Vor 50.000 Zuschauern im Parc Olympique Lyonnais erzielte Armando Sadiku kurz vor der Halbzeit das goldene Tor (44.) für Albanien. Dank des ersten Treffers bei einer EM überhaupt hat der Neuling gleichzeitig den ersten Sieg bei einer EM-Endrunde eingefahren.
Die Rumänen, bei denen Anghel Iordanescu zum 100. Mal als Nationaltrainer Rumäniens an der Seitenlinie stand, sind durch die Niederlage als Gruppenvierter ausgeschieden. Die beste Chance vergab Andone, als er in der 76. Minute an der Latte scheiterte.
Albanien beendet die Gruppenphase als Dritter und hat theoretisch noch Chancen, als einer der vier besten Gruppendritten in das Achtelfinale einzuziehen. Der EM-Debütant muss bei 3 Punkten und einem Torverhältnis von 1:3 allerdings auf die Konkurrenz hoffen.
Die Reaktionen:
Anghel Iordanescu (Trainer Rumänien): "Wir müssen uns für dieses Ergebnis entschuldigen. Das 0:1 ist leider durch einen klaren Abwehrfehler entstanden. In der zweiten Halbzeit waren wir dem Ausgleichstreffer sehr nahe. Wenn man in der Vorrunde kein Spiel gewinnt, hat man es auch nicht verdient, die nächste Runde zu erreichen."
Giovanni De Biasi (Trainer Albanien): "Ich bin sehr glücklich über die Leistung meiner Mannschaft. Wir waren gut organisiert, unsere Abwehr stand sicher. Insgesamt war es ein erstklassiger Auftritt. Wir haben sehr klar gespielt und uns gegen einen starken Gegner wirklich gut behauptet."
Der Spielfilm:
Vor dem Anpfiff: Anghel Iordanescu verändert seine Startelf nach dem 1:1 gegen die Schweiz gleich auf fünf Positionen: Matel, Hoban, Stanciu, Popa und Alibec ersetzen Rat, Pintilii, Chipciu, Torje und Keseru.
Sein Gegenüber Giovanni De Biasi rotiert nach der 0:2-Niederlage gegen die Franzosen weniger und wechselt nur auf einer Position: Basha darf statt Kukeli auf der Sechs spielen. Kapitän Cana bleibt also auch nach Ablauf seiner Sperre außen vor, die Bundesliga-Legionäre Mavraj (Köln) und Abrashi (Freiburg) sind hingegen dabei.
8.: Nach einem weiten Ball missglückt eine Kopfballabwehr der Albaner und Stanciu versucht es volley aus der zweiten Reihe. Sein Geschoss geht aber zu zentral auf den Kasten. Berisha faustet den Ball weg.
23.: Zum ersten Mal kombinieren sich die Albaner in die gefährliche Zone: Lila hat nach einem klugen Pass durch die rumänische Viererkette viel Platz auf dem rechten Flügel und passt scharf in die Mitte. Lenjani jagt den Ball aus kurzer Distanz über das Tor, allerdings war bereits die Fahne des Assistenten oben.
35.: Memushaj zieht von rechts in den Strafraum und lässt seinen Gegenspieler mit einer Körpertäuschung ins Leere grätschen. Seine Hereingabe aus spitzem Winkel misslingt und Berisha wehrt zur Ecke ab.
44., 0:1, Sadiku: Nach einer langgezogenen Memushaj-Flanke von rechts verschätzt sich Tatarusanu beim Herauslaufen völlig. Sadiku lauert am zweiten Pfosten und köpft den Ball über den Torwart hinweg in die Maschen. Es ist das erste albanische EM-Tor überhaupt!
63.: Der auffällige Memushaj versucht es vom rechten Strafraumeck und Tatarusanu lässt den Schuss erst abprallen, ehe er den Ball unter sich begräbt.
76.: Die Querstange wackelt! Endlich kommen die Rumänen in Person von Florin Andone mal zum Abschluss. Aus spitzem Winkel im Strafraum schließt der Stürmer sofort ab, sein Schuss klatscht an die Oberkante der Latte.
86.: Roshi zündet auf der Außenbahn den Turbo und holt einen Eckball heraus. Mavraj, der in der Defensive einen starken Job macht, ist mit aufgerückt und verfehlt mit seinem Direktschuss nur knapp das Gehäuse.
Fazit: Rumänien fand gegen tapfer kämpfende Albaner keine Lösungen und erspielte sich so trotz optischer Überlegenheit kaum hochkarätige Chancen. Albanien verdiente sich den historischen Erfolg mit leidenschaftlichem Einsatz redlich.
Der Star des Spiels: Ledian Memushaj. Der 29-Jährige war der Dreh- und Angelpunkt im albanischen Spiel. Der Mittelfeldspieler sammelte nicht nur die meisten Ballaktionen seines Teams, sondern spielte auch mehr Pässe als jeder seiner Kollegen. Zudem bereitete er das goldene Tor mit einer schönen Flanke vor. Die albanische Defensive funktionierte im Kollektiv.
Der Flop des Spiels: Ciprian Tatarusanu. Der Keeper erwischte keinen guten Tag und machte über 90 Minuten keinen souveränen Eindruck. Beim Gegentor verschätzte er sich fatal und brachte sein Team so auf die Verliererstraße. Ebenfalls unauffällig: Adrian Popa.
Der Schiedsrichter: Pavel Kralovec (Tschechien). Der 38-Jährige hatte kaum Probleme mit der fair geführten Partie. Es war richtig, Basha in der 6. Minute die Gelbe Karte zu zeigen. Allerdings entschied Kralovec in der 72. Minute nach einem aussichtsreichen Steilpass der Rumänen zu Unrecht auf Abseits.
Das fiel auf:
- Bei seinem Jubiläum schickte Iordanescu seine Auswahl in einem 4-2-3-1 auf das Feld. Die Rumänen wollten den Spielaufbau Albaniens früh unterbinden und attackierten die Mannschaft von Giovanni De Biasi deshalb in der gegnerischen Hälfte. Situativ erhöhte Rumänien das Pressing und lief die Albaner bereits an deren Strafraum an. Da die Rumänen in diesen Situationen als Team kompakt vorschoben, schlug Albanien viele weite Bälle. Diese laufintensive Spielweise konnte Rumänien aber nicht dauerhaft aufrechterhalten.
- De Biasi setzte hingegen auf ein 4-1-4-1, wobei Basha und Abrashi im Wechsel die Position vor der Abwehr besetzten. Wenn sich Rumänien tief in der eigenen Hälfte festsetzen konnte, arbeiteten die Flügelspieler defensiv stark mit, sodass sich die Albaner im letzten Drittel häufig in einer Fünferkette formierten. Im Mittelfeld verteidigten sie hingegen über weite Strecken energisch mit Mann gegen Mann.
- Anfangs erwartete Albanien die Rumänen knapp hinter der Mittellinie und versuchte, nach Ballgewinnen schnell vertikal zu spielen, was allerdings zumeist misslang. Im Laufe der ersten Halbzeit positionierten sich die Albaner besser, schufen so im eigenen Spielaufbau mehr Anspielstationen und übernahmen die Spielkontrolle. Dabei profitierten sie davon, dass die Rumänen ihr aggressives Pressing nicht durchziehen konnten.
- Im zweiten Durchgang lief Rumänien gegen defensiv ausgerichtete zwar dauerhaft an, fand aber überhaupt keine Lösungen - besonders im letzten Drittel mangelte es Rumänien an Kreativität. Da die Iordanescu-Elf zu selten Tempo in ihre Angriffe bekam, konnten sich die Albaner rechtzeitig sortieren. Zudem wurden die Angriffswellen häufig durch unnötige Abspielfehler gestoppt.
Rumänien - Albanien: Die Statistik zum Spiel