Ex-Dortmund-Talent Marian Sarr im Interview: "Ich habe nicht aus Zufall beim BVB gespielt"

Jochen Tittmar
14. November 201913:43
Marian Sarr spielte von 2013 bis 2016 beim BVB.imago images
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Von 2013 bis 2016 spielte Marian Sarr bei Borussia Dortmund und feierte beim BVB sein Debüt in einem enorm wichtigen Champions-League-Spiel. Dann erwischten den heute 24-Jährigen zwei böse Verletzungen - und die Karriere des Innenverteidigers bekam einen Knick. Heute spielt Sarr in der 3. Liga beim FC Carl Zeiss Jena.

Im Interview mit SPOX und Goal spricht Sarr über die Zeit beim BVB, seine schweren Verletzungen, die Gründe für den Karriereknick, seinen Eigentor-Rekord und die kürzliche Versetzung in die Oberliga.

Herr Sarr, es gibt ein Video bei YouTube, das in 2:14 Minuten Dauerschleife zeigt, wie Sie als 18-Jähriger im Trikot von Borussia Dortmund eine Ohrfeige von Jürgen Klopp bekommen. Über 4500 Aufrufe hat es schon generiert. Kennen Sie das?

Marian Sarr: Nein. (lacht)

Klopp scheint einigermaßen zünftig zugeschlagen zu haben.

Sarr: Es war schon recht ordentlich. Ich war auch erst leicht irritiert, musste dann aber trotzdem lachen. Es war ja nett gemeint von ihm und mehr ein Klaps auf die Wange. Einem Jürgen Klopp kann man so etwas ohnehin nicht übelnehmen.

Zugetragen hat sich diese Szene im Dezember 2013. Ohne jemals zuvor für die Profis gespielt zu haben, mussten Sie damals aufgrund von Personalproblemen in der Champions League bei Olympique Marseille ran - gleich über 90 Minuten und in einem Spiel, das der BVB unbedingt gewinnen musste, um das Achtelfinale zu erreichen. Wie weit weg ist der 2:1-Sieg für Sie mittlerweile?

Sarr: Es ist noch ziemlich präsent, weil es einfach ein geiles Erlebnis war und ich immer wieder darauf angesprochen werde. Ich finde es cool, dass einen die Leute immer noch mit diesem Spiel in Verbindung bringen. Es war ein Highlight - nicht nur für mich, sondern für den gesamten Verein, denn durch den späten Siegtreffer kamen wir auch noch als Gruppenerster weiter.

Anfang 2013 waren Sie von Bayer Leverkusen zum BVB gewechselt und wurden vorrangig in der A-Jugend eingesetzt. "Keiner kann sich vorstellen, was das für eine Anspannung bedeutet", sagte Klopp anschließend über Ihr Debüt. Wie erinnern Sie sich denn an diesen Tag?

Sarr: Mein Einsatz hatte sich angedeutet, da Koray Günter und ich die einzigen fitten Innenverteidiger waren. Es wurde dann quasi ein Stechen zwischen uns. Ich erfuhr davon, als der Trainer beim Anschwitzen am Tag des Spiels die Leibchen für die A-Elf verteilt hat und ich auch eines bekam. Ich war überglücklich. Wir haben dann noch ein paar Spielzüge eingeübt, Jürgen Klopp hat auch nicht mehr großartig mit mir gesprochen.

Wie groß war die Anspannung?

Sarr: Ich war nicht wirklich aufgeregt, sondern habe mich einfach auf das Spiel gefreut. Jürgen Klopp und Michael Zorc, aber auch jeder aus der Mannschaft, haben mir gesagt, ich soll es genießen, mein Spiel durchziehen und das Beste daraus machen. Kurz nervös war ich dann, als die Champions-League-Hymne lief. Ganz früher durfte ich als kleiner Junge für diese Spiele länger aufbleiben und dann stehe ich auf einmal selbst dort auf dem Platz. Als der Anpfiff ertönte, war es aber fast ein Fußballspiel wie jedes andere.

Nach Ihrem Debüt in der Königsklasse durften Sie in der Bundesliga gleich zwei Spiele in Folge machen. Bei Ihrem zweiten und bislang letzten Bundesligaspiel verlor der BVB zu Hause mit 1:2 gegen Hertha BSC. Ihnen unterlief ein grober Fehler, den die Berliner zum zweiten Tor nutzten. Zur Pause wurden Sie ausgewechselt. Wie haben Sie das damals aufgenommen?

Sarr: Es war ein Wechselbad der Gefühle, an dem ich auch zu knabbern hatte. Ich habe damals nicht so darauf reagiert, wie ich es heute machen würde. Kurz vor der Halbzeit holte ich mir noch eine unnötige Gelbe Karte ab und war mit den Gedanken komplett fernab vom Spiel. Es war die richtige Entscheidung, mich zur Pause runter zu nehmen. Fehler passieren einfach, man darf nicht groß darüber nachdenken und muss die richtigen Lehren daraus ziehen.

Klopp nannte Sie ein "Jahrhunderttalent" mit einem "wahnsinnigen Potenzial". Wie bewerten Sie das heute rückblickend?

Sarr: Ich habe den Hype um mich gar nicht wahrgenommen. Meine Eltern und mein gesamtes Umfeld haben mich immer am Boden gehalten. Ich habe von diesen Aussagen zwar gehört und fand sie auch cool, aber habe mir nichts darauf eingebildet. Ich hatte ein Champions-League- und zwei Bundesligaspiele gemacht - da dachte ich nicht, ich hätte es schon geschafft. Es kann aber sein, dass ich danach unbewusst fünf Prozent weniger gegeben habe, die entscheidend dafür sind, ob man am Wochenende im Kader steht. Gerade später habe ich mir schon manchmal Gedanken gemacht, ob ich in der einen oder anderen Trainingseinheit nicht hätte mehr Gas geben können.

Wann haben Sie zuletzt von Klopp gehört?

Sarr: Das war noch zu Dortmunder Zeiten. Seitdem habe ich zu ihm und anderen der damaligen Profis keinen Kontakt mehr. Dafür habe ich immer noch einen guten Draht zu ein paar Jungs aus der zweiten Mannschaft.

Vor allem aufgrund von Verletzungen ist Ihnen der große Durchbruch bisher verwehrt geblieben. Aktuell spielen Sie für Carl Zeiss Jena in der 3. Liga. Wie denken Sie an die damalige Zeit zurück?

Sarr: Es schmerzt nicht, daran zu denken. Ich hatte die Chance und hätte sie ohne den Fehler gegen Hertha vielleicht noch besser nutzen können, so dass ich auf weitere Einsätze gekommen wäre. Natürlich hatte ich damals die Hoffnung, dass ich nach der Winterpause noch einmal spielen darf. Es wurde auch überlegt, mich in die 2. Liga zu verleihen, doch dann kamen die Verletzungen dazwischen.

Und zwar im Oktober 2014, Sie fielen ein halbes Jahr aus. Es war nicht Ihre erste, aber die bis dato schwerste Verletzung.

Sarr: Genau, ein Ermüdungsbruch im Schienbein, mit dem ich zuvor noch rund zwei Monate gespielt habe. Wie das passiert ist, ob mir mal jemand dagegengetreten hat, das weiß ich nicht. Ich hatte dann zwar bei Belastungen häufig eine Reaktion am Knochen, so dass das Schienbein dick geworden ist und ich nicht mehr richtig auftreten konnte. Ich dachte mir aber: Beiß' auf die Zähne.

Sie sind nicht sofort zum Arzt gegangen?

Sarr: Nein. In jungen Jahren sagt man sich wohl noch eher, dass man nicht wegen jeder Kleinigkeit zum Physiotherapeuten rennen möchte. Ich hatte die Hoffnung, dass es nicht schlimm ist. Es wurde aber von Mal zu Mal dicker. Ich habe es dann kommuniziert und nach dem MRT stand die Diagnose schnell fest. Das ist zu dem Zeitpunkt einfach sehr blöd gelaufen.

Wie hat die Zeit in der Reha auf Sie gewirkt, Sie waren ja von der Mannschaft quasi isoliert?

Sarr: Das hat sich enorm seltsam angefühlt. Solche sechs Monate gehen nicht spurlos an einem vorbei. Man sieht die Teamkollegen ständig beim Training oder am Wochenende beim Spiel und man selbst kann kein Stück mitwirken. Als drei Monate vorüber waren, dachte ich nur: Wow, ich habe gerade einmal die Hälfte geschafft. Es war letztlich aber auch eine lehrreiche Zeit, da ich meinen Körper besser kennengelernt habe und besser wusste, was es braucht, um ihn noch gezielter auf den Profifußball vorzubereiten.

Marian Sarr: Die Leistungsdaten seiner Karriere

VereinPflichtspieleToreAssistsSpielminuten
Bayer Leverkusen II (2012)1000828
Borussia Dortmund (2013-2016)300225
Borussia Dortmund II (2013-2016)37102774
VfL Wolfsburg II (2016-2018)38123089
VfR Aalen (2018-2019)15101114
FC Carl Zeiss Jena (seit 2019)600510
FC Carl Zeiss Jena II300252

Im Mai 2015 feierten Sie Ihr Comeback, doch nur vier Monate später folgte die nächste Hiobsbotschaft: Sie mussten sich einer Operation an der Hüfte unterziehen und fielen wieder bis Mai aus.

Sarr: Im ersten Moment war ich extrem niedergeschlagen. Wenn man mit 20 das zweite Mal in Folge weiß, dass man erneut sechs Monate raus ist und wieder von vorne durch dieselbe "Hölle" gehen muss - da gab es Tage, an denen wollte ich gar nicht zur Anlage fahren. Ich hatte wenig Antrieb bezüglich meiner Übungen im Kraftraum. Ich wollte doch nur Fußball spielen! Damals habe ich überlegt, wie das alles überhaupt weitergeht und ob ich nicht etwas anderes machen oder sehen sollte. Es war eine schwierigere Zeit als beim ersten Ausfall.

Wie meinen Sie das genau?

Sarr: Es hätte mit der Karriere schnell vorbei sein können, wenn der Eingriff zu spät erfolgt wäre. Die Ärzte meinten, dass ich von Geburt an eine Fehlstellung der Hüfte hätte. Der Hüftknochen hat nicht in die Hüftpfanne gepasst. Durch den Leistungssport hat sich das dann überhaupt erst bemerkbar gemacht. Ich weiß noch, dass meine Mutter ganz schön fertig war. Mir war trotz der bitteren Diagnose aber klar, dass ich nach der OP wieder auf dem Platz stehen werde.

Die Verletzungen hatten Sie zwischenzeitlich bis in die Regionalliga zurückgeworfen. War das für Sie als Fußballer schwierig zu akzeptieren, wenn man schon einmal ganz oben gespielt hat?

Sarr: Wenn man in der Bundesliga gespielt hat und plötzlich vor 200 Zuschauern auf einer Bezirkssportanlage aufläuft, muss man sich da erst einmal hineinarbeiten. Es fällt einem anfangs einfach schwerer. Ich habe das mit der Zeit aber besser angenommen, denn die Zeiten mit dem BVB sind eben vorbei. Die Realität sieht anders aus und in der muss ich leben. Ich weiß aber, was ich kann und habe nicht aus Zufall beim BVB gespielt. Ich bin überzeugt davon, dass mein Potential mit 24 Jahren immer noch nicht gänzlich ausgeschöpft ist.

Lag dies für Sie nur an Ihren Blessuren?

Sarr: Das wäre zu einfach. Natürlich habe ich meinen Anteil daran, habe mein Potential bisher zu wenig ausgeschöpft und zu wenig meine wahre Leistungsgrenze erreicht. Wenn ich das künftig schaffe, bin ich guter Dinge, dass ich meine Schritte wieder zurück nach oben gehen werde. Es liegt einzig und allein an mir. Ich habe weiterhin die feste Überzeugung, dass mein Zug noch nicht abgefahren ist.

Wieso fehlen denn die letzten Prozente in Ihren Augen?

Sarr: Es ist schwer, das in Worte zu fassen. Ich überlege oft, warum ich nicht konstant die 100 Prozent erreicht habe, suche den Hauptgrund jedoch ausschließlich bei mir. Ich muss schlichtweg verletzungsfrei bleiben, zu 100 Prozent fit sein und konstant auf einem hohen Niveau trainieren.

Apropos Niveau: Vielleicht wäre die Chance, die 100 Prozent zu erreichen, in einer höherklassigen Liga größer, weil Sie da permanent gefordert würden?

Sarr: Da gibt es vielleicht einen Zusammenhang. Wenn man im Training anders gefordert wird, verschiebt man die Leistungsgrenze automatisch nach oben. In Dortmund habe ich als 18-Jähriger drei, vier Monate gebraucht, um mich an das Tempo zu gewöhnen. Mit der Zeit bekam ich aber das Gefühl, dass ich dort auch wirklich mithalten kann. Letztlich muss man jedoch immer die 100 Prozent erreichen, unabhängig von der Spielklasse.

Nach Ihren beiden schweren Verletzungen wechselten Sie zur Saison 2016/17 zum VfL Wolfsburg, wo Sie für die Zweitvertretung in der Regionalliga Nord zum Einsatz kamen. Wieso ging es in Dortmund nicht mehr für Sie weiter?

Sarr: Das Vertrauen des Vereins war immer noch da. Die Zeit in der Reha hatte mich aber doch ziemlich geschlaucht. Ich brauchte einfach eine Luftveränderung und musste auch einmal raus aus der Komfortzone in meiner Heimat rund um Essen. Der BVB hat meinem Wunsch letztlich entsprochen.

Vom BVB in die 4. Liga nach Wolfsburg zu gehen, klingt nach einem ungewöhnlichen Schritt.

Sarr: Das war anders angedacht, nämlich mit dem Blick Richtung Profis unter Dieter Hecking. Ich sollte bei der ersten Mannschaft die Vorbereitung mitmachen, hatte aber nach den ersten Belastungen leichte muskuläre Probleme. Letztlich habe ich dann nur zweimal unter Dieter Hecking trainiert, ehe er entlassen wurde. Das war insofern schade für mich, da ich bei ihm das Gefühl hatte, dass für mich noch einmal eine Tür aufgehen kann. Es ist dann leider einiges nicht so gelaufen, wie ich mir das vorgestellt hatte. Am Ende bin ich ein bisschen in der zweiten Mannschaft steckengeblieben.

Für Wolfsburg II kamen Sie aber immerhin in 21 Partien zum Einsatz und blieben vor allem verletzungsfrei. Wie wichtig war diese Saison für Ihre Psyche?

Sarr: Sehr wichtig. Ich habe gesehen, dass es der Körper wieder mitgehen kann. Ich hoffte zwar, dass ich noch mehr Spiele mache, aber nach gefühlt zwei Jahren ohne Fußball war das in Ordnung. Vor allem war ich endlich verletzungsfrei.

Wie sieht es mittlerweile mit Schienbein und Hüfte aus, wie prophylaktisch müssen Sie da vorgehen?

Sarr: Vor jedem Training mache ich 15, 20 Minuten lang Übungen, um meine Hüfte mobil zu machen und schon leicht aufgewärmt den Platz zu betreten. Das ist immens wichtig für mich. Mit allen anderen Körperteilen habe ich gar keine Probleme mehr. (lacht)

Nach zwei Jahren in Wolfsburg ging es 2018 für eine Saison zum VfR Aalen in die 3. Liga. Dort stand am Ende jedoch der Abstieg. Hatten Sie die Wölfe aufgrund der besseren sportlichen Perspektive verlassen?

Sarr: Hauptgrund für den Wechsel war, dass mich Trainer Argirios Giannikis holen und ich nach den guten Gesprächen mit ihm auch zu ihm wollte. Zwei Jahre in der Regionalliga haben zudem gereicht, daher waren Aalen und die 3. Liga attraktiv für mich.

In Aalen schossen Sie im ersten Spiel gleich ein Tor, kamen insgesamt aber nur auf elf Startelfeinsätze.

Sarr: Anfangs hat es sehr gut für mich gepasst. Ich kam auf meine Einsätze, auch wenn die Ergebnisse leider hätten besser sein müssen. Als die Ergebnisse unter Argirios Giannikis ausblieben, lief es dann auch für mich nicht mehr zufriedenstellend. Am Ende sind der Verein und ich im Guten auseinandergegangen.

Das war auch deshalb möglich, weil Ihr Vertrag durch den Abstieg in die Regionalliga seine Gültigkeit verlor. In diesem Sommer gingen Sie zu Carl Zeiss Jena und blieben somit in Liga 3. Auch dort trafen Sie gleich im ersten Spiel und zwar innerhalb von 13 Minuten doppelt - allerdings ins eigene Tor. Wie sind Sie damit umgegangen?

Sarr: Ich dachte mir nur: Es kann nicht wahr sein, dass das jetzt echt passiert ist. Auch danach war es komisch, weil ich überhaupt nicht das Gefühl hatte, dass wir dieses Spiel gegen Ingolstadt hätten verlieren müssen. Und dann ist man mit zwei Eigentoren noch selbst der Depp - das war schon extrem bitter. Es ist einfach maximal unglücklich gelaufen für mich.

Dadurch wurden Sie der erste Spieler in der Geschichte der 3. Liga, dem zwei Eigentore in einem Spiel unterliefen.

Sarr: Das ist jetzt mit dem Abstand schon irgendwie amüsant. (lacht) Ich musste mir natürlich auch ein paar Sprüche gefallen lassen, aber keiner hat mich für die Niederlage verantwortlich gemacht. Ich würde gerne auf den Rekord verzichten, das ist ja klar.

Aktuell steht Jena mit sechs Punkten aus 15 Spielen abgeschlagen am Tabellenende - und Sie wurden Ende September 2019 zusammen mit zwei weiteren Spielern aus disziplinarischen Gründen in die Oberligamannschaft versetzt. Was ist geschehen?

Sarr: Ich habe die ersten fünf Spiele gemacht. Dann sagte Trainer Lukas Kwasniok zunächst, dass ich erst einmal raus sei und Einzeltraining hätte, um fit zu werden. Das war für mich schwer nachzuvollziehen, denn ich hatte ja unter ihm diese fünf Spiele gemacht. Wenn ich nicht fit gewesen wäre, hätte er mich ja gar nicht aufstellen dürfen. Deshalb war ich schon extrem enttäuscht, aber ich habe diese Maßnahme angenommen und wollte ihn eines Besseren belehren. Ich habe das Training durchgezogen und auch viele Zusatzeinheiten absolviert.

Wie kam es dann schließlich zur Versetzung in die U21, die auch Kilian Pagliuca und Ole Käuper traf?

Sarr: Nach einem Testspiel gegen Dynamo Dresden wurden wir zu dritt ins Büro zitiert. Es hieß, dass wir aus unterschiedlichen Gründen - bei mir war es die Fitness - auf einmal in die U21 versetzt werden. Das war sehr hart und hatte, ob gewollt oder nicht, zur Folge, dass wir plötzlich am Pranger standen und für die Öffentlichkeit die Sündenböcke waren.

Kwasniok wurde zwischenzeitlich entlassen. Neuer Trainer ist Rico Schmitt, den Sie schon aus Aalen kennen. Wie sieht die Situation seitdem für Sie aus?

Sarr: Wir haben alle eine neue Chance. Rico Schmitt hat uns wieder in die erste Mannschaft integriert und ich weiß aus Aalen, was er von einem verlangt. Es liegt nur an mir, ihm zu zeigen, dass er auf mich zählen kann.

SPOXimago images

Vor Jahren noch als Jahrhunderttalent bezeichnet worden, nun zwischenzeitlich bis in die Oberliga abgerutscht: Was macht es mit Ihnen, wenn Sie wie an manchen Stellen in den Medien als abgestürztes Talent bezeichnet werden?

Sarr: Das ist schon hart und tut weh, wenn man so etwas lesen muss. Man kommt ja auch nicht drum herum. In den sechs Jahren seit Dortmund ist enorm viel passiert. Das reicht bei anderen für eine ganze Karriere. Ich habe viel mitgemacht, aber es haut mich nicht um. Natürlich war die Oberliga absolut nicht mein Anspruch. Durch diese Phase musste ich jetzt leider gehen. Ich möchte es aber allen Leuten, die mich abgeschrieben haben, noch einmal zeigen.

Wie sieht es in Ihnen drin aus, fühlen Sie sich selbst abgestürzt?

Sarr: Es ist mein Werdegang, da kann ich mich nicht gegen wehren. Ich habe mittlerweile viele Facetten dieses Geschäfts kennengelernt und weiß, dass es auch schnell wieder in die andere Richtung gehen kann. Ich stand ja schon auf beiden Seiten. Mir ist klar, dass ich an dieser Entwicklung einen größeren Anteil habe und Konstanz brauche. Ich bin aber zum Glück noch nicht 28 oder 30. Das Wichtigste ist jetzt, dass ich mich nicht hängen lasse, den Kopf oben behalte und die richtigen Schlüsse aus meinen Erfahrungen ziehe.