Magdeburg-Coach Wollitz: "Vereine bewusst in Insolvenzen führen zu wollen, ist nicht nachvollziehbar"

Von Max Schrader
Claus-Dieter "Pele" Wollitz trainiert seit Anfang des Jahres den 1. FC Magdeburg.
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Die Diskussionen um Geisterspiele sorgen zwischen den Klubs der 3. Liga für Ärger. Bei SPOX und Goal erklärt Claus-Dieter "Pele" Wollitz, Cheftrainer des 1. FC Magdeburg, warum sein Verein für einen Abbruch der Saison ist und weshalb eine zweigleisige 3. Liga für ihn keine Option ist.

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Acht Drittligisten, darunter das von Wollitz trainierte Magdeburg, haben den Abbruch der wegen der Coronakrise aktuell pausierenden Saison in der 3. Liga gefordert. "Die Beendigung der Saison mit Geisterspielen würde viele Vereine in finanzielle Schieflage und einige direkt in die Insolvenz führen", heißt es in einem gemeinsamen Positionspapier.

Damit stellen sich der Hallesche FC, Waldhof Mannheim, der 1. FC Magdeburg, Preußen Münster, der Chemnitzer FC, die SG Sonnenhof Großaspach, der FSV Zwickau und Carl Zeiss Jena gemeinsam gegen die Pläne der fünf bayerischen Drittligisten SpVgg Unterhaching, TSV 1860 München, FC Bayern München II, FC Ingolstadt und Würzburger Kickers, die sich klar für Geisterspiele ausgesprochen haben.

Claus-Dieter Wollitz über ...

... die Uneinigkeit der Drittligisten: "Leider hat es in der 3. Liga noch nie eine große Einigkeit gegeben. Ich hätte gedacht, dass es in so einer kritischen Phase ein hohes Maß an Solidarität gibt, vor allem mit Blick auf das Sportliche. Wenn zum Beispiel in Bayern harte Beschränkungen erlassen werden, weiß ich nicht, ob es verantwortungsbewusst ist, dann auf den Trainingsplatz zu gehen. Viele Vereine müssten bei Geisterspielen eventuell Insolvenz anmelden. Daher kann ich es nicht nachvollziehen, Vereine bewusst in Insolvenzen führen zu wollen."

... Geisterspiele: "Viele Aspekte geraten meiner Meinung nach ins Vergessen. Wie wird die Hygiene im und um das Stadion gewährleistet? Wie viele Spieler dürfen überhaupt im Bus sitzen? Warum sollen wir Zweikämpfe führen, wenn die Bürger Abstand halten müssen? Keiner weiß bis jetzt, wie das umsetzbar sein soll. Wir haben doch eine Vorbildfunktion!"

... Emotionen in einem Geisterspiel: "Meine Worte kann ruhig jeder hören, davor habe ich keine Angst. (lacht) Emotionen gehören zum Sport und die gebe ich ja gelegentlich kund."

... die Bedeutung des Geldes in der Corona-Phase: "Geld ist zwar ein wichtiges Instrument, aber darf nie die Überhand gewinnen. Solidarität und Gesundheit sind zurzeit wesentlich wichtiger als Geld, welches im Fußball eine wesentliche Rolle einnimmt. Viele vergessen, was das wichtigste am Fußball ist: die Fans!"

... den Spielbetrieb, sollte die Saison nicht abgebrochen werden: "Dafür müsste unter anderem geklärt werden, wie trainiert werden darf. Wir können ja schlecht unter der Woche nur in Kleingruppen trainieren und am Wochenende sollen wir plötzlich wieder mit elf gegen elf spielen. Es gibt viele Fragen, die gemeinsam beantwortet werden müssen."

... den Vergleich zwischen der Coronapause und einer Sommerpause: "Da es für die Vereine und die Spieler um Existenzen geht, ist es eine völlig andere Situation! Viele wissen nicht, ob die Verträge verlängert werden. Die Vereine müssen Kurzarbeit anmelden. Das ist eine extreme Belastung. Dennoch sollte sich der Fußball nicht über allgemeine Sachen stellen."

... seinen Alltag: "Mein Tag ist sehr vom Telefonieren geprägt. Mit meinem Trainerstab, dem Manager und den Spielern rede ich viel. Wenn es der Tag zulässt, arbeite ich im Garten und gehe laufen. Ansonsten gucke ich viele Videos an, wie das damals auf dem Fußballplatz war. Außerdem warte ich, wie alle anderen auch, wann es weitergeht."

... die taktische Trainingssteuerung: "Während einer Sommerpause würde ich auch keinen Spieler anrufen und mit ihm Taktik machen. Mir geht es zurzeit viel mehr um die persönliche Ebene. Wie geht es dem Spieler? Wie geht es seinem Umfeld? In solch einer Phase ist die Begleitung des Spielers viel wichtiger als Taktik und Fitness."

... seinen Vorschlag aus dem letzten SPOX-Interview, die 3. Liga aufzustocken: "Aktueller denn je, würde ich sagen. (lacht) Das System in Deutschland wäre dafür ausgelegt, fünf Absteiger und fünf Aufsteiger in der 3. Liga zu haben. In solchen Modellen gäbe es aber Faktoren wie Einnahmen und Ausgaben zu betrachten und berücksichtigen. Dies ist Aufgabe der Verantwortlichen bzw. Vereinsführungen gemeinsam mit dem Verband."

... eine mögliche zweigleisige 3. Liga: "Ich glaube, dadurch würde zu viel sportliche Qualität verlorengehen. Der Unterbau der 1. und 2. Liga muss qualitativ hochwertig sein. Mit 40 oder mehr Mannschaften wäre das nicht gegeben. Die 3. Liga hat sich dahingehend etabliert bzw. gefestigt und erst vor wenigen Wochen haben sich alle Drittligisten gemeinsam klar für die eingleisige 3. Liga ausgesprochen."

... eine mögliche Hilfe des DFB und/oder der DFL: "Der DFB ist ja eigentlich ein eingetragener, gemeinnütziger Verein. Wie der DFB in dieser Krise konkret helfen kann, müssen die Vereinsführungen in den kommenden Sitzungen vertiefend klären."

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