Nach einer für ihn persönlich durchwachsenen Vorsaison mit mehreren Verletzungssorgen und einem Durchhänger im Endspurt ist Marco Reus wieder ein Leistungsträger in der Mannschaft von Trainer Edin Terzic. Beim 1:0 (1:0) über die TSG Hoffenheim machte er erneut den Unterschied für den BVB.
Es war der bereits vierte Saisontreffer für Reus, der von Terzic in ungewohnter Rolle eingesetzt wurde - und zwar als rechter Flügelspieler. Das war laut transfermarkt.de in insgesamt 399 Pflichtspielen für den BVB erst 43-mal der Fall, zeigt aber auch die Wichtigkeit des ehemaligen Nationalspielers.
Die Dortmunder Offensive wurde in den vergangenen Wochen häufiger durchgemischt und feierte gegen Hoffenheim mal wieder eine Premiere in dieser Konstellation, doch Reus stand bereits zum achten Mal in Folge in der Startelf. Und das, obwohl Terzic vor dem so wichtigen Topspiel gegen den FC Bayern München am Samstag die Rotationsmaschine anwarf und gleich fünf Änderungen vornahm. Zudem warten innerhalb der nächsten zehn Tage noch drei Partien auf die Borussia. Reus' Arbeitstag war dennoch erst zur 83. Minute beendet.
Reus überraschte die TSG-Defensive immer wieder mit seinen intelligenten Laufwegen. Gefährlich wurde es meistens, wenn er von rechts in die Mitte zog. Den Siegtreffer erzielte er dann aber in bester Mittelstürmer-Manier und mit einer ordentlichen Portion Glück, weil er sich bei seinem Schuss selbst anschoss. Das Tor sei ein "bisschen typisch" gewesen, sagte Reus nach dem Spiel, weil er bei seinen Abschlüssen zuvor eigentlich ein leichteres Spiel hatte.
Marco Reus nach Leistungsexplosion beim BVB gesetzt
Dass sich Reus in dieser Position befindet, ist alles andere als selbstverständlich. Im Sommer hatte er nicht nur (freiwillig) seine Kapitänsbinde abgegeben, sondern musste sich an den Spieltagen zwei bis vier auch mit einer Reservistenrolle zufriedengeben. Was folgte, war eine regelrechte Leistungsexplosion.
In dieser Phase sei er aber "sehr fleißig" gewesen, erklärte Terzic nach dem 4:2-Sieg gegen Union Berlin Anfang Oktober, bei dem Reus nach zuvor drei Toren in Serie einen Assist beigesteuert hatte. Außerdem betonte der BVB-Coach, wie Reus "vorangegangen" sei und dass er nicht nur auf seine Offensivaktionen reduziert werden soll: "Genau so stellen wir uns das vor, so wünschen wir uns das. Wir drücken ihm die Daumen, dass er gesund bleibt und weiterhin so Leistung bringen kann."
Bleibt Reus tatsächlich gesund, stehen auch die Chancen auf eine weitere Vertragsverlängerung nicht schlecht. Im Frühjahr hatte der 34-Jährige sein Arbeitspapier um ein Jahr ausgedehnt, nachdem es ob seiner geringen unklaren Zukunft sogar Gerüchte über einen ablösefreien Wechsel innerhalb der Bundesliga gegeben hatte. Nun fehlen ihm sogar nur noch 14 Tore, bis er Adi Preißler als BVB-Rekordtorschütze abgelöst hat.
Karriereende von Reus? "Da würde meine Frau mich killen"
Wird sein Vertrag nicht verlängert, wäre auch ein Karriereende durchaus im Bereich des Möglichen - und damit beschäftigt sich Reus auch bereits. "Ich bin immer ein Mensch, der gerne im Hier und Jetzt lebt. Das ist wichtig für mich, damit der Fokus nicht verloren geht. Aber darüber hinaus ist es immer wichtig, dass du ein gewisses Standbein nach der Karriere hast, damit du nicht in die Leere gehst", sagte er zuletzt im Podcast "Viertelstunde Fußball" von Cornelius Küpper und Kevin Großkreutz.
Ein Leben ganz ohne Tätigkeit könne er sich nicht vorstellen. "Ich weiß, dass ich nicht nichts machen werde. Da würde meine Frau mich auch sonst killen. Zwei Tage ich alleine zu Hause, ohne Adrenalin-Schub, ohne Emotionen wird das mit mir schwierig", sagte Reus, der noch keine konkreten Pläne hat.
Reus' aktueller Gesundheitszustand bedeutet aber auch, dass einige Spieler um ihre Minuten kämpfen müssen. Zumal sich mehrere auf einem derzeit ähnlichen Niveau befinden. Donyell Malen, Felix Nmecha und Giovanni Reyna hatten zwar schon den ein oder anderen Ausreißer nach oben, sind aber noch auf der Suche nach ihrer besten Verfassung. Karim Adeyemi befindet sich hingegen in einer Formkrise. Dazu gesellen sich die Probleme im Sturmzentrum. Jamie Bynoe-Gittens zeigte gegen Hoffenheim derweil, wozu er imstande ist (SPOX-Note: 2,5).
BVB: Reus und Brandt das Fundament der Offensive
Ebenfalls unverzichtbar ist Julian Brandt, der sich wie schon in der Vorsaison in bestechender Frühform befindet. Nach 13 Pflichtspielen steht er bei starken zehn Scorerpunkten. Gegen Hoffenheim auf der Position des Achters als Bindeglied zwischen der einzigen Sechs (Salih Özcan) und der Offensivreihe fungierte er einmal mehr als Spielgestalter.
Besonders harmoniert Brandt ausgerechnet mit Reus, nachdem er in der jüngeren Vergangenheit schon von so manch einem Experten (z. B. von Lothar Matthäus) als dessen legitimer Nachfolger bezeichnet worden war. Nun sind die beiden das Herzstück der BVB-Offensive, die gegen Hoffenheim zwar "einen Schritt nach vorne gemacht" (Terzic) hat, aber noch lange nicht auf dem Niveau der vergangenen Spielzeit ist. Bezeichnend dafür: Der Sieg über Hoffenheim war das bereits fünfte 1:0 dieser Saison.
"Spielerisch wissen wir, dass wir deutlich zulegen können", erkannte auch Reus an und betonte: "Aber am Ende ist es wichtig, dass du die Spiele gewinnst - das machen wir momentan." Für das Topspiel gegen die Bayern sei der BVB "bereit!" Optimismus, der sich in erster Linie mit dem Fundament erklären lässt, welches Reus mit Brandt in der Offensive bildet und auf dem sich für Terzic aufbauen lässt.
Zumal sich beide sowohl auf dem Platz als auch abseits davon blind verstehen. Das gab Brandt auch nach dem Spiel zu verstehen und sprach mit einem Lächeln im Gesicht von einem "Marco-Reus-Abend". Er sei ein "sehr wichtiger Spieler", der sich "nicht auf irgendetwas ausruht" und "immer mehr will".
Mehr solcher Abende sind sicher auch in Reus' Sinne - und wohl nicht nur um des heimischen Friedens willen.
BVB: Die kommenden Gegner von Borussia Dortmund
Datum | Wettbewerb | Gegner | Heim/Auswärts |
04.11., 18.30 Uhr | Bundesliga | FC Bayern | H |
07.11., 18.45 Uhr | Champions League | Newcastle United | H |
11.11., 15.30 Uhr | Bundesliga | VfB Stuttgart | A |
25.11., 15.30 Uhr | Bundesliga | Borussia Mönchengladbach | H |