EM

Zu viel Laissez-faire

Schon mehrfach kam es in und außerhalb der EM-Stadien zu Ausschreitungen
© getty
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Kontrolle rund um die Stadien

Was die Berichterstattung zum Thema Sicherheit von Beginn an dominierte, war das Augenmerk auf die Einlasskontrollen an den Stadien.

Journalisten werden grundsätzlich sehr genau gefilzt. Taschen werden gescannt, Computer müssen ausgepackt werden. Es ist wie bei einer Sicherheitsschleuse am Flughafen. Gerade bei den Fans scheint gelegentlich aber mal ein Auge zugedrückt zu werden.

"Am Eingang dauerte die Durchsuchung wenige Sekunden. Ein Abtasten der Hosentaschen, einmal Mütze ab, das war es. Jede Kontrolle in einem Stadion der 2. oder 3. Liga ist intensiver", beschreibt Keßel seine Erfahrungen bei der EM. Fischer bekräftigt den Eindruck: "Die Sicherheitskontrollen im Disneyland waren stärker als alles vor den Stadien."

So ist auch zu erklären, wie es wiederholt zum Abbrennen von Pyrotechnik innerhalb der Arenen kommen konnte. Bei einer EM, die das Prädikat 'sicherste aller Zeiten' erhielt, darf das nicht vorkommen. Auch dauerte es zuweilen lange, bis nach Zünden der bengalischen Feuer eingeschritten wurde.

"Hätten alles reinschmuggeln können"

"Wir waren zeitlich relativ knapp am Stadion, wie viele Iren und andere Fans auch. Vor den ersten beiden Kontrollpunkten waren dermaßen viele Fans, dass alle einfach durchgelassen wurden. Und beim Abtasten, welches vielleicht eine Sekunde gedauert hat, wurde auch 'übersehen', dass mein Kollege seine 1,5-Liter-Wasserflaschen dabei hatte", beschreibt Fischer: "Theoretisch hätten wir alles ins Stadion schmuggeln können, wenn wir gewollt hätten."

Auch Selcuk Ören empfand die Kontrollen vor dem Stadion als "sehr, sehr oberflächlich." Jedoch machte er auch eine andere Erfahrung, als er bereits im Stadionbereich war: "Kurz bevor wir an unserem Block ankamen, ließen uns plötzlich drei oder vier dieser stark gerüsteten 'Superpolizisten' nicht durch. Wir wurden intensiv kontrolliert. Hier wurde tatsächlich nichts ausgelassen. Von uns allen Vieren wurde auch der Intimbereich abgetastet. Einer unserer Kollegen wurde sogar doppelt kontrolliert. Aufgrund dieser Kontrollen haben wir uns gefragt, wie die ganzen Feuerwerkskörper doch ins Stadion gelangt sind."

Eine Erklärung für die Untersuchung hat er nicht wirklich: "Uns kam es so vor, als ob sie sich einfach immer nur ein paar Leute herausgesucht hätten. Unsere Gruppe war nicht einmal besonders jung. Wir sind 29, 35, 39 und 40 Jahre alt." Das sei aber die einzige solche Erfahrung gewesen: "Die Erzählungen, dass man dreimal kontrolliert wird, bis man im Stadion ist, sind reine Ammenmärchen. Besonders sicher habe ich mich ehrlich gesagt zu keiner Zeit gefühlt. Das Positive jedoch ist, dass ich mich auch zu keiner Zeit besonders bedroht gefühlt habe", so Ören.

Gründlichkeit leidet

Die Beschreibungen können natürlich nicht auf jeden Mitarbeiter der EM abgewälzt werden. Insgesamt ist aber nicht zu übersehen, dass die Gründlichkeit der Kontrollen angesichts des Massenandrangs leidet.

Das gilt übrigens auch für den Schwarzmarkt. Der blüht vor den Stadien, wo Tickets selten zum Einkaufspreis verhökert werden. Auf Nachfrage gaben Fans an, bereit zu sein, bis zu 500 Euro für eine Karte zu zahlen. Polizisten und Ordner stehen daneben, verfolgen den Kartenverkauf und lassen die Dealer gewähren. Eher scherzt man noch darüber, dass man selbst gerne im Stadion säße anstatt zu arbeiten.

Fazit: Wer bei einem der jüngsten Testspiele der deutschen Nationalmannschaft im Stadion war und die dort sehr genauen, teilweise fast schon ausdauernden Kontrollen über sich ergehen lassen musste, der ist in Frankreich erstaunt darüber, wie schnell man an den Arenen Zutritt erhält. Das beschleunigt zwar den Ablauf beim Stadieneintritt, ist aber auch ein deutliches Anzeichen von Sicherheitslücken bei dieser EM. Man handelt an vielen Stellen nach dem Prinzip: Kontrolle ist gut, Vertrauen ist besser.

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