EM

Cassano und Balotelli in der Kritik

SID
Antonio Cassano (l.) und Mario Balotelli sind nicht unumstritten - aus unterschiedlichen Gründen
© Getty

Die Italiener lassen derzeit wirklich keine Gelegenheit aus. Nicht so sehr auf dem Platz, aber daneben. Vor dem Spiel am Donnerstag in Posen gegen Kroatien (17.45 Uhr im LIVE-TICKER) sorgte nun Stürmer Antonio Cassano mit Aussagen über mögliche homosexuelle Mitspieler in Italiens Team für Wirbel.

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Der Stürmer, der sich einst rühmte, 700 Frauen beglückt zu haben, hatte auf die Frage eines Journalisten zu Gerüchten über homosexuelle Spieler im italienischen Team geantwortet: "Ich hoffe nicht." Anschließend bat er den Dolmetscher sofort, diese Antwort nicht ins Englische zu übersetzen. Der italienische TV-Moderator Alessandro Cecchi Paone hatte zuvor behauptet, dass zwei Homosexuelle und ein Bisexueller in der Nationalmannschaft stünden.

Die Empörung in Italien über die Aussage von Cassano war am Mittwoch groß. "Cassanos Sturm. Worte, die den Verband in Verlegenheit bringen", titelte die italienische Zeitung "Gazzetta dello Sport". Und "La Repubblica" schrieb: "Traurige Show von Cassano! Zum kompletten Bild der Tristesse fehlten nur noch Witze über Seife und Dusche."

Balotelli in der Kritik

Bei den Italienern hat man allerdings bislang nicht den Eindruck, als würden die Nebenschauplätze irgendeinen Einfluss auf die sportliche Leistung haben. Die Manipulationsskandale vor der WM 2006 und auch vor dieser Europameisterschaft - nimmt man das Spiel gegen Spanien als Maßstab - jedenfalls lassen diesen Schluss zu.

Als "Schlüsselspiel", bezeichnete Trainer Cesare Prandelli die kommende Partie gegen die Kroaten. Sportlich im Mittelpunkt steht wieder einmal Mario Balotelli - allerdings unter geänderten Vorzeichen. Hatte man vor Turnierbeginn noch darüber spekuliert, ob der 21 Jahre alte Angreifer den Durchbruch zum Weltstar schafft, so ist vor dem zweiten Spiel nicht einmal sicher, ob er überhaupt in der Anfangsformation steht.

Di Natale ein Kandidat für Startformation

Auslöser war die vergeigte Riesenchance im Spanien-Spiel, als Balotelli allein vor Torhüter Iker Casillas auftauchte und sich den Ball doch noch abluchsen ließ. "Mario muss sich in den Dienst der Mannschaft stellen", hatte Prandelli vor der Partie mehrfach gesagt und es danach nochmals wiederholt.

In Verbindung mit der Feststellung, "er hätte in der Situation auf Cassano spielen müssen", ist das von einem Trainer, der sich stets schützend vor seine Spieler stellt, ein Rüffel.

Gut möglich also, dass Antonio Di Natale in die Startformation gegen Kroatien rückt. Der 34-Jährige war für Balotelli gekommen und hatte mit seiner ersten Chance das 1:0 für die Squadra Azzurra erzielt. Prandelli hält sich bislang bedeckt.

Cassano: "Hauptsache ich spiele"

Cassano nimmt das Theater um seinen Nebenmann dagegen gelassen bis arrogant: "Ob ich mit Balotelli oder Di Natale auflaufe, ist mir egal. Hauptsache, ich spiele." Geglänzt hat allerdings auch Cassano nicht gegen die Spanier.

Gegner Kroatien geht mit viel Zuversicht in die Begegnung - zumal das Land seit seiner Unabhängigkeit von Jugoslawien im Jahr 1991 noch nicht einmal gegen die Italiener verloren hat.

Kroatien gegen Italien noch ungeschlagen

"Ich schere mich eigentlich nicht um solche Statistiken. Aber irgendwie ist es doch schön zu wissen, dass wir noch nicht gegen Italien verloren haben", sagt Nationaltrainer Slaven Bilic, der nach der Europameisterschaft Lokomotive Moskau betreuen wird.

Der Respekt vor den Italienern ist aber groß. "Ihr Spiel ist unberechenbar. Sie beherrschen das Kurzpassspiel genauso wie Konter. Für mich sind sie einer der größten Turnierfavoriten", sagt Bilic.

Der frühere Bundesligaspieler hat im Gegensatz zu Gegner Italien im Angriff die geringsten Probleme. Mario Mandzukic und Nikica Jelavic harmonierten glänzend beim 3:1-Sieg gegen Irland und dürften auch gegen Italien in der Startformation stehen.

Die Gruppe C im Überblick

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