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Frankreich findet Selbstbewusstsein wieder

SID
Laurent Blanc hat gut lachen: Frankreich steht vor dem Einzug ins Viertelfinale
© Getty

Die Erleichterung war allgegenwärtig. Franck Ribery krakeelte zum Abschied ein fröhliches "Schönen Abend noch allerseits!" durch den Presseraum, Karim Benzema lächelte sein verschmitztestes Lächeln, während von seiner Stirn der Siegerschweiß perlte. Und Laurent Blanc sprach lässig am äußersten Zipfel der Mixed Zone den französischen Radiovertretern seine Statements zum 2:0-Sieg seiner Elf gegen die Ukraine in die Mikrofone.

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Am linken Oberarm schimmerte ein Tattoo durch den weißen Hemdstoff. Eine kleine Erinnerung daran, dass die Zeiten, in denen der 46-Jährige sich noch selbst schlammverschmiert durch Spiele wie dieses geschlagen hatte, nicht allzu lange her sind.

"Wir haben praktisch das ganze Spiel dominiert", sagte der ehemalige Abwehrchef, der mittlerweile zu solchen Anlässen Anzughose trägt. "Wir haben bestimmt gespielt, wir waren aggressiv. Wir haben uns diesen Sieg verdient." Kurzum: Laurent Blanc war ehrlich stolz darauf, dass ihn seine Jungs nicht im Stich gelassen hatten, dass sie ihn nicht hatten stecken lassen in diesem Sumpf von Donezk.

Es war ja nicht irgendein Sieg, den die französischen Spieler, meistenteils übrigens weitaus großflächiger tätowiert als ihr Boss, da eingefahren hatten. Es war ein Sieg gegen 50.000 frenetische Ukrainer, denen allein jeder Ballkontakt von Andrej Schewtschenko die Ekstase in die Glieder trieb. Es war ein Sieg gegen die Zweifel aus dem England-Spiel. Gegen die widrigen Umstände. Und es war der erste Turniersieg einer französischen Equipe seit dem WM-Halbfinale 2006.

"Sechs Jahre sind eine lange Zeit", sinnierte Blanc. "Ich hoffe, es dauert nicht wieder sechs Jahre, weil ich dann nicht mehr hier sitzen werde. Vorher haben sie mich längst gefeuert." Und dann lachte Laurent Blanc.

Fast einstündige Zwangspause

Dass er diese kleinen Witzchen reißen konnte, hatte er seinem Team zu verdanken, das anders als beim Auftakt-Remis gegen England keine Zeit verschwendete und vor allem über die linke Seite des überaus eifrigen Ribery Druck machte - von Beginn an. Der erfolgte wegen eines bedrohlichen Gewitters mit Starkregen erst mit knapp einstündiger Verspätung - eine gut vierminütige Ouvertüre ausgenommen.

Ab acht Uhr Ortszeit aber glitschten die französischen Angriffe nur so in Richtung des ukrainischen Tores. Das Unwetter, das bereits die Marseillaise mit tosendem Donnerschlag zerrissen hatte, verängstigte die Blauen nicht, sondern schien sie im Gegenteil zu beflügeln.

"Das kältere Wetter hat es uns erlaubt, ein höheres Tempo zu gehen", sagte Kapitän Hugo Lloris: "Den Ball schnell laufen zu lassen, das können wir ja am besten." Und Samir Nasri sagte, das erste Spiel sei viel schwerer gewesen: "Weil wir viele junge Spieler dabei haben. Und weil es gegen England war."

Der Gruppensieg ist das Ziel

Gegen die Ukraine war dann alles anders. Ziemlich gut zu den unerwartet nassen Umständen passte, dass nicht die großen Namen, sondern No-Names den Sieg sicherten.

Nicht Ribery oder Nasri, sondern der für Florent Malouda ins Team gerückte Rechtsaußen Jeremy Menez und der sehr dynamische Yohan Cabaye trafen ins Tor und stellten dabei die Trägheit der ukrainischen Defensive bloß.

Frankreich hat sein Selbstbewusstsein durch den Sieg gegen die Naturgewalt und die Euphorie der Massen endgültig wiedererlangt. Stellvertretend dafür die Ansage von Alou Diarra: "Wir wollen Erster in der Gruppe werden. Beim letzten Spiel werden wir viel weniger Druck haben."

Da geht es gegen die bereits ausgeschiedenen Schweden. "Das ändert für uns gar nichts", sagte Blanc am Tag darauf, er werde sein Team genauso akribisch einstellen wie auf das Ukraine-Spiel. Schließlich sollen dem lange ersehnten Erfolg jetzt noch ein paar weitere folgen.

Ukraine - Frankreich: Daten zum Spiel