Für Zwolle kamen Sie in der Eredivisie auf 28 Pflichtspiele, zwei Tore und drei Vorlagen. In der Startelf standen Sie aber nur 15 Mal. Waren Sie mit dem Jahr zufrieden?
Pherai: Ich hätte gerne viel mehr gespielt, habe aber trotzdem sehr wertvolle Erfahrungen gesammelt. Das alles hätte ich in Dortmund vielleicht nicht erlebt. Ich saß erstmals in meiner Karriere einige Male auf der Bank, es lief sportlich nicht nur rund, der Trainer wurde gewechselt - das mitzumachen hat mir insgesamt geholfen, da vieles einfach anders war als ich es zuvor kannte.
Können Sie das konkretisieren?
Pherai: Die Mannschaft war eigentlich gut genug für einen sicheren Mittelfeldplatz, doch wir hatten mehrere Spiele dabei, die ich so noch nicht erlebt habe und die so wohl nur im Profifußball passieren. Wir hatten nämlich oft viel Ballbesitz und waren ganz gut im Spiel, haben aber die Tore nicht gemacht. Und dann gingen die Gegner nach einer simplen Standardsituation in Führung und wir haben verloren. Das war teilweise schwer erklärbar. Irgendwann gerieten wir auch in eine Negativspirale, an deren Ende der Trainer nach einer Pleite gegen den Tabellenletzten entlassen wurde.
Wie sah während der Leihe Ihr Draht nach Dortmund aus?
Pherai: Als ich mein erstes Tor schoss, haben mir Otto Addo, Gio Reyna und Erling Haaland geschrieben. Danach gab es aber kaum noch direkten Austausch, das meiste lief über meinen Berater.
Der ja auch Haaland berät. Er ist nur neun Monate älter als Sie, aber auf dem Weg, zu einem der besten Spieler der Welt zu werden. Wie schauen Sie auf jemanden wie ihn?
Pherai: Wegen Mino kenne ich Erling schon eine Weile und weiß noch, dass ich anfangs dachte: Der hat gar nicht viel mehr Talent als ich. (lacht) Mir wurde aber schnell klar, dass ich im Vergleich mit ihm mit 19 quasi noch ein Kind war. Erling dagegen war im Kopf schon gefühlte 30.
Wie meinen Sie das?
Pherai: Wenn man sieht, wie er lebt und präzise alles auf den Fußball ausrichtet, ist er in allen Bereichen schon ein richtiger Profi. Er macht Dinge, die ich gar nicht kannte oder von denen ich nicht wusste, dass sie etwas bringen würden. Er setzt ja zum Beispiel jeden Tag eine Stunde vor dem Schlafengehen eine Spezialbrille auf, die das Blaulicht vom Handy oder Fernseher herausfiltert, um den Schlaf zu verbessern. Als ich das erfuhr, habe ich mir die Brille auch sofort bestellt.
Ab wann stand denn fest, dass es nach dem Jahr in Zwolle für Sie wieder zurück nach Dortmund geht?
Pherai: Leider zog es sich etwas hin, bis ich endgültig Klarheit hatte. Es gab in der Niederlande und in Belgien ein paar Optionen für eine erneute Leihe, doch mir war lange nicht klar, wie es beim BVB konkret für mich weitergehen würde. Ich ging eigentlich davon aus, dass ich wieder bei den Profis mittrainiere. Ich sollte mich dann aber zum Trainingsstart bei der U23 melden. Nachdem ich dort einen Monat lang dabei war, hatte ich ein Gespräch mit Sebastian Kehl. Er meinte, dass das Jahr in Zwolle gut für mich war und sie nun meine Entwicklung in der U23 beobachten werden. In der Winterpause setzen wir uns dann erneut zusammen und besprechen meine Zukunft.
Bei der zweiten Mannschaft in der 3. Liga läuft es gut für das Team und Sie. Sie standen in 13 der 15 Saisonspiele in der Startelf. Was erwarten Sie von sich in dieser Saison?
Pherai: Ich glaube, dass ich auch in der 3. Liga einen Schritt nach vorne komme. Dafür muss ich in allen Punkten besser werden, vor allem mit meinem linken Fuß und bei einer konstant hohen Passgenauigkeit. Gelingt mir das, kann es auch schnell gehen. Ich will so hoch wie möglich spielen. Ob ich das langfristig in Dortmund kann, ist die Frage. An mir soll es nicht liegen, aber es müssen beide Seiten davon überzeugt sein.
Welchen Eindruck macht Trainer Enrico Maaßen auf Sie?
Pherai: Er ist ein guter Mensch und ein toller Typ. Wir haben gleich in unserer ersten gemeinsamen Woche miteinander gesprochen. Er hat auch nicht unbedingt damit gerechnet, dass ich zu seinem Kader gehören werde. Er meinte, dass ich für ihn das Potential habe, in der Bundesliga zu spielen.
Wie groß ist denn derzeit Ihre Hoffnung, dass Sie eines Tages das Bundesligadebüt im Trikot der Borussia erleben werden?
Pherai: Den Traum habe ich nicht aufgegeben - ich möchte mein erstes Bundesligaspiel für den BVB machen. Dafür bin ich vor vier Jahren hierher gekommen. Ich glaube auch weiter daran, dass ich das nötige Niveau erreichen kann.
Was stellen Sie sich mit Blick auf Ihren auslaufenden Vertrag vor - noch ein weiteres Jahr in Dortmund in der 3. Liga oder wieder ein Leihgeschäft?
Pherai: Eine erneute Leihe ist für mich schon vorstellbar. Ich weiß, dass es bereits konkretes Interesse von Klubs aus Deutschlands 1. und 2. Liga an mir gibt. Wenn es möglich ist, dort regelmäßig zu spielen und zuvor beim BVB einen Profivertrag zu unterschreiben, wäre das eine gute Option. Mir ist vor allem wichtig, dass ich genau weiß, was von mir erwartet wird, um eine Zukunft in Dortmund haben zu können.