Unterschiedliche Standpunkte:
Die Liga geht in ihre fünfte Spielzeit, feiert also ein kleines Jubiläum. Aus den beiden Regionalligen wurde damals eine Art Zwischenstufe, unter dem Dach des Deutschen Fußball Bundes. Mit viel Pomp hatte der DFB damals das Projekt ins Leben gerufen - und sieht sich auch heute noch bestätigt und auf dem richtigen Weg.
Die Liga kann in der Tat als Auffangbecken dienen für die Klubs aus der 2. Liga, die den Weg eine Klasse tiefer machen müssen und finanziell zumindest eine Spur besser aufgefangen werden können als noch zu Regionalliga-Zeiten. Davon profitierten beide, die Klubs und letztlich auch die Liga, die dadurch stets attraktiv bleiben würde.
"Karlsruhe, Rostock, Aachen sind alles Vereine mit Zugkraft. Aber auch den Nachwuchs des Deutschen Meisters Borussia Dortmund darf man nicht vergessen. Diese Zusammensetzung wird sicherlich zu einer Steigerung der Attraktivität und wohl zu einem weiteren Zuschaueranstieg führen", sagt Ulf Schott, der neue Direktor Spielbetrieb beim DFB.
Es gab und gibt aber auch kritische Stimmen. "Sportlich ist die 3. Liga nicht viel schlechter als die 2. Liga. Aber der Kostenapparat ist fast genauso hoch wie in der 2. Liga. Dafür sind die Erlöspotenziale erheblich niedriger", sagt Arminias Geschäftsführer Marcus Uhlig.
"Der DFB schickt die Vereine mit einem Glas Wasser in die Wüste und die müssen sehen, wie sie überleben", kritisierte Unterhachings Ex-Boss Engelbert Kupka vor einigen Wochen. "Vom wirtschaftlichen Aspekt gesehen, ist die 3. Liga eine Geldverbrennungsanlage", sagt Babelsbergs Geschäftsführer Klaus Brüggemann.
mySPOX: Die Liga in der Saisonvorschau
Das liebe Geld:
12,8 Millionen Euro fließen aus dem Fernsehvertrag bis 2016 in die Liga, die Werbeeinnahmen haben sich laut Schott von 1,8 Millionen Euro in der ersten Saison auf 2,9 Millionen 2010/2011 gesteigert. Sportartübergreifend ist die 3. Fußball-Profiliga von der Attraktivität tatsächlich auch die Nummer drei hinter Bundesliga und 2. Liga.
"Wir haben den besten TV-Vertrag aller dritten Ligen europaweit", bescheidet DFB-Generalsekretär Helmut Sandrock. Was der DFB aber nicht so offen darlegt, ist der Fakt, dass die Suche nach einem Ligasponsor weiter stockt. 150.000 Euro pro Verein standen da als Zusatzeinnahmen im Raum.
Auf der anderen Seite kann sie aber auch zum Grab werden. Die Diskrepanz auf der Einnahmenseite ist im Vergleich zur 2. Liga doch enorm, auf der anderen Seite bleiben die Fixkosten aber ähnlich hoch. Das führt zwangsläufig zu zeitlichem Druck: Fast alle wollen so schnell wie möglich wieder raus.
"Wirtschaftlich ist die 3. Liga eine Katastrophe. Auf Dauer geht das so nicht, der Patient liegt auf der Intensivstation", klagt Wehen Wiesbadens Geschäftsführer Wolfgang Gräf.
Karlsruhes Sportdirektor Oliver Kreuzer bringt es auf den Punkt: "Man kann die 3. Liga ein, zwei Jahre machen - länger nicht. Auf Dauer ist sie nicht finanzierbar."
Die Absteiger:
Der KSC, Alemannia Aachen und Hansa Rostock gelten selbstredend als heiße Aufstiegsanwärter. Wirkliches Neuland ist die 3. Liga für keinen, jeder Klub musste schon mal in die Niederungen des deutschen Profi- beziehungsweise früher noch Amateurfußballs. Allerdings ist das alles noch längst keine Garantie dafür, dass es wie von alleine laufen wird.
In den letzten Jahren ging es auch einige Male in die andere Richtung. Mit Carl Zeiss Jena, dem LR Ahlen, der TuS Koblenz und RW Oberhausen haben vier Absteiger in den letzten vier Jahren die finanziellen Löcher des Abstiegs nicht schließen können und spielen inzwischen in der 4. Liga...
Die Aufsteiger:
Mit dem Halleschen FC und den Stuttgarter Kickers haben zwei Traditionsklubs den Weg zurück in den bezahlten Fußball gefunden. Vor allen Dingen bei den Kickers soll jetzt aber noch lange nicht Schluss sein, das mittelfristige Ziel bleibt die 2. Bundesliga. Dazu kommt noch die zweite Mannschaft von Borussia Dortmund.
Die setzte sich nach einer überragenden Rückrunde in der Regionalliga West doch noch gegen den lange Zeit unangefochtenen Tabellenführer Sportfreunde Lotte durch und feiert ihr Comeback in der 3. Liga.
mySPOX: Der Blick auf den 1. Spieltag
Die Etats:
Hier liegt der KSC mit vier Millionen Euro ganz oben, die SpVgg Unterhaching mit 800.000 Euro ganz unten. Was den geschätzten Marktwert der Mannschaften betrifft, ist auch da der KSC das Nonplusultra: Rund sieben Millionen Euro soll der Kader wert sein - allerdings inklusive des vermeintlichen neuen Topstars Hakan Calhanoglu. Die Stuttgarter Kickers liegen hier mit lediglich rund 2,2 Millionen am Ende der Nahrungskette.
Die (Alt-)Stars:
Albert Streit, Marco Engelhardt, Michael Thurk, Massimilian Porcello oder Sascha Rösler - die Liga kann mit durchaus illustren Namen aufwarten. Aachen stellt mit Streit und Rösler gleich zwei prominente Namen.
mySPOX: Favoriten, Überraschungen, Entdeckungen
Die Favoriten:
19 Trainer sagen, dass Alemannia Aachen den sofortigen Wiederaufstieg schafft. Dahinter folgt der KSC als zweiter großer Favorit. Dahinter lauern Hansa und natürlich die Klubs, die in der letzten Saison nur knapp am Aufstieg gescheitert sind: Heidenheim, Erfurt oder Offenbach.
Noch ein paar Zahlen:
Der Zuschauerschnitt ist im letzten Jahr gesunken (von 5500 auf 4500), die Transfereinnahmen halten sich in einem sehr überschaubaren Rahmen. Bisher wurden rund 1,15 Millionen Euro eingenommen. Die Anzahl der Leistungszentren erhöht sich von fünf (Premieren-Saison) auf voraussichtlich elf.
Ein bisschen Kurioses:
In den Testspielen war einiges los. Die Stuttgarter Kickers besiegten den schottischen Meister Celtic Glasgow, der Chemnitzer FC schlug Newcastle United, Preußen Münster gewann gegen Hannover 96.
Auf der anderen Seite musste die Partie von RW Erfurt gegen den georgischen Pokalsieger FC Dila Gori wegen einer veritablen Rudelbildung abgebrochen werden. Erfurt-Coach Stefan Emmerling nahm seine Mannschaft zehn Minuten vor dem Abpfiff vom Platz, nachdem es wegen eines Revanchefouls zu heftigen Tumulten gekommen war.
Bei der Saisoneröffnung von Alemannia Aachen strömten 17.000 Fans auf den Tivoli. Schöne Geste der Alemannia: Zum Heimspiel gegen Wacker Burghausen bekommen die gebeutelten Schlecker-Mitarbeiter der Region freien Eintritt.
Wohnungsnotstand in Stuttgart: Die Kickers suchten per Vereinshomepage händeringend nach Heimstätten für ihre neuen Spieler. "Alle Jahre wieder gestaltet sich die Wohnungssuche für die Kickers-Neuzugänge relativ schwierig.Der SV Stuttgarter Kickers sucht für seine neuen Spieler 1-2 Zimmer-Wohnungen in Stuttgart und Umgebung zum baldmöglichsten Einzug", stand da geschrieben. Hat wohl offenbar gut funktioniert, mittlerweile muss niemand mehr unter der Brücke nächtigen.
Eine ganze Reihe der erfolgreichsten Torschützen der abgelaufenen Saison haben die Liga verlassen: Reichwein (17 Tore, ehemals Erfurt, jetzt Aalen), Lechleiter (14 Tore, aufgestiegen mit Aalen), Schweinsteiger (14 Tore, mit Regensburg aufgestiegen, jetzt Bayern II), Glasner (13 Tore, von Burghausen zu Cottbus), Löning (13 Tore, mit Sandhausen aufgestiegen) und Kachunga (10 Tore, von Osnabrück zur Hertha gewechselt). Neue Helden braucht das Liga-Land.
Der Spielplan der 3. Liga