dazu auch zweimal fälschlicherweise auf Abseitsentscheidungen seiner Assistenten, ebenso wie in der zweiten Halbzeit der Verlängerung, als Ribery durch war.

Analyse: Die Bayern in der ersten Viertelstunde ganz stark, setzten alle Vorgaben perfekt um: Tief stehen in der Defensive, viele Rochaden offensiv, dazu viele Spielverlagerungen. Gladbach dagegen erst noch auf der Suche nach der Sicherheit.

Mit Glück und ter Stegen überstand die Borussia aber die schwierige Phase, nahm dann ein paar Minuten bewusst das Tempo raus, um sich zu sammeln und war von da an drin im (eigenen) Spiel und machte die Mitte fast komplett dicht.

Gladbach wurde jetzt auch gefährlich vor dem gegnerischen Tor, war aber in erster Linie weiter auf Torsicherung bedacht. Trotzdem gab es für diese Paarung in der ersten Halbzeit relativ viele Chancen auf beiden Seiten.

Das ging auch zu Beginn der zweiten Halbzeit so weiter, wobei auch hier die Bayern die Mehrzahl an Chancen hatten. Die Gäste mit mehr Pressing, kamen so zu einigen frühen Ballgewinnen. Aber immer, wenn die Bayern gefährlich wurden, konterte Gladbach und setzte einen neuerlichen Warnschuss ab.

Als es den Anschein hatte, dass die Bayern noch dominanter werden würden, fand Gladbach wieder seine Linie und kam auch durch drei relativ frühe Wechsel von Favre wieder zu einer gewissen Frische und Ruhe am Ball.

Die Partie nahm sich dann auch wieder einmal eine längere Verschnaufpause - zu groß war die Angst auf beiden Seiten vor dem entscheidenden Fehler. Reus hatte dann nach einem fantastischen Angriff kurz vor dem Ende doch noch die Chance zur Entscheidung.

In der ersten Halbzeit der Verlängerung hatten die Bayern nicht mehr die zwingenden Aktionen, Gladbach wurde sogar einen Tick gefährlicher. Neustädter verletzte sich, dazu wurde Gladbach immer müder. Die Bayern deshalb in den letzten zehn Minuten klar überlegen, aber nur noch mit einer dicken Chance.

Das Elfmeterschießen machte dann die glücklichere Mannschaft zum Sieger - und Nordtveit und ausgerechnet Dante, der wohl zu den Bayern wechseln wird, zum tragischen Helden.

Mönchengladbach - Bayern: Daten und Fakten