Pep Guardiola verabschiedet sich nach 161 Pflichtspielen als Trainer mit dem Double aus München! Der FC Bayern gewann das 73. Pokalfinale in Berlin mit 4:3 im Elfmeterschießen gegen Borussia Dortmund und sicherte sich damit zum 18. Mal den Pott. Der BVB dagegen verlor zum vierten Mal in Serie ein Endspiel, das dritte in Folge im DFB-Pokal.
Vor 74.322 Zuschauern im ausverkauften Olympiastadion musste das Elfmeterschießen herhalten, um den Sieger zu ermitteln. Sven Bender und Sokratis verschossen beim BVB, Douglas Costa verwandelte den entscheidenden Strafstoß für die Bayern.
Der FCB bestritt damit neun seiner letzten zehn Pokalendspiele erfolgreich. Der BVB verliert sein drittes Pokalendspiel in Serie - das passierte zuvor noch keinem Klub.
Es war zudem das achte Pflichtspiel in Folge, dass Tuchel nicht gegen die Bayern gewinnen konnte (zwei Remis, sechs Niederlagen).
Die Reaktionen:
Pep Guardiola (Trainer Bayern): "Beide Mannschaften hatten ihre Momente, wir etwas mehr. In der Verlängerung waren alle müde. Ich bin sehr zufrieden, dass wir gewonnen haben. Double und Titel sind Nummern. Ab übermorgen muss Bayern München schon wieder alles gewinnen. Ich werde meine Spieler vermissen."
Thomas Tuchel (Trainer Dortmund): "Es war nicht unsere allerbeste Leistung. Mit dem Ball waren wir weit hinter unseren Ansprüchen. Wir haben lange nicht ins Spiel gefunden, aber haben eine herausragend kämpferische Leistung gezeigt. Ich habe das Elfmeterschießen nicht gesehen. Ich ärgere mich über die Reihenfolge der Schützen. Das war mein Fehler, ich habe die Reihenfolge der Schützen falsch ausgewählt."
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Der Spielfilm:
Vor dem Anpfiff: Nach dem 3:1 gegen Hannover gibt es bei drei Änderungen bei den Bayern: Kimmich, Müller und Costa spielen für Benatia, Coman (beide Bank) und Götze (Rippenbruch). Martinez hat es nicht in den Kader geschafft, Alonso sitzt mit angebrochener Rippe draußen. Erstmals bilden Boateng und Kimmich die Innenverteidigung einer Viererkette. Lewandowski absolviert sein 100. Pflichtspiel für den FCB.
Dortmund stellt nach dem 2:2 gegen Köln zwei Mal um: Piszczek und Mkhitaryan spielen für Kagawa und Ramos (beide Bank). Mit Hummels, Bender und Sokratis bietet Tuchel drei Innenverteidiger auf.
4.: Erster Abschluss der Partie: Müller wird in halbrechter Position nicht richtig angegriffen und zieht einfach mal aus knapp 25 Metern ab. Der Ball rauscht nur Zentimeter über die Latte.
22.: Ecke FCB. Costa findet Müller, der sich am Elfmeterpunkt gegen Piszczek behauptet, das Leder aber knapp links am Tor vorbei köpft.
26.: Castro schickt Aubameyang. Der Gabuner sprintet in den Sechzehner und lässt dort einen Gegenspieler aussteigen. Dabei legt er sich die Kugel aber etwas zu weit vor, so dass Boateng klären kann.
33.: Costa zieht rechts nach innen und schließt dann aus 20 Metern ab. Bürki lässt die Kugel nach vorne prallen, wo Lewandowski auf einen Abstauber lauert. Der Pole und Sokratis beharken sich - kein Strafstoß.
34.: Im Gegenzug setzt sich Aubameyang dank seines Tempos auf der rechten Seite gut gegen Kimmich und Boateng durch. Sein Abschluss aus spitzem Winkel rauscht dann aber links am Tor vorbei.
43.: Kurz ausgeführter Freistoß des BVB. Mkhitaryan flankt auf den zweiten Pfosten, wo Piszczek am höchsten steigt und querlegt. Knapp acht Meter vor dem Tor lauert Bender, der den schwierig zu verwertenden Ball aber nicht voll trifft.
52.: Dicke Gelegenheit für die Bayern! Riberys Abschluss wird zur Vorlage für Lewandowski, der fünf Meter vor dem Tor noch mit der Fußspitze ans Leder kommt, die Kugel aber rechts am Gehäuse vorbei setzt.
56.: Wieder die Bayern: Boateng verlagert das Spiel auf den rechten Flügel, wo Costa an Schmelzer vorbei geht und dann scharf ins Zentrum spielt. Dort wird es unübersichtlich, Ribery stolpert letztlich aber aus kurzer Distanz vorbei.
57.: Reus zieht mit Tempo von links nach innen und bedient dann rechts im Sechzehner Aubameyang. Der Gabuner zieht anschließend aus recht spitzem Winkel ab und jagt das Leder nur knapp über das Tor.
64.: Lewandowski! Müller behauptet sich im Strafraum und legt dann auf Lewy ab. Der Pole zieht aus knapp zwölf Metern halblinker Position ab, setzt das Leder aber knapp über das Tor.
75.: Bürki! Ribery geht rechts in den Sechzehner und zieht dabei nach innen. Aus kurzer Distanz zieht er ab und der Ball wird anschließend noch abgefälscht. Bürki pariert ganz stark.
85.: AUBAMEYANG! Piszczek bedient Aubameyang nach einem Konter, der knapp elf Meter vor dem Tor frei zum Abschluss kommt, den Ball aber nicht richtig trifft und ihn so knapp über das Tor setzt. Dass er im Abseits stand, sah Fritz nicht.
94.: Ganz starke Aktion von Durm! Ribery setzt sich am Sechzehner durch, bedient Lewandowski, der knapp 14 Meter vor dem Tor freie Schussbahn hat und abzieht. Durm schmeißt sich sensationell dazwischen.
103.: Plötzlich der BVB! Die Bayern verschätzen sich bei einem langen Ball, was Aubameyang nutzt. Er legt für Castro ab, der die Kugel rechts in den Sechzehner chippt, wo Mkhitaryan völlig frei steht, den Ball aber am Kasten vorbei setzt.
113.: Costa will von links vor das Tor flanken. Ginter fälscht ganz fies ab, sodass sich der Ball gefährlich Richtung Tor senkt. Bürki lenkt die Kugel gerade noch so über das Tor.
114.: Alaba zieht aus knapp 16 Metern per Außenrist ab, Piszczek fälscht leicht ab, aber Bürki ist erneut zur Stelle.
Elfmeterschießen
0:1 Kagawa
1:1 Vidal
Neuer hält gegen Bender
2:1 Lewandowski
Sokratis schießt links daneben
Bürki hält gegen Kimmich
2:2 Aubameyang
3:2 Müller
3:3 Reus
4:3 Costa
Fazit: Starker Kampf beider Teams, die Bayern lange Zeit die etwas bessere Mannschaft. Am Ende wurden die Spieler immer platter - und der FCB hatte im Elfmeterschießen das Glück auf seiner Seite.
Der Star des Spiel: Sokratis. Im Vorjahr noch auf der Bank im Pokalendspiel, nun mit einer herausragenden Partie. Physisch enorm robust in direkten Duellen. Hielt Lewandowski stark in Schach und antizipierte - eigentlich nicht seine Stärke - viele Bälle sehr gut. Nach Bender (9) mit den meisten klärenden Aktionen auf dem Feld (6). Im Elfmeterschießen dann eine der tragischen Figuren.
Der Flop des Spiels: Marco Reus. In einem großen Spiel nicht zum ersten Mal eine dünne Vorstellung des Nationalspielers. Kämpferisch tadellos, aber mit zu vielen schlampigen Fehlpässen und nicht in der Lage, sich in direkten Duellen effektiv durchzusetzen. Führte die meisten Zweikämpfe bei den Borussen, gewann aber weniger als Hälfte davon.
Der Schiedsrichter: Mehr Schatten als Licht bei Marco Fritz. Fuhr eine kleinliche Linie und pfiff lieber ein Mal zu viel als zu wenig. Korrekt, das Gerangel zwischen Lewandowski und Sokratis im Dortmunder Strafraum laufen zu lassen (33.). Riberys Griff in Castros Gesicht hätte man auch mit einem Platzverweis bestrafen können (39.). Dortmund hatte Glück, dass Fritz einer Viertelstunde vor Schluss nicht pfiff, als Sokratis bei einer Bayer-Ecke Vidals Trikot zerriss. Übersah zudem Aubameyangs Abseitsposition bei dessen Großchance kurz vor Ende der regulären Spielzeit.
Das fiel auf:
- Die Bayern in einem 4-1-4-1 mit Vidal vor der Abwehr und Boateng als linkem Innenverteidiger, der sich stark an Aubameyang orientierte und diesen effektiv bearbeitete. Alaba nahm sich meist Mkhitaryan vor und agiert teils sehr zurückgezogen - auch, um Aubameyang den Raum für Läufe nach außen zu nehmen. Das hatte jedoch auch manches Mal zu Folge, dass Ribery auf seiner Seite gegen zwei, drei Dortmunder einige Male in Unterzahl geriet.
- Der BVB wählte die defensive Variante und begann in einem 5-3-2. Hummels rückte immer wieder aus der sehr mannorientierten Kette heraus und verteidigte gegen Müller. Dortmunds letzte Linie stand gegen den Ball zudem relativ hoch.
- Das Positionsspiel der Borussia funktionierte im ersten Abschnitt gut, Tuchels Elf konnte sich einige Male spielerisch aus dem Pressing der Bayern befreien. Der Aufbau blieb dennoch fehlerbehaftet (nur 71 Prozent Passquote in Halbzeit eins), da es der Offensivbewegung an Präzision mangelte.
- Nach einer halben Stunde griff Tuchel ein und beorderte Bender auf Sechs und Castro auf die Zehn. Es entstand ein 4-2-3-1, um das vakante Loch im Spielaufbau rund um den Zehnerraum zu besetzen. Dieses Experiment packte Tuchel nach ein paar Minuten aber wieder in die Schublade, Bender rückte wieder zentral nach hinten.
- Die Bayern trugen ihre Angriffe wie gewohnt sehr breit angelegt vor, Dortmund musste permanent weit verschieben - und dies ging beim BVB wie schon im Bundesliga-Rückspiel zu Lasten der Präsenz in der Offensive. Im zweiten Abschnitt fand Costa rechts gegen Schmelzer häufiger den Weg in Richtung Grundlinie und spielte sein Tempo aus, nachdem er zuvor teils zu schnell ins Zentrum zog.
- Tuchel blieb sich auch im zweiten Durchgang treu und ordnete häufige Umstellungen an. Bender spielte insgesamt vier unterschiedliche Positionen. Der BVB dann größtenteils in einem 5-4-1, aber häufiger rund um den eigenen Strafraum unter Druck, da das Münchner Flügelspiel häufiger den Weg in den Rücken der BVB-Abwehr fand und sich die Bayern zudem auch aus kleinteiligen Situationen im Zentrum besser befreien konnte.
- Es verwunderte ein wenig, dass Guardiola bis zur zweiten Hälfte der Verlängerung mit einer Auswechslung wartete. Die Dortmunder bauten körperlich immer mehr ab, ein schneller Spieler wie der dann eingewechselte Coman hätte möglicherweise schon deutlich früher Sinn ergeben.
FC Bayern München - Borussia Dortmund: Daten zum Spiel