EM

England: Furcht vor eigenen Fans

SID
Englische "Fans" warfen mit Flaschen und Stühlen
© getty

Benehmt euch! Bei England geht die Angst vor dem EM-Aus oder dem EM-Ausschluss um. Und dann nervt auch noch Wales mit Superstar Gareth Bale.

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Die Daily Mail fasste die ganze Malaise treffend zusammen. "Wir hauen euch raus!", titelte das Blatt am Montag, und spielte damit auf die Drohung der UEFA an, die englische Nationalmannschaft aus der EM auszuschließen. Dazu stellte die Zeitung ein Bild von Wales-Star Gareth Bale mit der Unterzeile: "...sofern dieser Mann das nicht vorher erledigt."

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Die EURO in Frankreich hat noch gar nicht so richtig Fahrt aufgenommen, da fürchten die Three Lions schon das vorzeitige Aus. Wegen der eigenen, unbelehrbaren "Fans", die jedoch jegliche Verantwortung für "Marseille" zurückwiesen. Oder wegen "Bales", den aufmüpfigen kleinen Bruder aus dem Westen um den teuersten Kicker der Welt, der England am Donnerstag (15.00 Uhr im LIVETICKER) in Lens ein Bein stellen will.

"Benehmt euch, oder wir fliegen raus", titelte der Mirror zu einem Foto, das englische Krawallmacher in Marseille zeigt. Wie ernst die "Three Lions" die UEFA-Drohung nehmen, wurde am Montagmittag deutlich. Trainer Roy Hodgson und Kapitän Wayne Rooney appellierten in einer Videobotschaft an die Fans, im Vorfeld des Bruderduells mit Wales Vernunft walten zu lassen. Hodgson meinte mit fester Stimme, er sei "beunruhigt", Rooney betonte nachdenklich: "Passt auf euch auf und haltet euch zurück!"

Frauen und Kinder "wie Tiere" behandelt

In den Köpfen der Spieler überlagerten die schrecklichen Gewaltszenen die Enttäuschung nach dem 1:1 gegen Russland klar. Zumal manche ihrer "WAGS", also Frauen und Freundinnen, unmittelbar betroffen waren.

Rebekah Vardy, Ehefrau von Stürmer Jamie Vardy, berichtete im Guardian, sie habe um ihr Leben gefürchtet, als die Polizei mit Tränengas gegen englische Fans vorging. Sie beschrieb Jagdszenen: schreiende Frauen hier, flüchtende Kinder da. "Wie Tiere" seien sie und andere friedliche Anhänger behandelt worden, ergänzte sie - und stützte damit die Darstellung der Fan-Vereinigung.

Stürmer Vardy verbot seiner Frau, gegen Wales wiederzukommen, doch sie will trotzdem dabei sein. Schließlich geht es um viel. Bei einer Pleite im Stade Bollaert-Delelis könnte es fast schon vorbei sein. Angesichts der schwierigen Gemengelage gab Hodgson den Stars kurzfristig einen Tag frei, rund um das noble Teamquartier im idyllischen Chantilly vor den Toren von Paris herrschte am Montag die erhoffte Ruhe.

"Er ist ein stolzer Waliser"

In der noblen Auberge du Jeu de Paume war Hodgson bemüht, den Fokus wieder auf Fußball zu lenken. Doch das gelang angesichts der Provokationen von Bale nur bedingt. Seine Waliser hätten "sehr viel mehr" Stolz und Leidenschaft als die "Three Lions", hatte der Profi von Champions-League-Sieger Real Madrid über den "Feind" gesagt. Und überhaupt, diese Engländer! "Sie plustern sich auf, bevor sie irgendwas gerissen haben." Bale mag eine englische Großmutter haben, aber "ich würde niemals für England spielen, auch wenn das bedeuten würde, dass ich mich nie für ein großes Turnier qualifiziere".

Hodgson nannte diese Aussagen "respektlos. Wir wissen, wer wir sind, was wir sind." Nämlich anständige Patrioten. Das hätten Rooney und die anderen zum Auftakt gezeigt. Entsprechend allergisch reagierte auch der Kapitän auf Bale. "Er ist ein stolzer Waliser, und das soll er auch sein", sagte Rooney, "aber wir sind Engländer und stolz darauf - sonst wären wir nicht hier." Bale liegt wohl richtig, wenn er ein "lebhaftes Derby" erwartet.

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