Borussia Dortmund hat mit viel Mühe das Viertelfinale des DFB-Pokals erreicht. Der BVB gewann sein Heimspiel im Achtelfinale gegen Zweitligist SC Paderborn 07 erst in der Verlängerung mit 3:2 (2:2, 2:0). Die Runde der letzten Acht wird am 2. und 3. März ausgetragen.
Für viel Aufregung sorgte das Dortmunder Siegtor. Erling Haaland stand beim Zuspiel von Thomas Delaney im Abseits, doch Paderborns Svante Ingelsson berührte den Ball zuvor noch minimal. Der VAR griff ein, es gab eine minutenlange Unterbrechung.
Schließlich gab Schiedsrichter Stieler den Treffer, ohne sich die Bilder der Szene im Stadion anzuschauen. Stieler und der Kölner Keller hatten die Aktion von Ingelsson als zielgerichtet zum Ball ausgelegt - Paderborns Trainer Steffen Baumgart versetzte das in Rage.
"Er hatte die Wahrnehmung, dass der Ball von unserem Spieler gespielt wurde. Ich hätte zumindest erwartet, dass er sich das noch einmal anguckt. Ich sehe da keine Veränderung des Balles, das ist eine absolute Frechheit", wetterte Baumgart in der ARD und ließ nicht locker.
"So ein Spiel so abzugeben, daraus eine Berührung des Balles zu machen, ist frech. Langsam wird's lächerlich. Nicht rauszugehen, um sich das anzugucken, das ärgert mich. Da machen wir uns zum Affen. Respekt bedeutet auch, sich den Scheiß anzugucken, und nicht den Kleinen wieder in den Arsch zu treten. Wir stehen da und frieren uns sieben Minuten lang den Arsch ab. Das geht's für uns um zwei Millionen! Ich bin keine Aktiengesellschaft, wir kämpfen um jede müde Mark", echauffierte sich der Coach.
Auch Dortmunds Trainer Edin Terzic äußerte sich zum strittigen Treffer: "Ich habe die Szene zum 3:2 noch nicht am Fernseher gesehen. Von der Seitenlinie aus ging es darum, ob es beim Pass auf Erling Haaland einen leichten Ballkontakt gegeben hatte. Das dauerte ewig und ging hin und her. Zehn Sekunden lang hieß es Abseits, dann wieder doch nicht. Es fällt mir aber schwer, da jetzt schon eine genaue Meinung zu haben."
BVB - SC Paderborn 07: Die Analyse
Dortmund spielte ohne den am Knie lädierten Hummels mit einer Dreierkette in Ballbesitz, die Reservisten Piszczek und Schulz standen nach längerer Zeit mal wieder in der Startelf. Der SCP wie gewohnt mutig in seiner Spielanlage: Der in einem 4-2-3-1 gekleidete Zweitligist lief den Spielaufbau des BVB früh an und stand mit dem gesamten Team hoch.
Es spielte dem Favoriten in die Karten, dass Can das frühe Führungstor gelang, als Paderborn nach einem Eckball zu desorientiert im eigenen Strafraum verteidigte. Das zweite Tor der Borussia nur zehn Minuten später fiel aus SCP-Sicht dann zu leicht. Ein guter langer Schlag von Hitz sowie die Weiterleitung von Brandt sorgten dafür, dass Haaland den stets großen Raum hinter Paderborns Viererkette tief anspielen und Sancho frei aufs Tor schicken konnte. Dieser versenkte mühelos.
In der Folge jedoch gaben die Ostwestfalen den Ton an, das frühe Pressing sorgte für einige Ballverluste auf Seiten des BVB. Dortmund blieb oft nur der lange Schlag nach vorne, Paderborn schaffte es in Ballbesitz immer häufiger über die Flügel in den Rücken der gegnerischen Abwehr. Srbeny (25.) und Antwi-Adjei (31.) vergaben jedoch die beiden größten Möglichkeiten auf ein zu diesem Zeitpunkt verdientes Anschlusstor (Torschussverhältnis zur Pause 5:2 pro SCP).
Die Gäste blieben auch in der zweiten Halbzeit aggressiv, verteidigten nach vorne und stellten auf ein 4-4-2 mit Raute um. Dortmund im gesamten Abschnitt viel zu wenig aktiv, es fehlte die Tiefe im Spiel. Paderborn erspielte sich immer mehr die Kontrolle über die Partie und kam zu guten Gelegenheiten: Zunächst vergaben jedoch Srbeny (56.) und Führich (72.), ehe Justvan fast folgerichtig das 1:2 erzielte.
Auch anschließend fehlte der Borussia die Ruhe am Ball, der SCP rannte weiter an. Dortmund wackelte bedenklich, stand tief und verteidigte nur noch. Mit der finalen Aktion der Nachspielzeit kam Paderborn schließlich noch zu einer brenzligen Szene und dem Elfmeter, der zum verdienten 2:2 führte.
Selbst in der Verlängerung blieben die Gäste ihrem Ansatz treu, pressten hoch und spielten nach vorne - kassierten aber schnell das nach extrem langem VAR-Studium gegebene 2:3, das nach einem ähnlichen Muster wie das 0:2 fiel: Haaland entwischte bereits knapp hinter der Mittellinie und vollstreckte eiskalt. Der Norweger hätte wenig später für die Entscheidung sorgen müssen, schoss gegen den aus dem Tor geeilten Zingerle aber vorbei (103.).
Paderborn warf nun alles nach vorne, was dem BVB wieder mehr Räume und auch Ballbesitz gab. Dortmund spielte mehrere Konter viel zu schlampig aus, Guerreiro vergeigte das 4:2 (113.). Für den SCP wollte kein Hochkaräter mehr herausspringen.
BVB - SC Paderborn 07: Die Aufstellungen
BVB: Hitz - Piszczek, Can, Akanji - Morey (46. Passlack), Delaney, Bellingham (74. Dahoud), Schulz (91. Guerreiro) - Sancho (116. Reus), Haaland, Brandt (65. Reyna).
Paderborn: Zingerle - Ananou, Hünemeier, Schonlau, Collins - Schallenberg (88. Owusu), Thalhammer (69. Justvan) - Führich (106. Heller), Srbeny (69. Terrazzino), Antwi-Adjei - Michel (24. Ingelsson).
BVB - SC Paderborn 07: Daten des Spiels
Tore: 1:0 Can (6.), 2:0 Sancho (16.), 2:1 Justvan (79.), 2:2 Owusu (90.+7), 3:2 Haaland (95.)
- Dortmunds Can traf erstmals seit Dezember 2013 im DFB-Pokal, damals noch für Leverkusen in Freiburg.
- Sancho war im Kalenderjahr 2021 an 8 Pflichtspieltoren direkt beteiligt (4 Tore, 4 Assists) - damit ist er Dortmunds Topscorer in 2021.
- Delaney (2 Vorlagen) ist erstmals seit Mai 2019 gegen Düsseldorf an 2 Toren in einem Pflichtspiel beteiligt.
- Der BVB steht erstmals seit der Saison 2016/17 wieder im Pokal-Viertelfinale. Damals wurden die Dortmunder Pokalsieger.
- Dortmund entschied damit die letzten 26 Pokal-Duelle mit unterklassigen Gegnern für sich, letztmals scheiterte der BVB 2010/11 gegen eine klassentiefere Mannschaft (Offenbach 2:4 i.E.).
Der Star des Spiels: Emre Can (BVB)
Starker Abschluss beim wichtigen frühen Führungstor. Insgesamt mit einigen guten Spieleröffnungen, resolutem Zweikampfverhalten und den meisten klärenden Aktionen beim BVB.
Der Flop des Spiels: Felix Passlack (BVB)
Verschuldete nach seiner Einwechslung beide Treffer der Gäste: Beim 1:2 köpfte er den Ball in die Mitte des Strafraums auf Justvans Füße, in der Nachspielzeit bescherte sein Foul an Schonlau den Elfmeter für Paderborn.
Der Schiedsrichter: Tobias Stieler
Hatte in einer intensiven Partie auf rutschigem Geläuf viel zu tun. Keinen Strafstoß für den von Ananou und Hünemeier in die Zange genommenen Haaland zu geben, war richtig (21.). Korrigierte sich korrekt, nachdem er zunächst Srbeny statt Ingelsson Gelb nach Foul an Bellingham zeigte (51.). Schulz hätte nach Foul an Führich allerdings verwarnt werden müssen (60.), Delaney dagegen nicht (77.). Richtige Entscheidung, den Elfmeter für Paderborn in der Nachspielzeit der zweiten Halbzeit zu geben. Vor dem 3:2 des zuvor im Abseits stehenden Haaland soll Ingelsson den Ball noch leicht berührt haben, was Stieler und der Kölner Keller als zielgerichtete Aktion zum Ball ausgelegt haben.