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Irish Fans on Fire: Nachdem fantechnisch diverse Arschgeigen, vor allem aus England, Russland und auch Deutschland die Schlagzeilen der ersten Tage der EM bestimmten (siehe auch: Hoolensöhne), schwangen sich im Lauf des Turniers die irischen Fans zum positiven Gegenpol auf. Die Gäste von der grünen Insel erhielten gar die Ehrenmedaille von Paris. Nach dem Schlaflied für ein Baby in der U-Bahn, einem Massenständchen für eine hübsche Französin, der Hilfe beim Reifenwechsel für ein Rentnerpaar oder dem Ausbeulen eines aus Versehen zerdellten Autodachs kann man da nur konstatieren: Zu Recht!
Huh: Der neue Turniermodus mit 24 Teams wurde ja schon im Vorfeld fleißig zerrissen. Doch waren es vor allem die Underdogs, die in Erinnerung bleiben werden. Nebst den Iren, die hauptsächlich ihre Fans mitbrachten, sind sportlich gesehen natürlich Wales und Island zu nennen. So schafften es Gareth Bale und seine Mannen bei der ersten EM-Teilnahme überhaupt bis ins Halbfinale. Und ganz ehrlich: Wer teilweise mit Ashley Williams Libero spielt und bei diesem hinfrisierten Eventturnier einen derartigen Kreisklassen-Charme versprüht, frei nach dem Motto "Der Dicke bleibt hinten und haut im Zweifelsfall dazwischen" - wie kann man so eine Mannschaft nicht lieben? Und die Isländer, was soll man da noch sagen? "HUH!" vielleicht. Lebt eigentlich der isländische Kommentator wieder?
Gabor, Fußballgott: "Wer eine Jogginghose trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren", hat Karl Lagerfeld einmal gesagt. Allem Anschein nach, ohne Gabor Kiraly zu kennen. Im Alter von knackigen 40 Jahren, zwei Monaten und zwei Wochen verewigte sich der Ungar nicht nur als ältester Spieler aller Zeiten bei einer EM in den Geschichtsbüchern, sondern stieg auch mit sensationellen Auftritten bei Ungarns überraschendem Achtelfinaleinzug zur Kultfigur auf. Wir ziehen unsere Jogginghosen und sagen: Danke.
Gamma-Eulen: Diese Zeilen sollen als Mahnmal dienen. Als Erinnerung an die wahren Helden der EM. Dass im Zuge des Finals Millionen von Insekten zu Tode gekommen sind, weil die Verantwortlichen über Nacht Flutlicht und Werbebanden angeschaltet ließen, ärgert unsere Redaktion nämlich mindestens so sehr wie den Insektenforscher, der in der Süddeutschen Zeitung deswegen mal vollkommen zurecht auf den Tisch haute. Zitat: "Da sieht man mal, was der Fußball für ein Drama für die Nachtfalter ist." Oh ja! Außerdem waren es keine Motten, wie die entomologisch beängstigend unterinformierte Sportjournalie sofort in die Welt posaunte, sondern eben Nachtfalter. Genauer gesagt waren es Gamma-Eulen. WAREN. Die, so der Experte aus der SZ, sind jetzt nämlich alle tot.
Jubeltraube plus eins: Natürlich, dass es bei der "sichersten EM aller Zeiten" ohne allzu großen Aufwand möglich ist, seinen Astralkörper über die Bande ins Stadioninnere zu wuchten und sich in die Jubeltraube seiner Mannschaft zu werfen - unglücklich. Einem kroatischen Flitzer beim Auftaktspiel gegen die Türkei war das aber herzlich egal. Bei so einer Bude kann man schließlich mal ein bisschen mehr eskalieren als sonst...
Der zwölfte Mann: Zwar in den Innenraum, aber sicher nicht aufs Mannschaftsfoto Portugals hätte auch der Helfer des Vorbereitungsprogramms gehört, der sich vor dem Spiel des Europameisters gegen Wales mal eben neben CR7 höchstpersönlich stellte. Und man mag vom Kollegen Ronaldo halten, was man möchte - dessen Reaktion auf den zwölften Mann war dann doch sehr sympathisch. Die UEFA twitterte das Foto im Anschluss übrigens höchstpersönlich, den Störenfried als "cheeky scamp" bezeichnend, löschte es aber wieder. Kann man laut meinem Wörterbuch übrigens mit "frecher Spitzbube" übersetzen. Oder mit "krötiger Schuft". Je nach dem.
Transparent-Tattoos: Es ist der Trend der EM. Aber Obacht: nur für die wirklich Coolen und Harten. Andres Iniesta etwa ist voll davon. Bei dem Mann sieht man eben gleich auf den ersten Blick, dass er etwas ganz Besonderes ist.
Defend it like it's hot: Auch Jerome Boateng soll hier nochmal erwähnt sein, der mit seiner motorisch eigentlich in dieser unserer Dimension unmöglichen Rettungstat gegen die Ukraine schon an Spieltag eins für eines der Bilder der EM gesorgt hat. Allem Trouble im Vorfeld zum Trotz verteidigte Boa auch so ziemlich sensationell und bekam vor dem Halbfinale via Twitter sogar Support von niemand Geringerem als Snoop Dogg, der das Bild eines Boateng-Trikots samt Hashtag #NEIGHBOR twitterte. Geholfen hat's nix, schön war's trotzdem. Wie Nazi-Opa Gauland das fand, wissen wir zum Glück nicht ("Die Leute finden es gut, wenn er es dropped like it's hot. Aber sie wollen einen Snoop Dogg nicht als Nachbarn haben")...
Der Wolf in Lammplüsch: Gegen Island war es mit dem vor dem Anpfiff angsterfüllt nägelkauenden Antoine Griezmann noch gutgegangen. Auch gegen Deutschland. Doch vielleicht hätte man vor dem Finale einschreiten sollen, als der Stürmer wieder furchtvoll und traurig vor sich hinlinste. Vielleicht hätte man sagen sollen: "Pass mal auf, Kleiner. Keine Angst. Du spielst da jetzt nicht mit. Guck mal, siehst Du da hinten die zwei bösen Männer vor dem Torwart? Die fressen rohes Kindermett zum Frühstück..." Aber mal im Ernst: Grizou hat nicht nur wegen seiner sechs Tore gezeigt, was für ein Ausnahmespieler er ist und die Auszeichnung zum Spieler des Turniers mehr als verdient. Ob er nach diesem Sonntag aber aufhört, traurig zu schauen, darf bezweifelt werden.