Cristiano Ronaldo gegen Antoine Griezmann - das Endspiel wird zum Duell der EURO-Stars. "Ich zähle schon die Stunden", ließ Ronaldo kurz vor dem Finale der EM zwischen Gastgeber Frankreich und Portugal am Sonntag im Stade de France (21 Uhr im LIVETICKER) via Twitter wissen. Auch er wusste natürlich ganz genau: Es geht um Ronaldo gegen Griezmann - alle anderen Themen sind nur noch Randaspekte.
So machten sich die TV-Sender nicht einmal mehr die Mühe, auf weitere Spieler, die Trainer oder die sportliche Ausgangslage einzugehen. Für das Endspiel wird alle fünf Minuten mit einem Spot geworben, der ausschließlich die besten EM-Szenen von Griezmann und Ronaldo zeigt. Rund 300 Millionen Fernseh-Zuschauer erwartet die UEFA weltweit - das Aufeinandertreffen der EURO-Stars ist für die Quote sicher nicht abträglich.
Auch die Zeitungen reduzieren das Finale weitgehend auf das ultimative Duell. "Es herrscht Waffengleichheit", schrieb die L'Equipe am Samstag über ihr ganzseitiges Titelbild, auf dem natürlich nur Griezmann und Ronaldo zu sehen sind. Schließlich garantieren die beiden die besten Geschichten - nicht nur, weil Griezmanns Familie ausgerechnet portugiesische Wurzeln hat.
Einer hat etwas gutzumachen
Der eine (Griezmann) spielt für Atletico Madrid, der andere (Ronaldo) für den Stadtrivalen Real. Beide standen sich bereits Ende Mai im Finale der Champions League gegenüber - und Griezmann hat aufgrund der Niederlage samt verschossenem Strafstoß etwas gutzumachen.
Doch für Griezmann, der Weltmeister Deutschland mit seinen beiden Toren im Halbfinale (45.+2, Handelfmeter/72.) fast im Alleingang aus dem Turnier geworfen hat, wäre der Titelgewinn viel mehr als nur eine persönliche Genugtuung. Der Angreifer will den anvisierten Triumph der ganzen Nation widmen.
"Es war unsere Pflicht, den Franzosen bei dieser EM Freude zu bereiten, um sie von den Gedanken an den Terror abzulenken", sagte der 25-Jährige, der mit sechs Treffern schon so gut wie sicher als Torschüzenkönig feststeht: "Ich hoffe, wir können dieses Finale für alle Franzosen gewinnen."
Es wäre nach 1984 (EM) und 1998 (WM) der dritte französische Titelgewinn bei der dritten Endrunde im eigenen Land. Die Medien flehen den insgesamt vierten Triumph der Blauen, die auch bei der EM 2000 erfolgreich waren, geradezu herbei. "Der Fußball macht uns ganz verrückt", titelte das Boulevardblatt Le Parisien.
Rache für 2006?
Kapitän Hugo Lloris schürte die Hoffnungen. "Wir sind bereit für die nächste Schlacht. Wir haben das große Verlangen nach dem Titel", sagte der Keeper am Samstag. Und Trainer Didier Deschamps, der Griezmann natürlich auch noch einmal lobte ("Er bringt das ganze Team voran"), verriet sogar sein Erfolgsrezept. Seine Spieler sollen "so entspannt wie möglich und so konzentriert wie nötig" in das Finale gesehen - auch wenn laut Deschamps noch niemand auf der Welt den ultimativen "Anti-Ronaldo-Plan" entwickelt hat.
Im Gegensatz zu Frankreich steht bei den Portugiesen, die wahrscheinlich auf ihren angeschlagenen Abwehrchef Pepe zurückgreifen können, noch kein Triumph zubuche. Das verlorene EM-Finale von 2004 im eigenen Land gegen Griechenland (0:1) schmerzt noch genauso wie die Niederlage mit demselben Ergebnis im WM-Halbfinale 2006 gegen den Gegner vom Sonntag.
Doch Ronaldo, der die Roten Drachen aus Wales mit einem Tor und einer Vorlage im Halbfinale eliminiert hatte, will alles daran setzen, diese Wunden zu heilen. "Wir sind nahe dran", sagte der dreimalige Weltfußballer, der seine glanzvolle Karriere krönen möchte: "Ich verdiene es, Portugal verdient es, die Fans verdienen es, jeder Portugiese verdient es."
Portugal - Frankreich: Alle Daten zum Spiel