Frage: Herr Goretzka, Schalke hat sich dank eines 1:0 gegen Wolfsburg ins Halbfinale des DFB-Pokals geschossen. Wie fällt Ihr Fazit des Spiels aus?
Leon Goretzka: Es fühlt sich sehr gut an, da es ein hartes Stück Arbeit war. Gerade in der zweiten Halbzeit haben wir extrem gut gegen den Ball gearbeitet. Leider ist es schon das ganze Jahr 2018 unser Thema, dass wir es nicht schaffen, uns nach den vielen Ballgewinnen zu belohnen und auch ein zweites oder drittes Tor nachzulegen. Es hängt da etwas am Glück und der nötigen Konsequenz. Denn dann hätten wir uns alle einen entspannten Abend machen können.
Frage: Nach der Führung kam es zu einem Bruch im Spiel, die Dominanz der Anfangsphase war weg. Ihre Erklärung?
Goretzka: Dass es mal Phasen gibt, in denen man sich etwas tiefer fallen lässt, ist in meinen Augen legitim. Ich finde, dass wir den Plan des Trainers gut umgesetzt haben. Wir waren sehr fleißig. Wolfsburg ist immer in der Lage, viel Ballbesitz zu haben. Sie haben viele spielstarke Spieler, die gerne die Seiten wechseln und gut verlagern. Im zweiten Durchgang haben sie wenig Lösungen gegen uns gefunden.
Frage: Kurz vor Schluss mussten Sie auf der Linie retten, das war Wolfsburgs einzige Großchance in Halbzeit zwei.
Goretzka: Ich wollte die Situation einfach nur bereinigen. Ralf Fährmann kam nach dem Schlusspfiff auch nochmal zu mir und hat sich bedankt. Das sind solche Momente, in denen man merkt, dass einer für den anderen da ist. Das bringt einen nach vorne und das sind auch die Kleinigkeiten, die eine erfolgreiche Mannschaft ausmachen. Von diesen Szenen gibt es im Moment viele bei uns. Es tut uns allen gut, das gemeinsam zu durchleben.
Frage: Das Endspiel in Berlin ist nur noch ein Sieg entfernt. Wie fühlt sich die Aussicht auf ein Finale zum Abschluss Ihrer Zeit auf Schalke an?
Goretzka: Außergewöhnlich. Das hatten wir hier noch nicht seitdem ich da bin. Deshalb freue ich mich sehr darüber. Jetzt ist es noch ein Spiel bis Berlin. Diese Reise wollen wir den Fans, der Mannschaft und dem gesamten Verein ermöglichen. Danach sehnen sich alle. Für mich wäre es zudem ein überragendes Ende. Berlin ist unser aller Ziel.
Frage: Sie hatten zuletzt immer wieder mit Verletzungen und Wehwehchen zu kämpfen, konnten Ihr Pensum aber steigern. Diesmal waren es 90 Minuten. Wie sieht es mit den Kräften aus?
Goretzka: Eigentlich war ich schon vor der Partie gegen Bremen komplett fit für 90 Minuten, aber das hat der Trainer so entschieden. Ich fühle mich sehr gut und habe mich auf dem Feld auch kräftiger gefühlt. Es tut gut, nach einer Verletzung wieder 90 Minuten ohne Kräfteabfall hin zu bekommen. Ich gehe so langsam wieder auf die 100 Prozent zu.
Frage: Welchen Wunsch haben Sie zunächst für das Halbfinale im April?
Goretzka: In erster Linie wünsche ich mir ein Heimspiel, da es einfach ein großer Vorteil ist. Diese Atmosphäre gibt einem nochmal den letzten Kick und den braucht man in solchen Spielen. Wir sind jetzt schon extrem heiß auf das Halbfinale, da ist der Gegner im Grunde egal.
Frage: Am Wochenende muss Schalke in München ran, bei Ihrem kommenden Verein. Was geht Ihnen da durch den Kopf?
Goretzka: Darüber habe ich mir bislang noch nicht so viele Gedanken gemacht, da Wolfsburg ein ganz wichtiges Spiel für uns war und die volle Konzentration dieser Partie galt. Die Vorfreude ist aber immer groß, wenn man nach München fährt. Das ist die beste Mannschaft in Deutschland und daher ein besonderes Spiel, wenn man sich mit den Besten messen kann. Nach Möglichkeit wollen wir dort auch etwas mitnehmen. Natürlich wird meine eigene Situation nun wieder etwas aufkommen, aber wir haben es ganz gut hingekriegt, dieses Thema von der Mannschaft fern zu halten.
Frage: Auch die Fans reagieren mittlerweile wieder besonnen, die Pfiffe gegen Sie sind weniger geworden. Erleichtert?
Goretzka: Es war meine und auch die Hoffnung der Mannschaft und des Vereins, dass es so kommt. Daher kann ich nur ein großes Kompliment an das Team machen. Ich habe auch diesmal wieder versucht, alles zu geben. Es tut sehr gut, wenn man nach einer guten Szene Applaus erntet, so wie es in der Vergangenheit auch immer war. Die Fans haben da ein sehr gutes Gespür, es hat sich super entwickelt. Ich fand es anfangs auch in Ordnung, dass die Fans ihren Unmut äußern. Alles andere wäre ohnehin verwunderlich gewesen. Auch in der heiklen Phase zuletzt habe ich unheimlich viele Nachrichten und Briefe von Fans bekommen, die dankbar waren für das, was ich bisher geleistet habe. Ich freue mich daher extrem, dass die Unterstützung wieder da ist. Damit ist alles angerichtet für eine gute Rückrunde.