Karagounis spielte auf die Politik der Bundesregierung in der Euro-Krise an, die für reichlich Zündstoff sorgt. Klar ist: Die stolzen Europameister von 2004 werden alles dafür tun, um ihre Würde auf dem Fußballplatz zu behalten.
Teile des Drehbuchs sind schon geschrieben. Bundeskanzlerin Angela Merkel, die in vielen griechischen Zeitungen in bösen Karikaturen verunglimpft wurde, und Griechenlands neuer Ministerpräsident Antonis Samaras werden sich frostig die Hand schütteln.
Von den etwa 4.000 griechischen Fans im Danziger Stadion wird bei der deutschen Nationalhymne ein gellendes Pfeifkonzert erwartet. Und dann? Geht es nach den Hellenen, soll das Ende eine böse Überraschung für die Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw bereithalten.
"Den Menschen in der Heimat Freude bereiten"
Kernige Worte haben die Griechen im Vorfeld genug losgelassen. "Wir sind nicht die Besten der Welt, aber wer gegen uns spielt, muss Blut spucken, um uns zu bezwingen", sagte Trainer Fernando Santos für ihn ungewohnt martialisch.
Die Aussagen der Spieler sind weitgehend deckungsgleich. "Die Deutschen müssen uns in die Augen schauen. Wir haben keine Angst", lautet der Tenor. Und, in einem zweiten Tonfall: "Wir wollen den Menschen in der Heimat Freude bereiten."
Ein Großteil der Arbeit wird auf das Bundesliga-Abwehrduo Kyriakos Papadopoulos und Sokratis zukommen. Otto Rehhagel, der die Griechen 2004 zum EM-Triumph führte, hat dem Schalker und dem Bremer in der Innenverteidigung "internationale Klasse" bescheinigt.
Ob das reicht? Dass Karagounis wegen seiner zweiten Gelben Karte im letzten Vorrundenspiel beim 1:0 gegen Russland gesperrt ist, macht die Sache nicht einfacher. Für Karagounis wird wohl Grigoris Makos in die Startelf rücken.
Griechen berufen den "Geist von 2004"
Neben Papadopoulos und Sokratis verfügen auch Stürmer-Schlitzohr Theofanis Gekas, Georgios Tzavellas, Konstantinos Fortounis und Nikos Liberopoulos über Bundesliga-Erfahrung. "Das könnte ein Vorteil sein", sagte Papadopoulos. Bislang haben die Griechen in acht Spielen gegen die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes allerdings noch nicht einmal gewonnen.
Die Mannschaft gibt sich trotz dieser deprimierenden Statistik selbstbewusst. "Der Geist ist der gleiche wie 2004. Wir sprühen vor Leidenschaft", sagte Mittelfeldspieler Konstantinos Katsouranis, der am Donnerstag seinen 33. Geburtstag feierte.
Katsouranis weiß, wovon er spricht. Er war schon Mitglied jener Mannschaft, die vor acht Jahren Europameister wurde. Nun will er mithelfen, für die nächste Sensation zu sorgen. Die Medien glauben offenbar an ein erneutes sportliches Wunder. Die Zeitung "Sportday" titelte mit Blick auf die Deutschen: "Sie haben Angst vor uns."
Neuer von Griechenlands Einsatz beeindruckt
Manuel Neuer zeigt sich vor dem EM-Viertelfinale gegen die Griechen vor allem von deren bedingungslosen Einsatz beeindruckt. "Ich muss schon sagen, dass mich besonders ihre Leidenschaft beeindruckt. Sie gehen extrem aggressiv in die Zweikämpfe. Sie sind aber nicht nur bei Kontern und langen Bällen gefährlich. Auch ihre Standards wirken gut einstudiert, da müssen wir aufpassen", sagte der 26-Jährige in einem Interview des "Hamburger Abendblatts".
Neuer gibt sich zuversichtlich, sagte jedoch, dass er auf ein Elfmeterschießen vorbereitet sei. "Natürlich gehe ich davon aus, dass wir das Spiel in 90 Minuten gewinnen. Aber davon sind die Russen in ihrem letzten Gruppenspiel auch ausgegangen. Für den Fall der Fälle muss ich mich also auch auf ein Elfmeterschießen vorbereiten", sagte die Nummer eins von Bayern München. Im Champions-League-Finale gegen den FC Chelsea hatte Neuer für die Bayern einen Elfmeter pariert und einen verwandelt.
Georgios Karagounis im Steckbrief