Rekorde, Überraschungen, Comebacks

Hannes Hilbrecht
26. Dezember 201321:32
Heidenheim führt mit großem Abstand die Tabelle der 3. Liga angetty
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Auch die 3. Liga verabschiedet sich in die Winterpause. Eine gute Gelegenheit um zurückzublicken. SPOX beleuchtet die wichtigsten Aspekte der Hinrunde. Von den Rekordjägern aus Heidenheim bis hin zu den Enttäuschungen der bisherigen Saison.

Die Mannschaft: 1. FC Heidenheim

Ein mageres Törchen fehlte in der vergangenen Saison zur Relegation, doch dieses wollte gegen die Kickers aus Offenbach einfach nicht fallen. So scheiterte der FC Heidenheim wie im Jahr zuvor um einen Punkt an der Qualifikation zur Relegation. Auch in diesem Jahr wird es mit der Relegation wohl nichts werden, doch wird im Vergleich zu den Vorjahren keine Träne der Trauer in Ostwürttemberg fließen. Denn der FC Heidenheim ist mit Trainer Frank Schmidt voll auf Kurs in Richtung 2. Liga.

Stolze 12 Punkte beträgt mittlerweile der Abstand zum Tabellendritten aus Darmstadt. Dabei beanspruchen die Heidenheimer, die aus den ersten 21 Spielen famose 47 Punkte holten, alle Superlative für sich. Die meisten Tore, die wenigsten Gegentreffer und auch alle anderen relevanten Statistiken werden von der Schmidt-Elf angeführt. Die logische Konsequenz: Die klare Tabellenführung. Es wäre schon eine faustdicke Überraschung, wenn Heidenheim nicht Drittliga-Meister wird, geschweige denn den direkten Aufstieg verpasst.

Der Torjäger: Dominik Stroh-Engel

"He scores when he wants" ist ein Gesang, der in dieser Saison Dominik Stroh-Engel quasi auf dem Leib geschneidert ist. Der 28-Jährige führt mit 15 Toren souverän die Torjägerstatistik der Dritten Liga an und macht sich darüber hinaus auch als Vorlagengeber bemerkbar. Schon sieben Vorbereitungen hat er auf dem Konto. Nachdem sich die Karriere des einstigen Stürmertalentes lange im Sinkflug befand (2. Mannschaft in Wiesbaden), spielt der gebürtige Hesse in Darmstadt richtig auf.

Zwei Hattricks und ein Viererpack beim Darmstädter Fußballfest gegen Hansa Rostock kaschieren allerdings die Statistik des hochgewachsenen Angreifers zum Positiven, denn nach heißem Saisonstart kühlte Stroh-Engel zuletzt deutlich ab. Daran, dass in der Rückrunde noch oft der englische Torgesang aufbranden könnte, zweifelt aber niemand.

Der Spieler: Marc Schnatterer

Besonders kreativ ist diese Wahl freilich nicht, schließlich gehört Heidenheims Marc Schnatterer seit Jahren zur Elite der Dritten Liga und wird folgerichtig immer wieder mit höherklassigen Vereinen in Verbindung gebracht. Schnatterer lenkt als Spielgestalter das Offensivspiel seiner Mannschaft fabulös und ist zudem als Kapitän der unbestrittene Wortführer seiner Mannschaft.

Die Wertigkeit des Linkfußes spiegelt sich aber auch in den Statistiken wieder: Schnatterer belegt in der ligaweiten Scoringliste den zweiten Rang und verbucht bislang acht Tore und sieben Vorlagen. Supertalent Marvin Ducksch (Dortmund) und Dominik Kaiser (Leipzig) lauern aber im Hintergrund. SPOX

Das Comeback: Andreas Bergmann und die Hansa-Kogge

Rostock im Oktober 2013: Die totale Depression. Die Mannschaft nach starkem Saisonstart in der Dauerkrise, Aufsichtsratmitglieder mit überhöhtem Kontaktbedürfnis zur Presse und ein Vorstandsvorsitzender, der öffentlich den Trainer in Frage stellte. Andreas Bergmann war nicht nur angezählt, er war als Hansa-Trainer nahezu totgesagt. Eine Niederlage gegen Halle am 14. Spieltag hätte seine sofortige Ablösung durch den ehemaligen Hansa-Aufstiegstrainer Peter Vollmann nach sich gezogen.

Doch die Mannschaft schaffte eine spektakuläre Wende. Seit acht Spielen sind die Hanseaten ungeschlagen, 20 von 24 Punkte wurden geholt und Hansa schnuppert als Vierter am Relegationsplatz. Das bemerkenswerte Bergmann-Comeback wäre allerdings ohne die konsequente Rückendeckung durch Sport-Chef Uwe Vester kaum möglich gewesen. Das Duo Bergmann-Vester, das selbst in der Zeit der Trainerposse kein negatives Wort in die Öffentlichkeit trug, sorgt bei den Anhängern für neue Hoffnung.

Seite 2: Die Auferstandenen, die Überraschungen und der Schock

Die Auferstandenen: Timo Ochs und Stephan Loboue

Eine große Karriere wurde einst Timo Ochs vorausgesagt. Als hochveranlagter Torhüter machte Ochs bei 1860 München von sich reden, schaffte über Red Bull Salzburg den Weg nach Europa. Doch die Glücksträhne riss in seiner dritten RB-Saison. Der Niedersachse verlor seinen Stammplatz, der auslaufende Vertrag wurde nicht verlängert und schlussendlich war Ochs arbeitslos. In Nürnberg und Berlin folgten lediglich Engagements als Ersatztorhüter. Ochs' einziger Bundesligaeinsatz über die volle Distanz, datierend aus dem Jahr 2009, endete in einem 1:5-Desaster. Doch nun schreibt der Gescholtene wieder positive Schlagzeilen. Ochs ist der Notenbeste im Kicker-Ranking und zudem die größte Klassenerhalts-Hoffnung beim abstiegsbedrohten 1. FC Saarbrücken.

Stephan Loboue war zwar nie so groß gehandelt wie sein Pendant, aber dennoch ein stattlicher Zweitliga-Torhüter, dessen Gesicht und Namen schnell gemerkt waren. Wie Ochs steht auch Loboue bei einem Abstiegskandidaten im Tor, nämlich beim Schlusslicht in Burghausen, zählt aber dennoch zu den besseren Keepern der 3. Liga. Dabei ist Loboue ein echter Rückkehrer. Nach seinem Abschied aus Fürth im Jahr 2010 wurde es schließlich sehr ruhig um den sympathischen Keeper. Der gebürtige Pforzheimer war zwischendurch sogar auf dem Heimatkontinent seines ivorischen Vaters aktiv, konnte sich jedoch beim südafrikanischen Spitzenteam Lamontville Golden Arrows nicht durchsetzen. Über Eintracht Trier kehrte Loboue in den höherklassigen Fußball zurück und weiß dabei zu überzeugen.

Die Überraschungen: Darmstadt und Erfurt

Im letzten Jahr noch fast abgestiegen, sorgen sowohl der SV Darmstadt als auch Rot-Weiß Erfurt für mächtige Furore. Während die Hessen momentan den dritten Tabellenplatz belegen, mischen auch die Thüringer ganz oben mit. Dabei kommt der Aufschwung der beiden Teams gleichermaßen überraschend. Während Darmstadt nur aufgrund der Pleite des Lokalrivalen aus Offenbach drittklassig blieb, spielt das nahezu identische Personal der Vorsaison ganz oben mit und rechnet sich zudem reelle Aufstiegschancen aus.

Der Fünfte aus Erfurt wurde von vielen als Abstiegskandidat gehandelt, überzeugt aber mit vielen jungen Talenten und bisweilen tollem Offensivfußball. Beide Mannschaften weisen dabei die Gemeinsamkeit auf, immer mal wieder zu schwächeln, sich dann aber wieder bravourös zurückmelden zu können. Auch RB Leipzig könnte an dieser Stelle angeführt werden, schließlich überrascht die Stabilität der ausgesprochen jungen Mannschaft. Allerdings war von RB Leipzig eine starke Hinrunde erwartet worden.

Die Enttäuschungen: Preußen Münster, Hallescher FC und Chemnitzer FC

Der Chemnitzer FC und Preußen Münster gingen als Aufstiegskandidaten in die Saison, residieren trotz ordentlichen Schlussspurts zur Winterpause in der unteren Tabellenhälfte. Beide Teams tauschten die Trainer und scheinen nun pünktlich zum Ende des Jahres ihre Form gefunden zu haben. Aufgrund des großen Potenzials in den jeweiligen Kadern muss man mit beiden Teams in der Rückrunde rechnen. SPOX

Anders sieht es beim Halleschen FC aus. Nach miesen Saisonstart und starken Kurzeit-Comeback ist an der Saale schon wieder der Wurm drin. Der mit Akaki Gogia und Timo Furuholm prominent aufgerüstete Mannschaft fehlt es allen voran an Konstanz. Platz 18 ist zu wenig für den gestiegenen Selbstanspruch, Trainer Sven Köhler steht auf der Kippe.

Der Schocker: Clement Halet

Es war nicht das desaströse 0:3 gegen Holstein Kiel, das die Münsteraner Zuschauer in der Schlussphase des 5. Spieltags schockte, sondern der sich am Boden krümmende Clement Halet raubte den Anhängern auf beiden Seiten den Atem. Nach einem Zusammenprall mit Kiels Fiete Sykora erlitt der französische Verteidiger einen Herzstillstand.

Die heraneilenden Mitspieler und der Mannschaftsarzt konnten zum Glück Schlimmeres verhindern. Halet wurde bereits am Folgetag aus dem Klinikum entlassen und feierte zwei Wochen später sein Startelfcomeback.

Die 3. Liga in der Zusammenfassung